28. Juli 2022

Ein Jahr nach der Flut

Die blauen Engel

Sie begleiten die Betroffenen von Anfang an: Die mobilen Fluthilfe-Teams der Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) unterstützen die Menschen nach der Katastrophe, ihre Heimat wieder aufzubauen. Ob finanzielle Hilfen oder psychosoziale Beratung – die Fluthelferinnen und -helfer bleiben weiter an der Seite der Betroffenen. Elf Videos stellen jetzt ihre Arbeit vor.

  • Das mobile Fluthilfeteam aus Eschweiler/Jülich: Markus Koch, Thorsten Müller und Bernd Kornblum-Becker.
  • Das mobile Fluthilfeteam in Hagen/Sauerland: Rubina Fahad und Anette Becker.
  • Das mobile Fluthilfeteam in Stolberg/Aachen: Vera Langenberg, Alois Poquett, Doris Ganser, Jens Rattray, Leonie Frings.
  • Das mobile Fluthilfeteam in Trier/Hocheifel: Eva-Maria Schmitt, Mihaela Milanova, Cornelius Günther, Andrea Martini und Geschäftsführer Carsten Stumpenhorst.
  • Das mobile Fluthilfeteam Vor-Eifel: Elke Feuser-Kohler, Anja Dechering-Anton, Beate Diakonin, Olga Fix, Marko Grzincic, Jennifer Deventer.
  • Das mobile Fluthilfeteam Wuppertal/Bergiesches-Land: Tim Bartsch, Alexandra Heinz, Bärbel Hoffmann, Thomas Bartsch.
  • Fluthelferin Andrea Schnackertz vom mobilen Team Erftstadt/Rhein-Berg

Sie stehen eng nebeneinander, Arm in Arm: Familie Niederstein – Großmutter, Tochter, Enkelin – hält sich aneinander fest, Tränen laufen über die Wangen der Frauen. Das Familienhaus in Blessem bei Erftstadt wurde von der Flut zerstört. "Wir waren wirklich an einem Punkt, an dem wir nicht mehr weitermachen konnten", erzählt Andrea Niederstein. Sie steht zwischen ihrer 90-jährigen Mutter und ihrer Tochter Talida, die Arme um beide geschlungen. Ein Jahr nach der Katastrophe ist die Familie dabei, das Haus wieder aufzubauen. Wände und Böden befinden sich jetzt im Rohzustand – einen wichtigen Meilenstein haben sie schon erreicht.

Geholfen hat ihnen Andrea Schnackertz vom mobilen Fluthilfe-Team der Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL). "Wenn man denkt, es geht nicht mehr, dann kommt jemand wie Frau Schnackertz", sagt Tochter Talida und lächelt. "Dann bekommt man Unterstützung und dann läuft’s!" 

Andrea Schnackertz half Familie Niederstein bei den Anträgen, um finanzielle Hilfen zu erhalten. Die Sozialpädagogin begleitet die drei Frauen auch seelsorgerlich durch diese schwere Zeit: mit aktivem Zuhören und viel Empathie. Tochter Talida kündigte ihren Job, um Vollzeit die Baustelle zu leiten. Spendengelder der Diakonie ermöglichten ihr, ein paar Tage Urlaub zu machen und sich von dem Stress zu erholen – dass das überhaupt möglich ist, erfuhr Familie Niederstein von Frau Schnackertz.

Videos machen Arbeit der Teams erlebbar

In zehn von der Flut betroffenen Regionen sind mobile Teams unterwegs. Ihre Arbeit ist so vielfältig wie die Bedürfnisse der Menschen vor Ort. Elf Videos zeigen das Engagement der Fluthelfer*innen und ermöglichen Betroffenen, selbst zu erzählen, welche Unterstützungen sie erfahren haben. "Die Videos machen die wertvolle Arbeit unserer mobilen Teams noch sichtbarer", sagt Anna Horneffer, Projektleitung Öffentlichkeitsarbeit bei der Diakonie Katastrophenhilfe. Sie reiste fünf Tage lang mit dem Filmteam durch Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, um alle Fluthelfer*innen vor Ort zu begleiten.

