Pflege-Ausbildung
Abitur, Studium, Beruf – eigentlich war sich Paul Leinweber ziemlich sicher, wie sein Leben nach der Schule aussehen würde. Der passende Studiengang war schnell gefunden: Soziale Arbeit. Um vorher noch praktische Erfahrung zu sammeln, entschied er sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ).
Den Freiwilligendienst absolvierte Paul im Theodor-Fliedner-Haus, einer Hertener Pflegeeinrichtung der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen, welches er bereits im Rahmen eines Praktikums kennenlernen durfte. Dort war er vor allem in der Betreuung zuständig, begleitete beispielsweise Seniorinnen und Senioren bei Einkäufen und anderen Erledigungen, die sie nicht mehr allein bewältigen können. Er begleitete die Mahlzeiten, lieh den Menschen sein offenes Ohr und schenkte ihnen Zeit. Die Arbeit gefiel ihm so gut, dass er sein FSJ sogar verlängerte. "Es ist ein großartiges Gefühl, anderen Menschen zu helfen und sie zu unterstützen. Ich konnte mir nach einiger Zeit gar nicht mehr vorstellen, meine Tage stattdessen in einem Hörsaal zu verbringen", erzählt der 21-Jährige, der sich schließlich für die Ausbildung zum Pflegefachmann entschied.
Offene Atmosphäre
Mittlerweile ist er im zweiten Ausbildungsjahr und möchte es sich gar nicht anders vorstellen: "Ich wache morgens glücklich auf und komme mit Freude zur Arbeit", sagt er strahlend. Ein besonderer Pluspunkt für ihn ist die Arbeitsatmosphäre, in der er keine Angst haben muss, Fragen zu stellen oder Fehler zu machen. Das sei charakteristisch für die Diakonie.
Seit 2020 ist die Pflegeausbildung generalistisch ausgelegt, was bedeutet, dass Paul nicht nur in der stationären Altenpflege, sondern auch in verschiedenen anderen Pflegebereichen ausgebildet wird. Bald folgen daher auch Aufgaben außerhalb des Altenheims: "Ich habe demnächst Einsätze in der Kinderkrankenpflege, im Krankenhaus und der Diakoniestation und freue mich darauf, Neues zu lernen und meine Kenntnisse zu vertiefen", so der engagierte Azubi.
Mit viel Eigeninitiative und Gefühl
Wohnbereichsleiterin Paola Litzner beobachtet Pauls Arbeit tagtäglich und kann bestätigen, dass seine Leistungen und sein Engagement weit über dem Durchschnitt liegen. "Paul ist pünktlich, kommunikativ und legt viel Eigeninitiative an den Tag. Man merkt einfach, dass er für diesen Job brennt", sagt sie. Der angehende Pfleger habe sich zu einem wichtigen Teil des Teams entwickelt. "Paul ist ein großer Gewinn für das Theodor-Fliedner-Haus und wird von Mitarbeitenden und Bewohnerschaft gleichermaßen geschätzt", fügt sie hinzu.
Der erste Todesfall löste viele Emotionen bei Paul Leinweber aus. Krankheit, Tod und Trauer spielen im Pflegeberuf eine große Rolle.
Dass der Pflegeberuf auch seine Herausforderungen hat, dem ist sich Paul mehr als bewusst. Krankheit, Tod und Trauer spielen in seinem Alltag eine wichtige Rolle. "Ich erinnere mich noch genau an den ersten Todesfall hier im Haus. Wenn man eine Person jeden Tag sieht und sie dann plötzlich nicht mehr da ist, löst das natürlich viele Emotionen aus", so der Auszubildende. Gegen den Beruf spricht das für ihn jedoch keinesfalls, im Gegenteil: "Der Tod gehört zum Leben und ich möchte dazu beitragen, dass Menschen ihren letzten Lebensabschnitt mit Würde verbringen können."
Für Paul ist klar, dass seine berufliche Zukunft in der Pflege liegt. Wie genau diese jedoch aussehen wird, steht für ihn noch offen. So könne er sich beispielsweise eine Spezialisierung oder sogar ein aufbauendes Studium vorstellen. "Es gibt viele Karrieremöglichkeiten, die mich interessieren, und ich bin sicher, dass ich gemeinsam mit der Diakonie das Richtige für mich finden werde", sagt er zuversichtlich.
Der Artikel erschien zuerst in dem Magazin "Vest erleben". Autorin: Fotini Kouneli, Fotos: Marco Stepniak, Shutterstock