Helmut-Simon-Preisträger 2020
"Wir tun was" – mit diesem schlichten Satz wirbt der "Helferkreises Kalkofen" aus Kaiserslautern um Mitstreiter. Seit über drei Jahren unterstützt der Verein Familien, Kinder und Senioren, die im Kaiserlauterer Brennpunktstadtteil Kalkofen leben, mit Lebensmittel- und Sachspenden, aber auch Sport, Gesprächen und sozialer Begleitung. "Es geht uns darum, Arme in unserer Gesellschaft sichtbar zu machen, ihnen Wege und Türen zu öffnen und sie mit ihnen zu gehen, ohne sie bloß zu stellen oder zu beschämen", so beschreibt der Verein sein Engagement.
Jetzt wurde er dafür mit dem ersten Platz des Helmut-Simon-Preises 2020 ausgezeichnet. Für ebenso preiswürdig hielt die Jury das Projekt "Rückenwind – Hilfen für Angehörige Inhaftierter" im rheinland-pfälzischen Wittlich. Es teilt sich den ersten Platz mit dem "Helferkreis Kalkofen".
Hans-Peter Pesch, Leiter des Projekts "Rückenwind", steht mit seinem Team vor der Geschäftsstelle, die ganz in der Nähe der JVA Willich ist.
Vorbildlicher Einsatz für Angehörige Inhaftierter
Die Mitarbeitenden des Projekts betreuen die Familien von Gefangenen, die in der Justizvollzugsanstalt Wittlich einsitzen. In der Kontaktstelle, die sich in der Nähe der JVA befindet, können sich die Angehörigen vor und nach dem Besuch im Gefängnis aufhalten. Ihre Kinder werden dort während der Besuchszeit betreut. Die Mitarbeitenden unterstützen die Familien in ihrem Alltag und im Umgang mit den Behörden. Die 2010 gegründete Beratungsstelle wird vom Sozialdienst Katholischer Frauen in Trier getragen.
Der zweite Preis geht an das Nähprojekt "Die Welt zusammennähen" des "Frauenzimmers" Koblenz für Frauen in prekären Lebenslagen. Im Projekt kommen von Armut betroffene Frauen, die oftmals von Spenden leben müssen, zusammen, um selbst aktiv zu werden. Sie nähen Kleidung oder nutzen im Sinne des "Upcycling" gebrauchte Gegenstände, um daraus kreative und nützliche Alltagsgegenstände zu gestalten.
Mit Sonderpreisen werden dieses Mal zwei reguläre soziale Angebote bedacht. Zum einen das Projekt "Stark. Strukturiert. Stabil." von der Kita "Arche Noah" in Lambrecht, das die unterschiedlichen Kulturen der Eltern und Kinder fördert. Zum anderen die Protestaktion "Coloured Rain" von "Last but not least" in Landau für ihren couragierten Einsatz für Flüchtlinge.
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, ist Schirmherrin des Helmut-Simon-Preises.
Projekte zeigen Vielfalt des Engagements
"Alle hier ausgezeichneten Projekte begegnen Diskriminierung und Ausgrenzung mit Mut und Kreativität. Sie zeigen, wie vielfältig und wertvoll das Engagement für andere in unserem Land ist", betont Schirmherrin und Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Der "Helferkreis Kalkofen" schenke Bürgern und Bürgerinnen neues Selbstvertrauen und ermögliche mehr gesellschaftliche Teilhabe. Das Projekt "Rückenwind" kämpfe erfolgreich gegen die soziale Ausgrenzung von Familien, deren Angehörige in Haft seien.
"Ob mit einer Protestaktion, einer sozial engagierten Kita oder beim multikulturellen Näh-Projekt – alle sechs Projekte leisten auf ganz unterschiedliche Weise einen unschätzbaren Beitrag für die soziale Gerechtigkeit in Rheinland-Pfalz." Christian Schad, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz und Vorsitzender der Jury, lobt die "Leidenschaft" der Mitarbeitenden, "um Menschen in Not auf Augenhöhe zu begegnen".
Den Preisträgerinnen und Preisträgern gelinge es mit Leidenschaft, Empathie und Kreativität, Menschen in ihrer Würde zu achten und ihnen durch ihre Arbeit auf Augenhöhe Selbstbewusstsein zu schenken, ergänzt Albrecht Bähr, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (Mitte) bei der Verleihung des Helmut-Simon-Preises 2016 mit Pfarrer Albrecht Bähr (rechts). Diesmal konnte aufgrund der Pandemie kein Festakt in der Staatskanzlei stattfinden.
Kein Festakt in der Pandemie
Der Helmut-Simon-Preis wird alle zwei Jahre von der Diakonie RWL, der Diakonie Pfalz und Hessen ausgelobt. Er ist nach dem 2013 verstorbenen ehemaligen Bundesverfassungsrichter Helmut Simon benannt und mit 10.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung richtet sich an Personen, Initiativen und Institutionen in Rheinland-Pfalz, die sich ehrenamtlich und hauptamtlich gegen Armut und Rassismus und für Inklusion und soziale Gerechtigkeit in Rheinland-Pfalz einsetzen.
Mit dem Preis will die Diakonie im Rheinland Mut machen, kreativ und sensibel gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit und Integration vorzugehen. Die Auszeichnung steht unter der Schirmherrschaft der Ministerpräsidentin und ist bewusst nicht konfessionell gebunden. Der ursprünglich für Januar 2021 angesetzte Festakt in der Staatskanzlei in Mainz fiel wegen der Corona-Pandemie aus.
Text: Diakonie Hessen/Redaktion: Sabine Damaschke
Das Projekt "Rückenwind – Hilfen für Angehörige Inhaftierter"
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