Landtagswahl NRW 2022: Familie und Kinder

Die vergangenen zwei Jahre haben viele Menschen stark gefordert. Insbesondere Kinder und Jugendliche waren von Beginn der Corona-Pandemie an außerordentlich belastet. Mit Schulzeitunterbrechungen und Schulschließungen, mit Zugangsbeschränkungen und reduzierten Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtungen sind nicht nur Bildung und Ausbildung auf der Strecke geblieben. Vor allem das soziale Umfeld – die für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen so wichtige soziale Interaktion mit Gleichaltrigen – ist oftmals weggebrochen. Familien und Eltern, die versucht haben, diese Einschränkungen abzufedern, waren in dieser Zeit großen zusätzlichen Belastungen ausgesetzt.

In der kommenden Legislaturperiode muss es vor allem darum gehen, das Recht auf Bildung für Kinder und Jugendliche in den Fokus zu rücken, Kinder und Familien finanziell abzusichern und die Rahmenbedingungen für ihre gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern.

1) Die Elternbeiträge für Kitas sollten sozial gestaffelt und überall in NRW gleich hoch sein!

Wir setzen uns dafür ein, dass die Qualität der frühkindlichen Bildung in den Kindertageseinrichtungen weiter ausgebaut wird. Um das zu erreichen, muss das Kinderbildungsgesetz NRW (KiBiz) umfassend überprüft und bewertet werden. Auch muss den Kindertageseinrichtungen ausreichend Geld zur Verfügung gestellt werden.

Die Herausforderungen, vor denen wir alle stehen, sind sehr umfangreich – ein guter Betreuungsschlüssel, erweiterte Öffnungszeiten, qualifizierte Fachkräfte, gut ausgestattete Räume, ausgewogene Ernährung sowie die Begleitung und Unterstützung der individuellen Entwicklung der Kinder sind dabei wichtige Faktoren.

Mit gebührenfreien Kitas werden vor allem Besserverdienende finanziell entlastet, da Menschen mit geringem oder ohne Einkommen bereits jetzt von den Gebühren befreit werden können. Statt einer kompletten Befreiung von Gebühren legen wir den Fokus auf eine qualitativ bestmögliche Bildung, Erziehung und Betreuung der Jüngsten.

Eine NRW-weit einheitliche, soziale Staffelung der Elternbeiträge, gemessen am jeweiligen Haushaltseinkommen und der Anzahl der Kinder, ermöglicht es, in die Qualität der Kitas zu investieren und sorgt gleichzeitig für soziale Gerechtigkeit.

2) NRW braucht mehr Fachkräfte für die Erziehungsberufe - sie alle müssen schon während ihrer Ausbildung entlohnt werden!

Bei den Erziehungsberufen (in Kitas, OGS und bei den Hilfen zur Erziehung) haben wir schon jetzt mit einem erheblichen Fachkräftemangel zu kämpfen. Wir unterstützen daher eine Fachkräfteoffensive für Erziehungsberufe.

Neben einer Verbesserung der Ausbildungsmöglichkeiten und einer Erhöhung der Kapazitäten setzen wir uns für eine durch das Land NRW refinanzierte Entlohnung der Auszubildenden ein. Auch sollen Quereinstiege in Erziehungsberufe erleichtert werden.

3) Für die Offenen Ganztagsschulen (OGS) braucht NRW gesetzliche Standards! Es muss ausreichend pädagogische Fachkräfte, große Räume und ein gesundes Mittagessen geben!

Ganztag ist ein Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsangebot, durch das junge Menschen individuell in ihren Begabungen unterstützt und gefördert werden. Hier bilden die Jugendhilfe und die Schule eine Verantwortungsgemeinschaft als Grundlage, um gemeinsam gute schulische Angebote zu gestalten und umzusetzen. Damit werden allen Heranwachsenden gute Zugänge zu gerechten Bildungschancen ermöglicht. So kann die gesellschaftliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen besser gelingen. Darüber hinaus ermöglichen Ganztagsschulen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Nach dem Start der neuen Legislaturperiode wollen wir gemeinsam mit den verantwortlichen Parteien einen tragfähigen und verbindlichen Rahmen zur Umsetzung des gesetzlich festgeschriebenen Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung entwickeln. Das betrifft vor allem Fragen des Personalschlüssels und der Qualifikation, der Raumsituationen vor Ort, Konzepte zum Kinderschutz, zur Zuständigkeit sowie zu Mindeststandards bei der Qualität. Die nächste Landesregierung muss ein OGS-Ausführungsgesetz für NRW formulieren, das aus unserer Sicht fachliche Standards für die OGS auf der Grundlage des Kinder- und Jugendhilferechts (SGB VIII) definiert.

4) Alle Menschen, egal welchen Alters, sollten das Recht auf einen bezahlten Freiwilligendienst haben!

Wir wollen, dass allen Menschen das Recht auf einen Freiwilligendienst eingeräumt wird. Darum fordern wir, dass das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) angemessen mit einer Landesförderung unterstützt wird. Wir sprechen uns für eine Anhebung der Fördersätze auf das Niveau des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) aus.

Um allen Freiwilligen noch stärker die Wertschätzung der Gesellschaft zu zeigen, setzen wir uns dafür ein, dass diese alle öffentlichen Verkehrsmittel in NRW kostenlos nutzen können. Vor allem für junge Menschen mit schwierigem ökonomischen Hintergrund sind die Hürden für einen Freiwilligendienst sehr hoch. Bessere finanzielle Anreize könnten dabei helfen, diese Hürden abzubauen.

Freiwilligendienste sind nicht nur ein wesentlicher Gewinn für das bürgerschaftliche Engagement und die Stärkung der Demokratie, sie tragen auch in einem hohen Maße dazu bei, dem gegenwärtigen und zukünftigen Fachkräftemangel im sozialen Bereich entgegenzuwirken – vor allem im Pflegebereich und in den erzieherischen Berufen. Für unsere Kitas, den offenen Ganztag, in der Pflege und in der Jugendhilfe sowie in vielen anderen Bereichen sind die Freiwilligendienstleistenden eine sehr große Unterstützung. Außerdem zeigen Auswertungen eine hohe Bindewirkung. So beginnen nach Abschluss des Freiwilligendienstes zwischen 30 bis 50 Prozent der Absolvent*innen eine Ausbildung oder ein Studium im sozialen Bereich. Die Freiwilligen von heute sind die Fachkräfte von morgen.

 
 

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