Freiwilligendienste bringen Menschen zusammen – Jubiläum überschattet von unsicherer Zukunft
Kirsten Schwenke, Vorständin der Diakonie RWL, würdigt den Freiwilligendienst als Erfolgsmodell für gelebte Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt: "Wir danken allen Freiwilligen, die sich in unseren Altenheimen, Krankenhäusern, Kindertagesstätten oder in der Behindertenhilfe für andere eingesetzt haben und einsetzen. Und wir danken unseren Mitgliedseinrichtungen, die den Freiwilligen einen guten Rahmen bieten und dafür sorgen, dass sie sich ganz individuell einbringen und ihre Stärken entfalten können."
Wertvolle Arbeit
Mathias Schmitten, Leiter des Zentrums Freiwilligendienste der Diakonie RWL, bestätigt den Beitrag der Freiwilligendienste für das demokratische Gemeinwesen: "Wir reden häufig darüber, was uns spaltet. Freiwilligendienste bringen Menschen zusammen. Die wertvolle Arbeit unserer Freiwilligen kommt direkt bei den alten und kranken Menschen, bei Kindern und Menschen mit Behinderung an."
Ungewisse Zukunft
Überschattet wird das Jubiläum von der ungewissen Zukunft der sozialen Freiwilligendienste. "Dem Bundesfreiwilligendienst drohen für das Jahr 2025 nach wie vor drastische Kürzungen, die zum Wegfall von einem Drittel der Stellen im BFD führen könnten", so Schmitten. Vor dem Hintergrund, dass die Finanzierung des Bundesfreiwilligendienstes immer wieder auf der Kippe stehe, komme der Förderung des Freiwilligen Sozialen Jahres eine noch größere Bedeutung zu. "Die Förderung des FSJ ist Ländersache. Nordrhein-Westfalen tut hier im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern bisher so gut wie nichts", so Schmitten. Der Schaden sei schon jetzt immens. "Die fehlende Planungssicherheit verunsichert junge Menschen, die sich für einen Freiwilligendienst entscheiden wollen", beklagt Schmitten.
Politik in der Pflicht
Mathias Schmitten sieht sowohl die Landes- als auch die Bundespolitik in der Pflicht: "Wir hatten eine unglaublich erfolgreiche Petition zur Stärkung der Freiwilligendienste auf Bundesebene, die vom Petitionsausschuss des Bundestages einstimmig mit höchstmöglicher Priorisierung an die Bundesregierung und die Ländervertretungen überwiesen wurde." Nun sei die Politik in der Pflicht. Mit Blick auf den steigenden Arbeitskraftbedarf in der sozialen Arbeit sagt Schmitten: "Jede Investition in die Freiwilligendienste ist eine Investition in die Zukunft der sozialen und pflegerischen Versorgung. Denn mehr als 50 Prozent der Freiwilligen entscheiden sich nach ihrem Freiwilligendienst für eine Ausbildung im sozialen oder pflegerischen Bereich."
Wenn Sie Expert*innen, engagierte Freiwillige oder Menschen in Einsatzstellen zum Freiwilligendienst interviewen möchten, können wir Sie gerne und schnell unterstützen. Im Verbandsgebiet der Diakonie RWL, zwischen Paderborn und Saarbrücken, finden wir in fast jedem Ort passende Ansprechpartner*innen.
Kontakt Mathias Schmitten: 0211 6398-459, m.schmitten@diakonie-rwl.de
Hintergrund:
Am 18. Januar 2024 hat der Haushaltsausschuss des Bundestages in seiner Bereinigungssitzung die von der Bundesregierung für das Jahr 2024 geplanten Kürzungen bei den Freiwilligendiensten zurückgenommen.
Den jungen Menschen, die in diesem Jahr einen Freiwilligendienst beginnen wollen, nützt das aber wenig. Denn die Finanzierung der Freiwilligendienstmonate ab Januar 2025 ist nach wie vor offen. Da Freiwilligendienste in der Regel 12 Monate dauern und sich viele Schulabgänger*innen im Juli/August für einen Freiwilligendienst entscheiden, kommen die Verträge in die Überjährigkeit. Der Bundeshaushalt orientiert sich jedoch am Kalenderjahr. Solange die Mittel für 2025 nicht gesichert sind, werden viele junge Menschen, die einen Freiwilligendienst machen wollen, im Herbst leer ausgehen.