30. Dezember 2021

Internationale Spenden für Fluthilfe

Beeindruckende weltweite Solidarität

Kaum ein Thema hat die Diakonie RWL 2021 so bewegt wie die Flutkatastrophe an Ahr und Erft. Schnell wurde ein Spendenkonto eingerichtet, um den betroffenen Menschen kurz- und langfristig zu helfen. Über Ländergrenzen hinweg zeigten Spenderinnen und Spender ihre Solidarität. Das Schicksal der Flutopfer berührt alle, auch viele Menschen in Afrika und Asien.

  • Mann mit einer Glasdose, in der sich Geldscheine befinden

Eine Naturkatastrophe mit rund 180 Toten, zerstörten Dörfern und Straßen ausgerechnet im wirtschaftlich starken Deutschland? Der Schock war nicht nur hierzulande groß. Auch in zahlreichen Nachbarländern und sogar auf anderen Kontinenten beschäftigte das Schicksal der Flutopfer die Menschen. Besonders Partnerkirchen und diakonische Organisationen, die mit den betroffenen Kirchen verbunden sind, zeigten sich engagiert. Und zwar so sehr, dass afrikanische Kirchengemeinden bereits Ende Juli mehr als 20.000 Euro für die Fluthilfe von Diakonie und Kirche spendeten. 

"Keine Kirche ist zu arm, um Hilfe zu geben und keine Kirche ist zu reich, um Hilfe zu empfangen", hieß es in einer Solidaritätsbotschaft an die Vereinte Evangelische Mission (VEM) in Wuppertal, in der ein Bischof aus Tansania zitiert wurde. Die internationale Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Deutschland, Afrika und Asien leitete die Spenden ihrer Mitgliedskirchen aus Botsuana, der Demokratischen Republik Kongo, Kamerun, Ruanda, Südafrika und Tansania und Indonesien weiter. 

Versammlung in einer Kirchengemeinde in Goma

Versammlung einer Kirchengemeinde in Goma: Wie in vielen Kirchen im Kongo entschied man sich auch hier, für die Fluthilfe der Diakonie RWL zu spenden.

Trost und Ermutigung geben

"Uns war es sehr wichtig, unsere Anteilnahme auszudrücken und unseren Freunden in dieser harten Zeit ein Wort des Trostes und der Ermutigung zu schicken“, erklärt Christine Musongya, Leiterin der Diakonie und der Entwicklungsabteilung bei der Baptistischen Kirche in Zentralafrika (CBCA) im Kongo. "Wir haben für unsere Brüder und Schwestern gebetet."  Doch es sei ebenso schnell klar gewesen, dass die Kirchengemeinden ihre Solidarität auch materiell ausdrücken wollten. So sammelten sie über die Diakonie in Städten und im ländlichen Raum Spenden. 

Geografisch befindet sich das Kirchengebiet der CBCA im Ostkongo, in der Grenzregion zu Uganda, Ruanda, Burundi und Tansania. In einem Gebiet also mit hoher politischer Instabilität und wiederholten Szenen von Krieg, Morden, Entführungen und blutigen ethnischen Konflikten. Außerdem hat sich das Land erst kürzlich von der Ebola-Epidemie erholt, die viele Menschenleben gekostet hat. Dennoch wurden insgesamt 1.000 US-Dollar gesammelt. 

Fahrzeug auf einer staubigen Straße in Afrika

Vom Ostkongo nach Tansania: Die CBA brachte die gesammelten Spenden ins Nachbarland, damit sie von dort nach Deutschland überwiesen werden konnten.

1.500 Kilometer für die Geldübergabe

Für die Übermittlung scheuten die Afrikaner keine Mühen: Ein Freund der Gemeinde fuhr mit dem Bargeld zur Partnergemeinde nach Dar es Salaam in Tansania. Er legte dafür etwa 1.500 Kilometer zurück. Der Grund: "Die Übersendung des Geldes über die Bank ist schlicht zu teuer", erklärt Musongya.

Ein hoher Einsatz, um Solidarität zu zeigen. Doch ein Zeichen der Verbundenheit über Ozeangrenzen hinweg zu setzen, sei den afrikanischen wie auch asiatischen Mitgliedskirchen enorm wichtig gewesen, sagt VEM-Pressesprecherin Martina Pauly. "Und Solidarität funktioniert natürlich auch aus Richtung des globalen Südens zum globalen Norden. Das ist gelebte Nächstenliebe." Insgesamt kamen so 47.600 Euro zusammen. 

Wanda Falk, Generaldirektorin der Diakonie Polen

Auch in Polen war die Spendenbereitschaft hoch, wie Wanda Falk, Generaldirektorin der Diakonie Polen erzählt.

Polen erinnert sich an deutsche Hilfe

Auch viele Diakonische Werke und Kirchen in Europa waren geschockt von den verheerenden Auswirkungen der Flutkatastrophe in Deutschland und sammelten Spenden. Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien überwies der Diakonie RWL für ihre Fluthilfe über 19.000 Euro. Aus Ungarn kamen mehr als 20.000 Euro, aus Polen rund 11.000 Euro und aus Österreich knapp 2.500 Euro. Auch aus den Niederlanden und Italien wurde Unterstützung von Partnerkirchen angeboten. 

"Wir erinnern uns noch gut an die Hilfe, die wir zum Beispiel zur Flut 1997 und 2010 erhalten haben", erklärt Wanda Falk, Generaldirektorin der Diakonie Polen. "Da wollten wir uns auf jeden Fall solidarisch zeigen." Eine Kirchengemeinde startete den Spendenaufruf, der auf der Website der polnischen Diakonie veröffentlicht und dann an jede der 133 evangelischen Gemeinden in Polen verschickt wurde. Die evangelische Kirche hat nur rund 62.000 Mitglieder, und viele von ihnen haben deutlich weniger Geld zur Verfügung als die deutschen Nachbarn. 

Diakonie RWL-Fundraiser Ulrich Christenn mit einer Spendendose

"Jeder Cent hilft und ist gleich viel wert", betont Diakonie RWL-Fundraiser Ulrich Christenn.

Spenden ist mehr als Geld geben

Die Armen spenden für die Reichen – sorgt das nicht auch für Unbehagen? Ulrich Christenn, Fundraiser bei der Diakonie RWL, sieht es anders. "Die weltweite Spendenbereitschaft für Flutopfer in Deutschland ist ein großartiges Zeichen der Anteilnahme und gelebten Nächstenliebe über Grenzen hinweg. Und die hängt nicht vom persönlichen Reichtum ab." 

Beim Spenden gehe es um mehr als Geld, betont er. Vielen Menschen sei wichtig, damit Empathie und Dankbarkeit für selbst empfundene Hilfe auszudrücken. Er hoffe, dass durch diese solidarischen Spenden für die Hochwasserhilfe das Klischee einer Einbahnstraße des Gebens aufgehoben werde. "Jeder Cent hilft und ist gleich viel wert. Es gehört zum Leben dazu, dass wir alle fähig sind, Hilfe zu geben und auch mal Hilfe empfangen zu dürfen." 

Text: Jörg Stroisch/Redaktion: Sabine Damaschke, Fotos: Shutterstock, pixabay, privat

Ihr/e Ansprechpartner/in
Pfarrer Ulrich T. Christenn
Zentrum Drittmittel und Fundraising