15. September 2022

Klimachallenge

Die besten Ideen fürs Klima

Jeder kann etwas für mehr Klimagerechtigkeit tun. Deshalb haben Brot für die Welt und die Freiwilligendienste der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe im vergangenen Jahr zur Klimachallenge in diakonischen Einrichtungen aufgerufen. Die besten Klimaprojekte wurden nun ausgezeichnet - und neue Ideen sind gefragt. Alle können aktiv werden und mit ihren Projekten konkrete Veränderungen anstoßen. 

  • Marie Pauline Ley hat bei der Klimachallenge den ersten Preis gewonnen.
  • Christina Reeker zeigt das Smart-Home-System, das hilft, Stromkosten zu senken.
  • Ein kleiner Junge gießt Kräuter im Hochbeet.
  • Der ausgetrocknete Boden an der Ostgrenze Simbabwes hat Risse.
  • Christina Reeker erledigt fast alle Fahrten mit dem Fahrrad.
  • Eine Betreuerin liest vor. Schon Kindergartenkinder interessieren sich für Klimaschutz.

Der Klimawandel trifft alle. Hochwasser und Trockenheit haben auch uns die katastrophalen Folgen vor Augen geführt. Für den globalen Süden ist die Klimakrise noch weit schlimmer. Doch jeder kann im Alltag einen Beitrag für mehr Klimaschutz leisten. Brot für die Welt und die Freiwilligendienste des Diakonischen Werks Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL) haben deshalb im vergangenen Jahr zur Klimachallenge in diakonischen Einrichtungen aufgerufen. Unterstützt wurde der Wettbewerb von der Postcode-Lotterie. Jetzt wurden die ersten drei Preisträger und ihre Klimaprojekte gekürt. "Trotz Corona haben uns tolle und kreative Ideen für mehr Klimagerechtigkeit in der Diakonie RWL erreicht", sagt Christina Reeker, Referentin im Zentrum Freiwilligendienste und Brot für die Welt. 

Rund ums Wasser

"Klimaschutz wird von Tag zu Tag immer wichtiger. Daher fand ich es cool, nicht nur was für mich, sondern etwas für Kinder zu machen", sagt Gewinnerin Marie Pauline Ley über ihr Projekt zum Thema Wasserverschmutzung bzw. Wasserknappheit an einer Offenen Ganztagsschule. In kreativen Workshops beschäftigten sich die Teilnehmer einer AG mit dem Thema Wasser. "Nach einem langen Schultag ist es schwer, Schüler noch etwas lernen zu lassen. Der kreative Weg schien mir der sinnvollste", so Ley.

In verschiedenen Workshops brachte sie den Kindern bei, Papier und auch Zitronenlimonade selber herzustellen. "Ich hoffe, dass von meinem Projekt etwas in der Schule hängen bleibt. Mein Schöpfrahmen für die Papierherstellung bleibt auf jeden Fall in der Schule, und es gibt zwei Zitronenbäume für die Limonade", sagt sie. 

Für ihr Projekt hat Marie Pauline Ley Infomaterial von Brot für die Welt genutzt und durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema Wasserknappheit selbst viel gelernt, was sie an die Kinder weitergegeben hat. "Es war schwierig für uns, sich vorzustellen, dass man für die Herstellung einer Pizza Margherita sechseinhalb Badewannen Wasser benötigt", berichtet die FSJ-lerin. Und für die Schüler sei es schockierend gewesen, zu erfahren, dass Mädchen in Afrika nicht zur Schule gehen können, weil sie die Familie mit Wasser versorgen müssen, erzählt Ley.  

Sophie Gross hat mit ihrem Projekt "Rettet Bruno" den zweiten Platz belegt.

Sophie Gross hat gemeinsam mit ihrer Kindergruppe den Eisbären Bruno gerettet. Dafür gab es den zweiten Preis. 

Bruno und die Klimahöhle 

Unter dem Motto "Rettet Bruno" hat Sophie Gross den Kindern eines Familienzentrums Umweltschutz und Klimagerechtigkeit nähergebracht. "Ich finde es wichtig, mit dem Thema möglichst früh zu beginnen. In der 4. Klasse sind die Kinder schon geprägt. Da ist es oft zu spät. Wenn man ganz jung anfängt, gibt es kein Leben ohne Klimaschutz", sagt die Zweitplatzierte. Einen Monat lang wurde die Puppenecke zur Klimahöhle umgebaut. Dort wurde darüber gesprochen, was Klima ist, und überlegt, wie man Eisbär Bruno retten kann. Die Kinder lernten, wie man Strom und Wasser spart, bauten aus Milchkartons Vogelhäuschen und aus CD-Hüllen Lampen und ein Gewächshaus. 

