Besuch im Funkhaus
"Achtung, Ruhe – Aufnahme läuft" – rot blinkt das Schild über dem Hörfunkstudio von WDR 5 im Düsseldorfer Funkhaus. Dabei läuft gerade keine Livesendung. Die erste Besuchsgruppe mit rund 20 Pflegekräften drängelt sich um Radiomoderatorin Heide Rasche, die mit ihrer markanten Stimme charmant-pointiert einen Einblick in ihren Job gibt. "Ohne Technik geht bei uns niemand auf Sendung", sagt sie. Zu einem Perspektivwechsel der besonderen Art hat gestern, am Donnerstag, 23. November, der WDR eingeladen. Titel des Formats: "Pflege trifft WDR".
Während ihres Besuchs im WDR Funkhaus Düsseldorf haben 20 Pflegekräfte hinter die Kulissen des Senders geschaut.
Echtes Interesse
"Wir wollen Ihnen zeigen, wie wir arbeiten – und von Ihnen erfahren, wie Sie als Profis die Berichterstattung zum Thema Pflege in unseren Rundfunksendern wahrnehmen“, sagt Gabi Ludwig, Chefredakteurin der WDR-Landesprogramme. Echtes Interesse für das Thema bringen sie und ein Dutzend WDR-Kolleg*innen an diesem Tag nicht nur aufgrund persönlicher Betroffenheit mit und weil sie die gesellschaftliche Dimension des Themas erkannt haben. Ludwig steht auch neben ihrem Hauptberuf der Diakonie nahe – als Mitglied in der Konferenz Diakonie und Entwicklung.
In diesem Jahr konnte die Diakonie RWL bereits mehrfach die Themen ihrer Mitglieder im Landespolitikmagazin "Westpol" platzieren.
Medienarbeit der Diakonie RWL
Nach dem Radiostudio geht’s zum Fernsehen – Studio und Regieraum der Lokalzeit aus Düsseldorf öffnen ihre Türen für die Pflege. Sein Studio mit unzähligen Scheinwerfern, mehreren vollautomatischen Kameras und dem bekannten roten Tisch zeigt Moderator Jens Krepela. Er antwortet auf jede Frage – und wird dreieinhalb Stunden später live durch seine Sendung führen, in der auch die Pflege einen besonderen Platz bekommt. "Die Live-Sendung ist die Frucht unserer täglichen Arbeit", sagt er. Eine ältere Dame fragt besorgt nach: "Bekommen Sie bei den vielen schlimmen Meldungen eigentlich auch Supervision?"
Das Studio ist auch für die mediale Arbeit der Diakonie RWL wichtig, wird doch aus demselben Raum jeden Sonntag das Landespolitikmagazin "Westpol" gesendet, in dem die Diakonie in diesem Jahr mehrere Beiträge platzieren konnte: Von Kitas über die Abschiebungsbeobachtung – bis hin zur Pflege.
Sarah Krebs, Regionalleitung West Ambulante Dienste bei der Diakonie Düsseldorf, wünscht sich in Radio und Fernsehen mehr positive Geschichten aus der Pflege.
Viel Lob, aber auch Kritik
Und? Wie finden die Pflegenden denn nun die Berichterstattung des WDR zum Thema? Fühlen sie sich und ihre Arbeits- und Lebensbedingungen angemessen dargestellt? Was finden sie gut, was fehlt ihnen vielleicht bei der Programmgestaltung?
Neben viel Lob und Anerkennung für die professionelle journalistische Arbeit des WDR mischt sich auch Kritik. "Ich kann streichelnde Hände nicht mehr sehen – und die langen Flure von Altersheimen", sagt eine Pflegerin. Sarah Krebs von der Diakonie Düsseldorf sagt: "Medial wird immer viel Mitleid für die Pflege transportiert. Dabei gibt es so viele positive Geschichten in der Pflege: Viele bekommen gute Tariflöhne, bereits die Ausbildung ist sehr gut vergütet, ich habe gute Karrierechancen, kann schon in den ersten drei Jahren nach der Ausbildung aufsteigen. In zahlreichen Fachweiterbildungen kann ich mich vielfach spezialisieren. Es ist ein hochprofessionalisiertes Berufsbild. Es wäre schön, wenn der WDR das auch in seiner Bildsprache zeigen könnte."
Tim Marciniak, Fachkrankenpfleger Psychiatrie im Evangelischen Klinikum Niederrhein Duisburg, sagt: " Pflege ist so viel mehr als rein pflegerische Tätigkeiten."
Verzerrtes Bild
Andere Kolleg*innen kritisieren die schmalzigen Vorabendserien. "Unser Verhältnis zu Ärzt*innen ist viel professioneller und viel mehr auf Augenhöhe als das, was hier jeden Tag über den Bildschirm läuft", sagt Sandra Postel von der Pflegekammer NRW. "Wir gucken so etwas ja meistens gar nicht, dafür haben wir gar keine Zeit. Aber unsere Patient*innen, Bewohner*innen und deren Angehörige gucken das – und das prägt dann schon deren Bild unseres Berufs."
Tim Marciniak, Fachkrankenpfleger Psychiatrie im Evangelischen Klinikum Niederrhein Duisburg, sagt: "Pflege ist so viel mehr als rein pflegerische Tätigkeiten. Wir sind auch Übersetzer, erklären den Angehörigen, was der Arzt gesagt hat. Wir sind Sozialarbeiter, Kümmerer, Tröster, Dokumentierer, und wir arbeiten mit hoher Professionalität – das sollte sich auch in der medialen Bildsprache widerspiegeln."
Kai Klein, Gesundheits- und Krankenpfleger im Florence-Nightingale-Krankenhaus der Kaiserswerther Diakonie, sagt: "Es ist wichtig, dass der WDR der Pflege zuhört."
Erkenntnis auf beiden Seiten
Kai Klein hat sich extra an seinem freien Tag Zeit für den Austausch genommen. Der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger hat schon ein Bachelorstudium in Pflegemanagement draufgepackt und seine Abschlussarbeit zum Zeiteinsatz in der Pflege geschrieben. Im Florence-Nightingale-Krankenhaus der Kaiserswerther Diakonie arbeitet er mittlerweile als stellvertretende Stationsleitung. Er hat den Abend so erlebt: "Es ist wichtig, dass der WDR der Pflege zuhört. Das war heute eine richtig gute Veranstaltung mit spannendem Austausch und sicherlich viel Erkenntnis auf beiden Seiten."
"Ich finde es super, dass wir hier unsere Interessen vertreten können", sagt Dorte Kretschmar von der Diakonie Düsseldorf.
Interessen vertreten
Dorte Kretschmar, Qualitätsmanagementbeauftragte und Hygienemanagement "Leben im Alter" bei der Diakonie Düsseldorf, ergänzt: "Ich finde es super, dass wir auch hier als Diakonie unsere Interessen vertreten können und so ein Sprachrohr für unsere Bewohner*innen und Kolleg*innen sein können."
Text und Fotos: Franz Werfel
Alter und Pflege
Auch im TV
Der Beitrag der WDR Lokalzeit Düsseldorf (ab Minute 14:55) findet sich hier