9. August 2018

Spendenbilanz "Brot für die Welt"

Knapp elf Millionen Euro aus RWL

Im vergangenen Jahr hat "Brot für die Welt" knapp 62 Millionen Euro an Spenden und Kollekten erhalten. Davon kamen 10,8 Millionen Euro aus Rheinland, Westfalen und Lippe. Mit dem Geld konnten insgesamt 680 Projekte neu bewilligt werden. Das evangelische Hilfswerk zieht zwar eine positive Bilanz seiner Projektarbeit, sieht aber mit Sorge, dass Mittel der Entwicklungshilfe immer öfter zur Flüchtlingsabwehr eingesetzt werden.

Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von "Brot für die Welt"

Fast 70 Millionen Menschen waren 2017 weltweit auf der Flucht vor Krieg und Konflikten. Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl um drei Millionen erhöht, hauptsächlich durch die Zuspitzung der Lage im Südsudan, in Syrien und Myanmar. Mit der Zahl der Flüchtlinge stieg auch die Zahl der Hungernden weltweit um 38 Millionen auf nun 815 Millionen Menschen an. Zuvor war die Zahl ein Jahrzehnt rückläufig.

"Das muss uns alarmieren, nicht nur weil es Fluchtgründe schafft", betonte die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, bei der Präsentation der Jahresbilanz in Berlin. "Leider geht es in Deutschland derzeit jedoch vor allem darum, wie Entwicklungszusammenarbeit am effektivsten Flüchtlinge aus Europa fernhalten kann. Hier von Fluchtursachenbekämpfung zu reden, ist Augenwischerei."

Brot für die Welt setzt sich ein für eine humane, solidarische und entwicklungsförderliche Gestaltung der Migration.

Grenzanlagen statt Friedensförderung

Mit Sorge sieht "Brot für die Welt" den weltweiten Trend, Entwicklungsgelder auch für sicherheitspolitische und militärische Aufgaben oder Migrationskontrolle zu nutzen. Im vergangenen Jahr sei das europäische Instrument für Stabilität und Frieden, IcSP, das ausdrücklich für die Verhütung von Gewaltkonflikten und zivile Aktivitäten der Friedensförderung bestimmt gewesen sei, geöffnet worden, kritisierte die "Brot für die Welt"-Präsidentin. "Dabei geht es unter anderem darum, Grenzanlagen und polizeiliche Maßnahmen zu verstärken, die Fluchtwillige und Flüchtlinge in Afrika festhalten."

Statt Gewalt mit Waffen und Militär in Entwicklungsländern einzudämmen, sollte sich die deutsche und europäische Politik dafür einsetzen, die Lebensperspektiven in den afrikanischen Ländern zu verbessern, mahnte Füllkrug-Weitzel. "Wir brauchen Humanität und Solidarität. Wir brauchen eine humane, solidarische und entwicklungsförderliche Gestaltung der Migration", betonte sie in Berlin.

Der regionale Schwerpunkt lag in Afrika.

Regionaler Schwerpunkt in Afrika

Im vergangenen Jahr hat "Brot für Welt" mehr als 61,8 Millionen Euro an Spenden und Kollekten erhalten. Das ist eine leichte Steigerung um 50.000 Euro gegenüber dem Vorjahr. Zusammen mit weiteren Fördermitteln standen dem evangelischen Hilfswerk 282,2 Millionen Euro zur Überwindung von Armut, Hunger und Ungerechtigkeit zur Verfügung. Das waren 3,2 Prozent mehr als 2016.

Von dem Geld konnten 680 Projekte neu bewilligt werden. Der regionale Schwerpunkt lag mit 237 Projekten in Afrika. Im Zentrum stehen langfristige Maßnahmen, die Hunger und Mangelernährung überwinden, Bildung und Gesundheit fördern, Zugang zu sauberem Wasser schaffen, die Achtung der Menschenrechte und Demokratie stärken und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen unterstützen.

Ulrich Christenn

Kollekten und Klimawandel

Insgesamt 10,8 Millionen Euro an Spenden und Kollekten kamen aus Rheinland, Westfalen und Lippe. In der rheinischen Kirche konnten 6,5 Millionen Euro, in der westfälischen Kirche 4 Millionen Euro und in der lippischen Landeskirche 351.567 Euro gesammelt werden. Beeindruckend sei vor allem die Spendenbereitschaft an Heiligabend, erklärte Diakonie RWL-Fundraiser Ulrich Christenn. Hier gaben die Gottesdienstbesucher mehr als drei Millionen Euro in die Kollekte. "Wir danken allen, die mit ihren Spenden das Fundament dafür legen, dass Millionen Menschen in mehr als 90 Ländern Wege aus Armut und Not finden."

Ein besonderer Höhepunkt des vergangenen Jahres war nach Ansicht des Leiters des Zentrums Drittmittel und Fundraising bei der Diakonie RWL die Eröffnung der bundesweiten Spendenaktion von "Brot für die Welt" in Saarbrücken. Sie steht 2018 unter dem Motto "Wasser für alle". "Die derzeitige Hitzewelle macht uns gerade in Deutschland und Europa deutlich, wie stark der Klimawandel unser Leben verändern wird, wenn wir nicht gegensteuern", betont Ulrich Christenn. In den Entwicklungsländern seien die Folgen vielerorts schon gravierend. "Brot für die Welt unterstützt deshalb mit seinen Partnerorganisationen rund um die Welt Menschen beim Bau von Brunnen, Leitungssystemen und Wasserspeichern."

Text: Sabine Portmann/"Brot für die Welt", Fotos: "Brot für die Welt"

Ihr/e Ansprechpartner/in
Ulrich T. Christenn
Zentrum Drittmittel und Fundraising