10. Juni 2015

Organisation nach Themen, nicht nach Sozialgesetzbüchern

Dritte RWL-Regionalkonferenz diskutierte Erneuerung des Verbandes

Das CJD-Berufsförderungswerk in Koblenz-Vallendar war Tagungsort der dritten Regionalkonferenz der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. Wo sonst in diakonischer Trägerschaft berufliche Neu- und Umorientierung gefördert wird, ging es diesmal um die Weiterentwicklung des größten Spitzenverbandes der Wohlfahrtspflege auf Länderebene.Drei Themen standen im Mittelpunkt: Die „Südrhein“-Frage, die Mitgliedsbeiträge und die Rolle der Fachverbände.

Wie geht RLP in RWL?

Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe muss einen Spagat schaffen: Auf der einen Seite muss konsolidiert werden, auf der anderen Seite müssen die höheren Leistungsanforderungen der Mitglieder angemessen bedient werden. Vorstandssprecher Prof. Dr. Uwe Becker skizzierte die Zielwidersprüche dieses Prozesses und stellte dar, welche Initiativen mittlerweile ergriffen wurden, um den inneren Umbau zu schaffen. Auf dieser dritten Regionalkonferenz nach Düsseldorf und Dortmund geriet die regionale Frage in den Mittelpunkt der Diskussion: „Wie wird die Diakonie in Rheinland-Pfalz gestärkt“, wollten die Teilnehmer vom RWL-Vorstand wissen. Noch drastischer eine andere Formulierung: „Wir kommen uns abgehängt vor.“ Und die anwesenden Vertreter aus dem Saarland betonten, dass auch ihre Region zur rheinischen Kirche gehört.  „Die Südrhein-Frage macht Druck“, bestätigte RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann. Kirchenrechtliche und kirchenpolitische Setzungen können nicht außer Kraft gesetzt werden, aber Vertretungen, Dienstleistungen und Kommunikation benötigen letztlich kurze Wege.

„Man braucht auch eine persönliche Beziehung zu Verhandlungspartnern“, mahnte eine Teilnehmerin an. Aufgabe sei, „einen Weg des Südrheins zu entwickeln.“ Trotz aller kritischen Nachfragen war man sich aber letztlich einig: „Es hat niemand vor, die Fusion scheitern zu lassen.“ Absprachen, Strukturen und Dienstleistungen können und müssen allerdings noch optimiert werden. Man könne etwa durchaus, so Diakonie-Vorstand Thomas Oelkers, in aktiver Weise die Gesetzgebung über mehrere Bundesländer systematisch verfolgen. Er kündigte an, die rechtliche Beratung stärker zu bündeln.

Höhere Beiträge bei weniger Leistung?

Die notwendige Personalreduzierung beim Spitzenverband dürfe nicht zu einer Verschlechterung bei den Leistungen für die Mitglieder führen, lautete die Forderung aus der Mitgliedschaft. Auch müsse die Phase der Selbstbeschäftigung bald abgeschlossen sein. In den eigenen Häusern, so ein Krankenhausvertreter, seien angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen für die Kliniken höhere Beiträge an den Spitzenverband kaum vermittelbar. Andere Konferenzteilnehmer wiesen darauf hin, dass der Wohlfahrtsverband gestärkt werden müsse, sonst könne man die Marke Diakonie nicht selbstbewusst nach vorne bringen. Zudem gebe es kein absolutes Kriterium für gerechte Beitragshöhen für das vielfältige Spektrum an Verbandsmitgliedern. Auch könne man aus der Sicht mancher kleiner Träger die Beitragsfrage anders stellen: Haben vielleicht die „Kleinen“ zu große Beiträge geleistet?

Wo bleiben die Fachverbände?

Im Strategie-Papier RWL 2020 werden die Fachverbände nicht ausreichend gewürdigt, kritisierten mehrere Diskussionsteilnehmer. „Wir werden keine Fachverbände abschaffen, aber man kann Informationsflüsse verbessern“, entgegnete Christian Heine-Göttelmann. Die Fachverbände, darüber bestand Konsens, sind wichtig, damit sich aus fachlicher Kompetenz sozialpolitische Initiative entwickeln kann. Zugleich, so betonten etliche Redner,  sorgen die Fachverbände dafür, dass alle Regionen aus dem großen, komplexen Verbandsgebiet der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe angemessen vertreten sind. „Wir müssen aus einer polarisierenden in eine operative Diskussion zur Vernetzung von Fachverbänden und Spitzenverband kommen“, plädierte ein engagierter Fachverbandsvertreter.

Eine solche „operative Diskussion“ zu allen Fragen der Verbandsentwicklung wird mit der vierten, abschließenden Regionalkonferenz am 24. Juni in Münster fortgesetzt und weiter von einem Online-Dialog begleitet. Trotz vieler kritischer Nachfragen im Einzelnen zeigte sich exemplarisch auch beim dritten Meilenstein der RWL-Mitgliederkommunikation in Koblenz, dass die Mitglieder den Kurs des Vorstandes zum Umbau des Verbandes – etwa Organisation nach Themen, nicht nach Sozialgesetzbüchern – im Wesentlichen unterstützen. Sie erwarten allerdings, dass aus Strategie und Diskussion rasch Handlungsschritte folgen.

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