19. August 2020

Diakonie Katastrophenhilfe

Unterstützung für Beirut

Die Bilder zeigen eine verwüstete Stadt: Vor zwei Wochen brachte ein Brand im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut 3.000 Tonnen giftiger Chemikalien zur Explosion. Die massive Zerstörung von Wohnungen und Getreidevorräten könnten zu einer Hungerkatastrophe führen, warnt Michael Frischmuth, Leiter des Asien-Bereichs der Diakonie Katastrophenhilfe im Interview. Schon vor der Katastrophe lebte mehr als die Hälfte der Menschen im Libanon in Armut.

  • Einen Tag nach der Explosion in Beirut rauchen die Trümmer am Hafen: 3.000 Tonnen giftiger Chemikalien sind in der Hauptstadt explodiert. (Foto: Shutterstock)
  • Schnell helfen: Die Diakonie Katastrophenhilfe hat nach der Katastrophe mit der Partnerorganisation IOCC umgehend Zelte zur gesundheitlichen Versorgung errichtet. (Foto: IOCC/Diakonie Katastrophenhilfe)

Die Diakonie Katastrophenhilfe hat schnell reagiert und leistet Nothilfe. Wie ist die Lage aktuell in Beirut?

Die Situation der Menschen ist besorgniserregend. Die verheerende Explosion im Hafen von Beirut hat die Menschen in einen Schockzustand versetzt. 300.000 Menschen haben innerhalb von wenigen Minuten ihr Zuhause verloren. Mehr als 6.000 Verletzte benötigen eine Behandlung. Mindestens 171 Menschen sind gestorben und viele werden vermisst. Drei Krankenhäuser wurden zerstört. Weitere Krankenhäuser weisen schwere Schäden auf, so dass Geräte zur Behandlung und Versorgung der vielen Patienten in kritischem Zustand fehlen. Durch die Corona-Pandemie waren die Gesundheitseinrichtungen der Stadt schon vor der Explosion zusätzlich belastet.

Michael Frischmuth, Leiter des Asien-Bereichs der Diakonie Katastrophenhilfe, warnt vor einer möglichen Hungersnot im Libanon (Foto: Diakonie Katastrophenhilfe)

Michael Frischmuth, Leiter des Asien-Bereichs der Diakonie Katastrophenhilfe, warnt vor einer möglichen Hungersnot im Libanon.

Hinzu kommen die zahlreichen Proteste und gewalttätigen Ausschreitungen. Hunderte Menschen wurden bei Demonstrationen verletzt. 

Der Libanon leidet seit Jahren unter einer dramatischen Wirtschaftskrise. Schon vor der Katastrophe lebte mehr als die Hälfte der Menschen in Armut. Die Unzufriedenheit über schlechtes Management, Korruption und Misswirtschaft ist groß. Seit Jahren ist die Gesundheitsversorgung schlecht. Auch die Versorgungslage ist unzureichend. Die libanesische Währung wurde innerhalb der letzten acht Monate um mehr als 80 Prozent entwertet. Das ist kaum vorstellbar. Jetzt hat sich die Wut entladen und die Emotionen werden auf die Straße getragen.

Mit welchen Problemen haben die Menschen jetzt vor Ort zu kämpfen?

Die Katastrophe in Beirut wird weitere Katastrophen nach sich ziehen. Die Zerstörung des wichtigsten Hafens hat Auswirkungen auf das ganze Land. Es ist abzusehen, dass es zu weiteren Preissteigerungen kommt. Die Versorgungslage wird sich im Libanon weiter verschlechtern. Die Zerstörung von Getreidevorräten könnte zu einer Hungerkatastrophe führen. Auch die Situation der über eine Million im Land lebenden syrischen Flüchtlinge wird sich verschärfen. Kein anderes Land der Welt hat – gemessen an der Einwohnerzahl – so viele Flüchtlinge aufgenommen wie der Libanon.

Die Katastrophenhilfe-Präsidentin, Cornelia Füllkrug-Welzel, besucht die Gemeindeküche der Organisation IOCC (International Orthodox Christian Charities) im Tin-Camp. (Foto: Diakonie Katastrophenhilfe/ Christoph Puescher)

Die Diakonie Katastrophenhilfe hat Erfahrung in der humanitären Hilfe im Libanon: Vor zwei Jahren besuchte die Katastrophenhilfe-Präsidentin, Cornelia Füllkrug-Welzel die Gemeindeküche der Organisation IOCC (International Orthodox Christian Charities) im Tin-Camp.

Wie hilft die Diakonie Katastrophenhilfe?

Die Diakonie Katastrophenhilfe arbeitet mit einer lokalen Partnerorganisation im Libanon zusammen. Es wurde medizinische Erstversorgung geleistet. Als weitere Soforthilfe wird eine Gemeinschaftsküche errichtet, die täglich 1.000 Familien mit warmen Mahlzeiten versorgt. Wir werden zudem eine psychosoziale Unterstützung zur Verarbeitung des traumatischen Erlebnisses anbieten. Auch werden wir mithelfen, die zerstörten Häuser und Wohnungen wieder instand zu setzen.

Wie geht es weiter?

Die Perspektive für den Libanon ist düster. Die Menschen in Beirut brauchen jetzt unsere Solidarität. Alleine wird es der Libanon nicht schaffen.

Das Gespräch führte Sabine Portmann. Fotos: IOCC/Diakonie Katastrophenhilfe und Diakonie Katastrophenhilfe/Christoph Pueschner. 


Die Diakonie Katastrophenhilfe ist für die Nothilfe im Libanon auf Spenden angewiesen.

Spendenkonto: Diakonie Katastrophenhilfe, Evangelische Bank, IBAN: DE68520604100000502502, BIC: GENODEF1EK1; Verwendungszweck: Nothilfe Libanon
Ihr/e Ansprechpartner/in
Sabine Portmann
Zentrum Drittmittel und Fundraising
Weitere Informationen

Spendeneinnahmen
Diakonie Katastrophenhilfe

Die Spendeneinnahmen der Diakonie Katastrophenhilfe lagen 2019 mit 23,9 Millionen Euro leicht über denen des Vorjahres. 5,7 Millionen Euro Spenden und Kollekten kamen aus Rheinland, Westfalen und Lippe. 

Für die Suppenküche sowie medizinische und psychologische Hilfe in Beirut benötigt die Diakonie Katastrophenhilfe weitere Spendenmittel.