Nach der Flut
Die Flutkatastrophe liegt nun bald drei Jahre zurück. Die Folgen für die Betroffenen sind weiterhin deutlich spürbar; die Schäden in den Ortschaften noch immer sichtbar. Seitdem haben die mobilen Fluthilfeteams der Diakonie Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe (DKH RWL) die Menschen beim Wiederaufbau unterstützt, sie psychosozial eng begleitet, zu Anträgen beraten und Spendengelder vermittelt. Künftig wird verstärkt auch die Quartiersarbeit in den Blick genommen, um die Gemeinschaften vor Ort nachhaltig zu stärken. Ende Januar wurde in einem ehemaligen Ladenlokal mitten in Heimerzheim, das ist ein Stadtteil der Gemeinde Swisttal im Rhein-Sieg-Kreis, ein weiterer Begegnungsort geschaffen.
Quartiersmanagerin Nadine Schuster sammelt die Ideen der Gäste im neuen Quartiersbüro. Denn die sollen sämtliche Projekte mitgestalten.
Strukturen schaffen
Zur Eröffnungsfeier kamen zahlreiche Partner aus der Region, Bewohner*innen sowie Mitarbeitende anderer diakonischer Dienste. Andrea Elsmann von der Diakonie-Geschäftsleitung begrüßte die Gäste und erklärte, warum dieses Angebot für das Gemeinwesen so wichtig sei: "Es sind Menschen und Häuser zu Schaden gekommen, aber auch das Dorf ist verletzt worden." Deshalb biete die Diakonie Katastrophenhilfe RWL nun einen Raum für soziales Miteinander und für konkrete Projekte. "Wir wollen hier miteinander ins Gespräch kommen und die Strukturen für einen dauerhaften Wiederaufbau schaffen."
Ideen sammeln
Die beiden Quartiersmanager*innen Nadine Schuster und Klaus-Peter Waltersbacher sind ab sofort verantwortlich für die Arbeit in dem neuen Treffpunkt. Zum Start verteilten die Sozialwirtin und der Diplom-Sozialpädagoge Fragebögen an die Gäste, um deren Wünsche und Ideen für die Quartiersarbeit aufzunehmen. Schwerpunktmäßig geplant sind etwa Aktivitäten zur Katastrophenvorsorge und Klimafolgeanpassung in Heimerzheim. "Die Menschen aus der Gegend sollen von Anfang an mitgestalten und entscheiden, was in ihrem Quartier vonnöten ist", kündigt Einrichtungsleiterin Beate Krugel an, die mit ihren Kolleginnen aus dem mobilen Fluthilfeteam der DKH RWL ebenfalls in den Büroräumen arbeitet. "Stromausfall, Gemeinschaft, füreinander da sein" – das waren nur einige Begriffe und Gedanken, die schließlich an der Pinnwand notiert wurden.
Superintendentin Claudia Müller-Bück, die während der Flut noch Pfarrerin in Heimerzheim war, erinnerte sich in ihrem Grußwort an die vielen Begegnungen unmittelbar nach der Katastrophe: "Es gab ein unglaubliches Miteinander in der Not." Insbesondere ihre ersten Kontakte mit der Diakonie Katastrophenhilfe, die damals sofort ihre Unterstützung zugesichert habe, seien beruhigend gewesen. Und die blauen Jacken der Diakonie-Mitarbeitenden seien längst zum Erkennungszeichen für die dauerhafte Unterstützung geworden. Müller-Bück: "Jetzt in einem wiederaufgebauten Haus ein Diakonie-Büro zu errichten, stimmt mich sehr zuversichtlich."
Andreas Vollmert, Quartiersmanger der DKH RWL, will die Menschen in den Flutregionen vernetzen und die Gemeinschaften vor Ort stärken.
Gemeinschaften stärken
Andreas Vollmert, als Quartiersmanager der Diakonie Katastrophenhilfe RWL für die gesamte Quartiersarbeit in den Flutregionen zuständig, kündigt an: "Bis zu zehn Quartiersprojekte sollen im Flutgebiet zwischen Trier und dem Sauerland entstehen, um mit Netzwerkarbeit die Wünsche der Betroffenen für den Wiederaufbau und deren Fähigkeiten zu kombinieren." Ziel der Quartiersarbeit sei es, die Gemeinschaften vor Ort zu stärken und die Menschen auf mögliche künftige Katastrophen besser vorzubereiten.
Für das Büro in Heimerzheim, das die DKH RWL bis 2026 finanziert, würden noch Kooperationspartner gesucht, die den neuen Raum mitnutzen wollten, so Vollmert weiter. "Das können jegliche Art von gemeinschaftsstärkenden Angeboten sein; der Laden hier ist so groß, da kann viel passieren."
Text: Andrea Hillebrand, DKH RWL, Fotos: DW Bonn und Region, Andreas Vollmert