Quartiersarbeit nach der Flut
Klar, Windeln gehören in den Mülleimer und nicht etwa ins Klo. Aber wie ist das mit Feuchttüchern? Dürfen die nicht vielleicht doch ins Klo gespült werden? Und was ist mit Wattepads? Das Experiment zeigt es deutlich: Werden solche Sachen in der Toilette abgespült, gibt es eine ordentliche Rohrverstopfung. Das Toiletten-Abspül-Spiel war nur eine von mehreren Stationen, die die Schüler*innen der beiden dritten Klassen der Grundschule Parkstraße in Lüdenscheid-Brügge während ihrer Wasserexpedition besucht haben.
Quartiersmanagerin Barbara Schmidt hat die Kinder während der Expedition im Klassenraum begleitet, denn das Bildungsprojekt an der Grundschule ist Teil der Quartiersarbeit in Lüdenscheid-Brügge. Ihr Fazit: "Mich hat es wirklich fasziniert, wie viel die Kinder schon über das Thema Wasser wussten, etwa wie der Wasserkreislauf funktioniert und wie Wolken entstehen. Das hat mich in unserer Arbeit bestärkt, und es hat mir mal wieder gezeigt, wie sinnvoll es ist, bereits die Kinder zu sensibilisieren und ihnen solche Themen wie Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit nahezubringen."
Feuchttücher gehören in den Mülleimer und nicht ins Klo! Das haben die Grundschulkinder an dieser Station gelernt.
Spielerisch lernen
Etwa mit einer Wasserexpedition: Diese hatten Petra Schaller, Klimaschutzbeauftragte Märkischer Kreis, sowie Michael Lücker und Julia Brockhaus, Umweltberater*innen von der Verbraucherzentrale Beratungsstelle Lüdenscheid, eigens für die Kinder entwickelt. Im Gepäck hatten sie Experimente, Anschauungsmaterial und Exponate. Die "Waschbären" (3a) und die "Drachen" (3b) konnten so spielerisch und interaktiv ihr Wissen rund um das Thema Wasser erweitern. "Wir haben total viel an den tollen Stationen gelernt", berichtete eine Schülerin nach dieser etwas anderen Unterrichtsstunde. "Wir wissen jetzt auch, wie eine Kläranlage funktioniert", ergänzte ein Mitschüler. Und alle waren sich einig: "Die Wasserexpedition hat echt viel Spaß gemacht."
Auch Klimaschutzbeauftragte Petra Schaller freute sich, dass die Wasserexpedition bei den Kindern so gut ankam. Denn deren Begeisterung zeige: "Das Bildungsprojekt findet genau am richtigen Ort mit genau den richtigen Menschen statt." Quartiersmanagerin Barbara Schmidt setzt beim Thema Klimaschutz ebenfalls auf die Neugierde der Kinder, die dann im Idealfall ihr neues Wissen in ihre Familien, in den Freundeskreis und Vereine tragen. Kinder nähmen diese Dinge nämlich nicht als "schweren Unterrichtsstoff wahr, sondern vielmehr als Spaß und Spielerei". Schmidt weiter: "Alle Akteure waren begeistert, und auch ich bin froh, dass ich mich bei diesem Projekt engagieren kann."
Die Kinder der dritten Klassen besuchen demnächst die Wetterstation des benachbarten Gymnasiums.
Weitere Aktionen geplant
Wesentlich sei dabei die enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Schulleiterin Sabine Thiesbrummel und dem Kollegium der Grundschule Parkstraße. Thiesbrummel: "Das Lernen findet innerhalb der Vorgaben des Schulministeriums statt, erfährt aber durch die konkrete Umsetzung im Stadtteil sinnstiftende Handlungsansätze, sodass sich schon die Kinder in ihrer Selbstwirksamkeit erleben und zukunftsorientiert für den Stadtteil denken und handeln lernen." Die nächste Aktion ist auch schon fest eingeplant: Bald steht für die Drittklässler*innen ein Besuch der Wetterstation des Zeppelin-Gymnasiums an.
Das Quartiersprojekt in Lüdenscheid-Brügge ist eines der ersten, das die Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe (DKH RWL) fördert. An rund zehn Standorten im gesamten Flutgebiet entstehen solche Quartiersprojekte, um vor Ort die betroffenen Gemeinschaften nachhaltig zu stärken. Dafür stehen bis 2025 mehr als vier Millionen Euro bereit.
Text: Verena Bretz und Barbara Schmidt; Fotos: Barbara Schmidt