Mittwoch, 18. August 2021

Armut effektiv bekämpfen

Diakonie RWL fordert staatliche Finanzierung der Sozialberatungen

Düsseldorf, 18. August 2021. Zu wenig Informationen, zu wenig Unterstützung von Behörden, viel zu komplizierte Anträge: Einkommensarme Familien brauchen mehr "Hilfen aus einer Hand", um aus Existenznot und Bildungsarmut herauszufinden. Vor der Bundestagswahl fordert die Diakonie deshalb, die Sozialberatung in den Kommunen auszubauen. "Die Sozialberatung muss staatlich finanzierte Pflichtaufgabe werden. Wir brauchen mehr auf Dauer angelegte Hilfen, um besonders Kinder zu schützen", betonte die Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, am Mittwoch in Düsseldorf. 

Ihr Ansprechpartner
Heike Moerland
Geschäftsfeld Berufliche und soziale Integration

Gemeinsam mit dem Vorstand des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL), Christian Heine-Göttelmann, besuchte sie ein Stadtteilzentrum für Familien der Diakonie Düsseldorf im sozial benachteiligten Stadtteil Hassels. Dort hat die Diakonie Düsseldorf 2012 das Ernst-Lange-Haus, eine ehemalige Kirche, als Beratungs- und Begegnungsstätte angemietet.

Für Menschen da sein – Hilfen bündeln

"Über ein breites Angebot, das die Menschen im Stadtteil vielfach selbst gestalten, bauen unsere Mitarbeitenden eine intensive und vertrauensvolle Beziehung zu den Familien in Hassels auf", erklärte Michael Schmidt, der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Düsseldorf. "Damit sinkt die Hemmschwelle und sie wenden sich auch in anderen herausfordernden Lebenssituationen an unsere Mitarbeitenden: Das können zum Beispiel Miet- oder Schuldenprobleme sein, Schulschwierigkeiten ihrer Kinder oder die Kitaplatzsuche."

Das Zentrum bündelt die verschiedenen Hilfsangebote und bringt sie genau dorthin, wo sie benötigt werden – zu den Menschen in einem belasteten Stadtteil. „Wir als Diakonie sind dort vor Ort, wo unsere Mitmenschen unserer Hilfe bedürfen", sagte Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann. "Wir wissen, wie wir den Bürgerinnen und Bürgern gut und nachhaltig helfen können. Das schaffen wir aber nicht allein. Wir sind auf ein klares Bekenntnis aus der Politik zu einer langfristigen und nachhaltigen Finanzierung der sozialen Beratungsangebote angewiesen."

Rechtliche Grundlage für Sozialberatung

Die Sozialberatung sei ein unverzichtbares Element staatlicher Daseinsvorsorge und als Pflichtaufgabe der Kommunen einzustufen, bekräftigte Maria Loheide. "Bisher gilt sie oft als freiwillige Aufgabe einer Kommune. Das ist besonders für finanziell schwächere Städte und Gemeinden eine große Herausforderung. Vielfach fallen diese Aufgaben dann hinten runter."

Deshalb fordert die Diakonie Deutschland die Politik auf, durch ein Rahmengesetz eine dauerhafte rechtliche Grundlage für die Sozialberatung zu schaffen. "Mit Blick auf die nötige Flexibilität vor Ort und zur Stärkung der Sozialen Arbeit sollte auf zu viel Bürokratie und zu kleinteilige sozialrechtliche Vorgaben verzichtet werden", so Loheide.

Hintergrund:
Neben einer Allgemeinen Sozialberatung bieten die Mitarbeitenden des Ernst-Lange-Hauses auch eine Familienberatung, Beratung für europäische Zuwanderer sowie psychosoziale Beratung an. Es finden zudem Gruppenangebote, wie z.B. Familiengruppen, niedrigschwellige Sprachgruppen für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Eltern-Kind-Gruppen statt. Im Ernst-Lange-Haus wird Begegnung im Alltag ermöglicht. Da viele Familien beengt wohnen, ist das Zentrum insbesondere für die Kinder zu einem "erweiterten Wohnzimmer" geworden.