25. April 2023

Verdienstorden

Eine ausgezeichnete Pflegerin

Bis zu ihrem Ruhestand war Erika Zeising 50 Jahre lang in der Pflege tätig. 1997 nahm sie eine besondere Aufgabe wahr: Die ausgebildete Krankenschwester ging in die Stadt Gusev in Russland und bildete dort mehrere Frauen in der Pflege aus. Weil die 73-Jährige dort viel verändert hat, wurde sie nun in Düsseldorf mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Erika Zeising war 50 Jahre lang in der Pflege tätig und ist jetzt im Ruhestand.

"Bethel ist mein Zuhause, und die Sarepta Schwesternschaft ist wie meine Familie. Wir helfen uns gegenseitig, das ist selbstverständlich", sagt Erika Zeising.

"Ich dachte, ich bin bei 'Verstehen Sie Spaß?' im Fernsehen", erinnert sich Erika Zeising an den Moment, als sie erfuhr, dass sie mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet werden sollte. "Als ich dann realisiert habe, dass das wirklich passiert, war ich sprachlos."

Die Sarepta-Schwester stehe für jahrzehntelanges Engagement im sozialen Bereich, begründete die Landesregierung Nordrhein-Westfalen diese Ehrung. Weit über ihr berufliches Wirken als Diakonisse hinaus habe Erika Zeising stets großen Einsatz für hilfebedürftige Menschen gezeigt.

Erika Zeising erzählt lebhaft und detailliert, wenn sie auf ihre 50-jährige Tätigkeit in der Pflege zurückblickt. In Bethel unterrichtete die ausgebildete Kinderkrankenschwester unter anderem als examinierte Lehrerin für Krankenpflegeberufe in der Kinderkrankenpflegeschule Sarepta. 22 Jahre lang leitete sie außerdem die Diakoniestation Preußisch Oldendorf-Espelkamp. Im Jahr 1997 nahm sie darüber hinaus eine ganz besondere Aufgabe wahr: Erika Zeising ließ sich für ein halbes Jahr von ihrer Arbeit freistellen und begann eine Arbeit in Gusev, das ist ein Ort in Russland, um dort eine Gruppe von Frauen im Bereich der Pflege auszubilden.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst überreicht Erika Zeising in Düsseldorf den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

In Düsseldorf würdigte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst Erika Zeisings Engagement und verlieh ihr den Verdienstorden.

Mit Liebe und Gottvertrauen

"Alte und kranke Menschen waren in der Region, die früher mal zu Ostpreußen gehörte, meist komplett auf sich allein gestellt", erzählt Erika Zeising. "Man kann sich nicht vorstellen, was ich dort an Dreck und Elend gesehen habe." Außer einem Dienstwagen erhielt sie keinerlei Unterstützung. Sie bestritt sämtliche Ausgaben für Miete, Lebenshaltung, Arztbesuche und Benzin von ihren Ersparnissen. "Erika Zeising gründete dort die ambulante Pflege buchstäblich aus dem Nichts, aber mit viel Liebe und Gottvertrauen sowie einer großen Portion Improvisationskunst und Energie", würdigte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst ihr Engagement bei der Verleihung des Verdienstordens in Düsseldorf. 

Schwester Erika (vorne) und Mitarbeiterin Elvira kümmern sich im russischen Gusev um einen Patienten.

Schwester Erika (vorne) und Mitarbeiterin Elvira versorgten im russischen Gusev zahlreiche bettlägerige Menschen. 

Nachhaltiges Wirken

Während ihres sechsmonatigen Aufenthalts in der russischen Kleinstadt gelang es Erika Zeising, zehn Frauen zu Pflegekräften auszubilden und für die Bezahlung des Pflegepersonals zu sorgen. "Das war etwas Besonderes und gab es vorher dort so nicht", betont Erika Zeising. Außerdem unterstützte sie den Aufbau eines Diakoniezentrums. Ihr Wirken war nachhaltig: Einige der von ihr ausgebildeten Frauen haben weitere Pflegekräfte angelernt, und es gibt in Gusev heute eine funktionierende Alten- und Krankenpflege. "Die Frauen arbeiten da immer noch nach 25 Jahren. Das hat sich ganz prima entwickelt", freut sich Erika Zeising. Den Orden habe sie auch für alle helfenden Menschen vor Ort entgegengenommen, die sie immer mal wieder besucht und mit Spenden unterstützt hat. 

Einsatz als Berufung

Bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2009 war Erika Zeising zunächst als Krankenschwester im stationären Hospiz "Haus Zuversicht" und anschließend im "Haus Abendfrieden" in Bielefeld-Bethel tätig. Noch heute engagiert sie sich ehrenamtlich in der Sarepta Schwesternschaft und unterstützt ihre Schwestern im Pflegezentrum Haus Hannah. "Bethel ist mein Zuhause, und die Sarepta Schwesternschaft ist wie meine Familie. Wir helfen uns gegenseitig, das ist selbstverständlich", sagt die 73-Jährige. Auf den Verdienstorden ist sie stolz, viel wichtiger ist ihr aber: "Meinen Einsatz in Russland habe ich immer als Berufung gesehen."

Text: Elena Sandbothe/Bethel, Fotos: Thomas Richter, Land NRW/Caroline Seidel, Privat

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Verena Bretz
Stabsstelle Politik und Kommunikation
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