"Ihre Arbeit ist so vielfältig wie die Bedürfnisse in den Regionen", erzählt Horneffer. "Vom Beratungsbus im Ahrtal, der 90 Kilometer den Fluss hinauf und hinunter fährt, um alle Ortschaften zu erreichen, über den gemeinsamen Infopoint mit anderen Hilfsorganisationen in Trier bis zur Gartenhütte in Wuppertal – die Teams haben für ihre Gebiete den richtigen Startpunkt für ihre Hilfen gefunden." Eins haben aber alle mobilen Teams gemeinsam, betont sie: "Die Leidenschaft und das Herzblut, mit dem sie ihre Arbeit machen."

Betroffene berichten selbst

Das Filmteam begleitete nicht nur die Fluthelfer*innen, sondern besuchte auch viele Betroffene. In Heimerzheim etwa, wo die Wassermassen den gesamten Dorfkern zerstörten, hat das Fluthilfe-Team Bonn einen wöchentlichen Treff gestartet, bei dem die Menschen ihre Sorgen und Nöte besprechen können. 

Wicze Braun aus Leichlingen bei Leverkusen öffnete ebenfalls ihre Türen für die Dreharbeiten. Der im Video idyllisch plätschernde Murbach schwoll so stark an, dass die Wassermassen Wege, Brücken und den Veranstaltungssaal zerstörten. Auch heute noch ist nicht alles wieder hergestellt. Anna Horneffer: "Mich hat sehr beeindruckt, wie offen die Menschen von ihrem Schicksal erzählt haben. Die Videos machen die Dankbarkeit der Betroffenen erlebbar – und wie wir ihnen dank der Spendengelder helfen können."

"Wir bleiben vor Ort"

Besonders stark getroffen war auch das Ahrtal. Stephan Zöllner und sein Team sind in der Region mit dem Beratungsbus unterwegs – einem weißen Sprinter mit dem blauen Diakonie Katastrophenhilfe-Logo. Täglich fahren sie entlang der Ahr in die Ortschaften. "Ohne dieses Fahrzeug würden wir die Menschen in den ländlichen Regionen gar nicht erreichen", sagt Zöllner im Video. "Wir verstehen uns als Botschafter blaue Engel." So sind die Fluthelfer*innen im Tal getauft worden, erzählt er. "Der Bedarf ist immer noch unglaublich groß. Das wird noch Jahre dauern."

Ob in Leverkusen, Stolberg, Trier oder Erftstadt: In allen Regionen haben Fluthelfer*innen und Betroffene noch alle Hände voll zu tun. Thorsten Müller vom mobilen Team in Eschweiler verspricht langfristige Hilfe: "Solange wir gebraucht werden, werden wir auch hier sein." Auch die anderen Teams betonen, dass sie weiter an der Seite der Menschen bleiben. "Wir bleiben so lange hier, bis es fertig ist", sagt Nadine Günther-Merzenich vom mobilen Team in Euskirchen. "Bis der letzte Antrag abgewickelt ist und bis jede Seele wieder lachen kann." 

Text: Jana Hofmann, Fotos: DKH, Diakonie RWL

Ihr/e Ansprechpartner/in
Jana Hofmann
Stabsstelle Politik und Kommunikation
Weitere Informationen

Die Diakonie RWL, die Diakonie Katastrophenhilfe, die Evangelische Kirche im Rheinland und diakonische Einrichtungen vor Ort helfen in den vom Hochwasser betroffenen Regionen in NRW und Rheinland-Pfalz. In insgesamt zehn Regionen sind sozial-diakonische und seelsorglich-psychosoziale Teams mit etwa 45 Mitarbeitenden im Einsatz. Die Finanzierung sichern Spendenmittel, die die Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe und evangelische Kirche nach der Flutkatastrophe erhalten haben.