175 Jahre Diakonie
Wie viele Bahnhofsmissionen es in Nordrhein-Westfalen gibt, kann Karl-Josef Laumann beim digitalen Diakonie-Quiz nicht auf Anhieb sagen. "Aber ich weiß, dass die Diakonie ihren 175. Geburtstag feiert", sagt er. "Und dazu gratuliere ich." Der CDU-Gesundheitsminister war einer von vielen Landespolitikerinnen und -politikern, die den Jubiläumsstand der Diakonie RWL unmittelbar neben der großen Treppe in der Bürgerhalle des Landtags besucht und sich dort über die Arbeit der Diakonie informiert haben sowie mit den Mitarbeitenden ins Gespräch gekommen sind.
Intensiver Austausch
"Wir können hier unsere Botschaften auf direktem Wege vermitteln und sind in einem wirklich intensiven und konstruktiven Austausch mit unseren Gästen", sagt Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann. "Unsere Gespräche sind von hoher Qualität und brandaktuell. Es geht dabei etwa um die nach wie vor ungeklärte Finanzierung von Kita und OGS im kommenden Jahr, um die Krise in der Pflege oder um die Krankenhausreform." Mit Familienministerin Josefine Paul und ihrem Staatssekretär Lorenz Bahr (beide Bündnis 90/Die Grünen) diskutierte Heine-Göttelmann die am Tag zuvor angekündigte finanzielle Entlastung der Kita-Träger. Heine-Göttelmann: "Solche Aktionen wie heute zeichnen die politische Arbeit der Diakonie RWL aus und zeigen, dass unsere Expertise und Einschätzungen in der Landespolitik gefragt sind."
Elf Fragen zu den Arbeitsbereichen der Diakonie RWL konnten die Gäste beim digitalen Quiz beantworten.
Digitales Quiz
Neben Vorstand Heine-Göttelmann betreuten an diesem Plenartag auch zahlreiche Führungskräfte der Diakonie RWL "ihren" Jubiläumsstand. Sie animierten die Politikerinnen und Politiker, beim digitalen Quiz Fragen zu den Arbeitsfeldern der Diakonie zu beantworten. Dort fiel besonders Landtagspräsident André Kuper (CDU) auf, der fast alle elf Fragen richtig beantwortete. Es gab Getränke und Kronenkreuz-Muffins, die die Neue Arbeit der Diakonie in Essen eigens für das Jubiläum gebacken hatte. Außerdem ließ sich das Diakonie-Team gemeinsam mit den Gästen vor der Kulisse Diakonie-blauer 3D-Buchstaben fotografieren: Während die meisten sich brav hinter den acht Buchstaben aufreihten, wurden die Fotografierten später mutiger, nahmen die Aufsteller in die Hände, hoben sie in die Höhe oder setzten sich drauf.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann nahm sich Zeit für das Gespräch mit Silvia Raffel und Axel Bremecke, beide Geschäftsfeld Krankenhaus und Gesundheit der Diakonie RWL.
Vertrauen schaffen
"Die Atmosphäre ist entspannt und ungezwungen", sagt Anja Köhler, Teamleitung ambulante Pflege und Hospize im Zentrum Pflege der Diakonie RWL, während sie Thomas Kutschaty von der SPD eine Diakonie-Tasche mit Infomaterial und Pralinen überreicht. "Ich spreche heute mit vielen Abgeordneten, denen ich sonst in anderen Gesprächssituationen begegne."
So empfindet es auch Silvia Raffel, die bei der Diakonie RWL das Geschäftsfeld Krankenhaus und Gesundheit leitet. "Ich habe mich lange mit Gesundheitsminister Laumann über die aktuelle Krankenhaussituation ausgetauscht", sagt sie. "Dieses Gespräch hat Vertrauen geweckt in die NRW-Krankenhauspolitik, und der Minister hat zugesagt, dass sein Ministerium für uns und unsere Krankenhäuser jederzeit gesprächsbereit bleiben wird."
Tausende Menschen demonstrierten vor dem Landtag für die Rettung der Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen.
Kundgebung vor dem Landtag
Apropos Krankenhäuser: Während sich die Gespräche im Landtags-Foyer um sämtliche diakonische Arbeitsbereiche drehten – etwa Freiwilligendienste, Eingliederungshilfe, Beratung für Geflüchtete, Soziale und erzieherische Hilfen, Pflege, OGS und Kita – ging es draußen auf der Landtagswiese nur um ein einziges Thema: die Krankenhausreform. Um fünf Minuten vor zwölf hatten sich dort Tausende Beschäftigte versammelt, um lautstark mit Trillerpfeifen, Klatschpappen und Megafon auf die drohende Schieflage der nordrhein-westfälischen Krankenhäuser durch eine unzureichende Finanzierung aufmerksam zu machen und die Bundesregierung zum Handeln aufzufordern.
