Tag der Pflege 2024
"Auf der einen Seite setzen wir besonders auf den eigenen Nachwuchs und haben hier im Jahr 2021 die Ausbildungskapazitäten für unser Haus verdoppelt, zusätzlich ist aber die Personalgewinnung aus dem Ausland ein großes Thema. In den vergangenen Jahren sind wir wiederholt nach Serbien und Mexiko gereist, um dort neue Mitarbeitende für unser Haus zu gewinnen", sagt Pflegedienstleiter Florian Schier.
Milka und Stationsleitung Jessica sind mittlerweile mehr als Arbeitskolleginnen: Sie sind Freundinnen.
Eine große Familie
Milka kommt aus Serbien. Dort hat sie eine vierjährige Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. 2017 kam sie nach Deutschland und eben auch ins Weyertal. Natürlich gab es noch ein berufliches Anerkennungsjahr und Deutschkurse, aber das alles hat sie mit Bravour gemeistert. Lange hat sie mit ihrem Freund, der mittlerweile ihr Mann ist, eine Fernbeziehung geführt, denn sein Visum ließ jahrelang auf sich warten. Aber die Zwei haben ihren Traum nie aus den Augen verloren und leben mittlerweile mit Sohn Andrija in Köln.
"Wenn mein Team hier im EVK nicht gewesen wäre, weiß ich nicht, ob ich das alles durchgestanden hätte", erklärt Milka. "Wir sind hier wie eine große Familie und halten zusammen, das hat mir sehr geholfen." Mittlerweile sind aus Arbeitskolleg*innen Freunde geworden und Milka fühlt sich sehr wohl. In Deutschland, in Köln und im Weyertal.
Voneinander lernen
Auch Stationsleitung Jessica zieht ein positives Feedback: "Patienten und Patientinnen werden immer internationaler, und wenn sich das auch im Team widerspiegelt, finde ich das sehr gut. Klar sprechen wir alle Englisch, aber je mehr Sprachen wir als Team abdecken können, desto besser."
Wer sich allerdings einmal vorstellt, mit Sack und Pack in ein anderes Land zu gehen, um dort zu leben und zu arbeiten, der mag nachvollziehen können, dass das nicht immer einfach ist. "Was ich total wichtig finde, ist, dass wir die neuen ausländischen Kräfte intensiv unterstützen. Nicht nur in Form von Sprachkursen, sondern auch im Stationsalltag, damit eben alle auf einem guten Level sind. Und klar können wir eben auch viel voneinander lernen, und das wiederum kommt unseren Patientinnen und Patienten zugute. Das Miteinander ist es doch, was zählt", fasst es Jessica zusammen.
Pflegekraft Alejandro kommt aus Mexiko und gehört zum Projekt-Team des Klinikums, das neue Kräfte wie Karla (re.) anwirbt und nach der Ankunft im Alltag unterstützt.
Bürokratische Hürden
Alejandro kommt aus Mexiko und ist seit acht Jahren in Deutschland. Er hat hier ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht und sich danach entschlossen, eine Pflegeausbildung zu absolvieren. Seit etwa drei Jahren arbeitet er im Evangelischen Klinikum Köln Weyertal.
Alejandro war auch 2022 dabei, als eine Delegation des EVK erneut nach Mexiko gereist ist, um weitere Pflegekräfte zu gewinnen. Er gehört zum Projekt-Team des Klinikums, das bereits im Vorfeld Wohnungen organisiert und auch beim Beantragen von Arbeitserlaubnis, Steuernummer, Mobilfunkvertrag, Girokonto und ähnlichen Dingen unterstützend zur Seite steht.
Alejandro würde sich wünschen, dass die bürokratischen Mühlen mitunter etwas schneller mahlen, "denn, wenn man ein halbes Jahr auf einen Termin für einen Aufenthaltstitel warten muss, den man benötigt, um in Deutschland leben und arbeiten zu können, dann ist das einfach viel zu lang".
Auf Augenhöhe
Abgesehen davon bietet das EVK Unterstützung in vielen Bereichen an. "Nicht nur wir als Krankenhaus suchen die Pflegekräfte aus, sondern die Pflegekräfte suchen auch uns aus. Das heißt, wir begegnen uns von Anfang an auf Augenhöhe und tun viel dafür, dass sich die neuen Mitarbeitenden bei uns wohlfühlen“, bringt Pflegedienstleiter Florian Schier das Engagement des EVK auf den Punkt.
Heimweh ist einThema
Und als Landsmann hat Alejandro da natürlich entscheidende Vorteile: "Was die neuen Kolleginnen und Kollegen aus Mexiko erleben, das habe ich auch alles erlebt. In einem fremden Land Fuß zu fassen, das ist nicht leicht. Und wir können ja auch nicht mal eben übers Wochenende nach Hause fahren. Klar ist da auch Heimweh ein Thema, andererseits ist es auch einfacher, sich zu integrieren, denn es ist ja in unserem eigenen Interesse, hier Kontakte zu knüpfen und neue Menschen kennenzulernen", sagt Alejandro.
Die neuen Mitarbeitenden wissen all das zu schätzen. "Wir haben uns von Anfang an sehr willkommen gefühlt. Alle sind sehr nett zu uns und haben uns richtig gut aufgenommen", erzählt Karla. Sie ist eine von fünf mexikanischen Pflegekräften, die seit 2022 im EVK arbeiten.
Und neben der Arbeit ist es vor allem auch ihr neuer Wohnort, der es ihr angetan hat: "Ich mag Köln mittlerweile sehr gerne. Die Menschen hier sind meistens gut gelaunt und freundlich, und für mich ist es genau die richtige Stadt. Und wenn ich mal in anderen Städten bin und Leute mich fragen, wo ich herkomme, und ich sage, dass ich aus Mexiko komme und in Köln wohne, dann sind die Leute begeistert. Das freut mich irgendwie", sagt Karla.
Hohes medizinisches Niveau
In den nächsten zwei Jahren werden 13 weitere Pflegekräfte aus Mexiko am EVK erwartet. In den Augen von Pflegedienstleiter Florian Schier "ein Gewinn": "Wir als Haus profitieren von dieser internationalen Zusammenarbeit, denn in Mexiko ist die Pflege akademisiert und der Ausbildungsstandard sehr hoch. So tragen die Kolleginnen und Kollegen dazu bei, das hohe medizinische Niveau, das bei uns herrscht, sinnvoll zu ergänzen. Dafür bin ich sehr dankbar."
Gelungene Integration
Für Dr. Jan-Peter Gloßmann, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des EVK, steht neben der medizinischen Qualität auch der Zusammenhalt und der Teamgedanke im Vordergrund: "Nur eine gute Integration innerhalb und außerhalb der Arbeitswelt sorgt dafür, internationale Pflegekräfte langfristig zu binden. Als Klinikum stehen wir für Diversität und Vielfalt und sind mit unseren Beschäftigten aus über 41 Nationen ein gutes Beispiel für eben genau diese gelungene Integration."
Text und Fotos: Steffen Gerhards/EVK Köln Weyertal