Das Projekt kam nicht nur bei den Kindern gut an, sondern auch bei Erziehenden und Eltern. Besonders die gemeinsame Müllsammelaktion mit der dazugehörigen Lektion über Mülltrennung hatte großen Erfolg. "Die Erzieher und Erzieherinnen haben beschlossen, das nun einmal im Jahr zu machen, und es ist ein schönes Gefühl, dass mein Projekt weitergeführt wird", sagt die FSJ-lerin. Zusätzlich erinnern Eisbär Bruno-Sticker in der Kita daran, das Licht zu löschen und nicht zu viel Wasser zu verbrauchen. 

Noah-Elijah Wagner ist Drittplatzierter der Klimachallenge. (Foto: Sabine Portmann)

Noah-Elijah Wegner hat von seinem Preisgeld Bücher als Andenken für die Kinder drucken lassen. 

Buch als Erinnerung

Der Drittplatzierte Noah-Elijah Wegner hat mit Kindern einer Offenen Ganztagsschule in einer AG ein Tierschutzbuch erstellt. "In der Debatte geht es häufig darum, welche Folgen der Klimawandel für den Menschen hat. Ich habe mich in meinem Projekt mehr auf die Folgen für die heimische Tierwelt fokussiert, weil ich denke, das ist eine Thematik, die Kinder interessiert", sagt Wegner. Schon beim Erarbeiten der Grundlagen hätten die Kinder den FSJ-ler überrascht. "Die Schüler waren erstaunlich fit in dem Thema", erzählt er. Mit Unterstützung von Wegner haben die Kinder eigenständig zu heimischen Tieren recherchiert und herausgefunden, wodurch die Tiere bedroht und inwieweit sie vom Klimawandel betroffen sind. Die Ergebnisse haben sie in einem Buch zusammengefasst, das sie auch selber gestaltet haben. "Ich glaube, den Kindern hat es gut gefallen, dass sie eigenverantwortlich arbeiten konnten und nicht alles erzählt bekommen haben", sagt der junge Mann.  

Wegner hat sich entschlossen, das Preisgeld nicht für sich zu behalten. Stattdessen hat er einen Teil des Preisgelds darauf verwandt, jedem Kind eine händische Ausgabe des Projektbuchs drucken zu lassen. "Ich denke, die Kinder freuen sich über das Buch als Andenken", sagt er. Für den anderen Teil sollen Spiele für die OGS gekauft werden. "Schließlich ging es bei dem Projekt nicht um mich", fügt er hinzu. 

Kinder in einem Familienzentrum heben die Hände und melden sich.

Bei der Klimachallenge haben die Teilnehmenden auch ihre Einrichtungen besser kennengelernt. 

Fürs Leben lernen

Die Klimachallenge kommt nicht nur den Einrichtungen zugute, sondern auch den FSJ-lern. Diese lernen, Projekte zu planen, zu strukturieren und auf die Beine zu stellen. Gleichzeitig bekommen sie einen tieferen Einblick in die jeweiligen Einrichtungen. Sie müssen herausfinden, wer ihre Ansprechpartner sind und wie sie diese ansprechen. Dabei können Schwellenängste überwunden und kann Selbstvertrauen für das spätere Berufsleben aufgebaut werden.

"Ich habe jetzt mehr administrative Erfahrung", berichtet etwa Noah-Elijah Wegner. Und auch Marie Pauline Ley kann die Challenge nur empfehlen. "Ich habe das am Anfang unterschätzt, weil es mehr Planung war, als ich dachte. Aber ich würde es wieder machen", sagt die junge Frau. Sie habe nicht nur selber neue Dinge über den Klimaschutz gelernt. Es habe auch Spaß gemacht, den Kindern spielerisch ihr Wissen zu vermitteln. Und natürlich habe sie die Hoffnung, etwas bei den Schülern zu bewirken.   

Christina Reeker mit einer Glasflasche in der einen und einer Plastikflasche in der anderen Hand.

Glas statt Plastik: Christina Reeker zeigt, wie Klimaschutz im Alltag funktioniert.

Wettbewerb wird fortgesetzt

2022/23 wird die Klimachallenge in den Einrichtungen der Diakonie RWL fortgesetzt. "Das Klimathema ist immer aktuell, und wir möchten auch den FSJ-lern im neuen Jahrgang die Möglichkeit geben, an der Challenge teilzunehmen", sagt Christina Reeker. "Ich hoffe auf mehr Teilnehmende und viele interessante Ideen, die uns und die Einrichtungen überraschen."

Spannend fände sie es, wenn auch ältere FSJ-ler Projekte entwickeln würden. "Ältere Menschen haben teilweise einen ganz anderen Blick auf das Thema, weil sie in ihrer Lebenszeit schon andere Dinge erfahren haben", sagt Reeker. Der größte Wunsch des Zentrums Freiwilligendienste wäre es, wenn die Challenge jedes Jahr stattfinden würde.

Text: Nicole Esch; Fotos: Annika Giese, Pixabay, Sabine Portmann, Privat, Shutterstock, Filip Urban/Unsplash

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