Auch die Diakonie RWL unterstützt die Aktion und ist Teil der "NRW-Allianz für die Krankenhäuser". "Insofern ist es ein guter Zusammenhang, dass wir uns heute hier drinnen präsentieren und draußen die Kundgebung der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen läuft", sagt Christian Heine-Göttelmann. "Damit eine notwendige Krankenhausreform überhaupt funktionieren kann, müssen die Krankenhäuser wirtschaftlich stabil sein. Das setzt sowohl einen ausreichenden Inflationsausgleich als auch die vollständige Finanzierung der vereinbarten Tarifsteigerungen voraus." Gemeinsam mit den Fachleuten aus dem Geschäftsfeld Krankenhaus und einigen Politikerinnen und Politikern verließ er daher für gut 30 Minuten seinen Platz am Geburtstagsstand und machte sich ein Bild von der Kundgebung.
Heike Moerland, Leitung Geschäftsfeld Berufliche und soziale Integration, führt Ellen Stock (SPD) durchs digitale Diakonie-Quiz.
Themen platzieren
Bis nachmittags feierten Diakonie und Landespolitik gemeinsam, einige Politiker und Politikerinnen kamen gleich mehrfach vorbei, während der Sitzungspausen und nach deren Ende. "Wir konnten unsere Chancen heute nutzen und das wichtige Thema Armut bei den unterschiedlichsten Menschen platzieren", sagt Heike Moerland, Geschäftsfeldleitung Berufliche und soziale Integration der Diakonie RWL, die sich lange mit Staatssekretär Lorenz Bahr (Grüne), Sarah Philipp, Co-Vorsitzende der NRW-SPD, und Josef Neumann (SPD) unterhielt.
Ihr Kollege Ulrich T. Christenn, Pfarrer und Fundraising-Experte der Diakonie RWL, nutzte die Jubiläumsfeier im Landtag, um auf die Arbeit der Hochwasserhilfe der Diakonie Katastrophenhilfe RWL aufmerksam zu machen. "Ich habe berichtet, welche Erfahrung und Expertise wir in der Hochwasserhilfe haben und dass wir die Menschen in den betroffenen Gebieten noch lange unterstützen werden", so Christenn. "Außerdem konnte ich in diesem Zusammenhang das Thema Klimafolgenanpassung ansprechen."
Tim Rietzke (li.) und Björn-Christian Jung, beide Geschäftsfeld Familie und junge Menschen der Diakonie RWL, mit Lena Zingsheim-Zobel (Bündnis 90/Die Grünen) und ihrer Tochter.
Diakonie wird geschätzt
Unter den Gästen im Landtag war auch Rüdiger Schuch. Der Beauftragte der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung in Nordrhein-Westfalen wird ab 1. Januar 2024 neuer Präsident der Diakonie Deutschland. Insofern war es auch "sein" Jubiläum, das gefeiert wurde. Bei Schuch hinterlässt die Präsentation der Diakonie RWL einen bleibenden Eindruck: "Dass sich die Diakonie RWL hier im Landtag auf diese Weise präsentiert, beeindruckt mich. An der Resonanz und der Intensität der Gespräche spürt man, dass die Diakonie hochgeachtet und geschätzt wird."
Text: Verena Bretz, Fotos: Jana Hofmann, Franz Werfel, Bretz
Diakonie RWL
Unter den Gästen waren
Ulf Schlüter (Theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen), Rüdiger Schuch (Beauftragter der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung in Nordrhein-Westfalen und ab 1. Januar 2024 Präsident der Diakonie Deutschland), Dr. Gerald Hagmann (Superintendent der Evangelischen Kirche in Bochum)
Landtagspräsident André Kuper, Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, Christian Berger, Matthias Eggers, Anke Fuchs-Dreisbach, Katharina Gebauer, Guido Götz, Sebastian Haug, Britta Oellers, Marco Schmitz (alle CDU)
Vize-Landtagspräsident Rainer Schmeltzer, Fraktionsvorsitzender Jochen Ott, Andreas Bialas, Anja Butschkau, Lisa-Kristin Kapteinat, Thorsten Klute, Thomas Kutschaty, Dr. Dennis Maelzer, Frank Müller, Elisabeth Müller-Witt, Josef Neumann, Sarah Philipp, Ellen Stock, Sebastian Watermeier, Christina Weng, Sven Wolf, Serdar Yüksel (alle SPD)
Vize-Landtagspräsidentin Berivan Aymaz, Familienministerin Josefine Paul, Staatssekretär Lorenz Bahr, Tim Achtermeyer, Christina Osei, Simon Rock, Michael Röls-Leitmann, Jule Wenzel, Lena Zingsheim-Zobel (alle Bündnis 90/Die Grünen)
Yvonne Gebauer (FDP)