11. Juli 2024

Brot für die Welt

Stark an der Seite der Schwächsten

"Jahrzehntelang war es überparteilicher Konsens, dass Deutschland eine starke Entwicklungspolitik braucht", so Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt. Brot für die Welt kritisiert die von der Bundesregierung geplanten Kürzungen im Entwicklungshaushalt und bei der Humanitären Hilfe als kurzsichtig. 

  • Ernte in der Region Nandi in Kenia.
  • Eine Person steckt Geld in eine Spendendose von Brot für die Welt.
  • Edwin Lagat aus Kenia erntet einen heimischen Maiskolben.
  • Ein Körbchen mit Kollektengeld.

Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt, wies auf die Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit hin: "Wir erleben eine weltweite Krise der Demokratie und da ist Entwicklungszusammenarbeit ein wichtiger Schlüssel, um eine weitere Erosion zu verhindern. Entwicklungsprojekte unterstützen den Aufbau und Erhalt demokratischer Strukturen, sie stärken die Zivilgesellschaft, ohne die keine Demokratie existieren kann."

Die Präsidentin des evangelischen Entwicklungswerks erinnerte auf der Jahrespressekonferenz daran, wie wichtig weltweite Kooperation und Partnerschaften seien. In Entwicklungszusammenarbeit zu investieren sei nicht nur ethisch geboten, sondern auch im Interesse Deutschlands. "Wir brauchen mehr Kooperation, nicht weniger. Das gilt für die Klima- ebenso wie für die Ernährungspolitik und andere Bereiche." Entwicklungshilfe sei zudem ökonomisch sinnvoll: "Jeder Euro, der heute in strukturbildende Entwicklung geht, spart am Ende vier Euro an humanitärer Hilfe", verwies Pruin auf Studien der Weltbank.

Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt

Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt, warnte vor den Folgen von Kürzungen im Bereich der internationalen Zusammenarbeit.

Kritik an geplanten Kürzungen

Pruin nannte die geplanten Kürzungen – unabhängig von ihrer exakten Höhe – im Entwicklungshaushalt in der "Geschichte der Bundesrepublik beispiellos". Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit kosteten Menschenleben, betonte sie. "Dabei ist die Schmerzgrenze für den Etat des Entwicklungsministeriums bereits heute überschritten", so Pruin. "Der Bundesregierung sollte klar sein, dass sich Kürzungen im Bereich internationaler Zusammenarbeit langfristig rächen würden. Ein Zurückfahren der Entwicklungszusammenarbeit wäre politisch unklug und ganz sicher nicht im Interesse Deutschlands."

Sie berichtete von Partnerorganisationen von Brot für die Welt, deren Situation bedrohlich sei, weil sie von autoritären Regierungen drangsaliert würden. "Wenn der Globale Norden sich zurückzieht, werden die Schwächsten der Gesellschaft noch mehr an den Rand gedrängt. Die Armen und Ausgegrenzten sind von der weltweiten Krise der Demokratie am stärksten betroffen und das bleibt nicht ohne Folgen – auch für uns", sagte Pruin.

Flugzueg am Himmel

Durch den Abbau von klima- und umweltschädlichen Subventionen könnte viel Geld gewonnen werden.

Zusätzliches Geld durch Flug-Steuer

Auch innerhalb Deutschlands müsse die Bundesregierung umsteuern, denn viele Menschen fühlten sich ungerecht behandelt. Das liege aber nicht daran, dass Deutschland in die Entwicklung anderer Länder investiere, sondern an falscher Prioritätensetzung. Pruin forderte deshalb den Abbau von klima- und umweltschädlichen Subventionen. "Fast vier Milliarden Euro lassen wir es uns jährlich kosten, dass es auf internationale Flüge keine Mehrwertsteuer gibt." Mit etwa der Hälfte dieses Geldes könne der Entwicklungsetat wieder das Niveau von 2023 erreichen.

Jahresergebnis 2023

Brot für die Welt legte die Jahresbilanz vor: Im vergangenen Jahr gingen mit 75,9 Millionen Euro etwas mehr Spenden und Kollekten (2022: 75,6 Millionen Euro) ein als im Vorjahr. Dagmar Pruin: "Ich bin zutiefst dankbar für die Spenden und Kollekten. Sie zeigen, dass es unseren Unterstützerinnen und Unterstützern wichtig ist, Menschen in ärmeren Ländern dabei zu helfen, ihre Potentiale zu nutzen."

Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann

Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann dankte den Spender*innen: "Diese Zeichen der Hoffnung brauchen wir heute mehr denn je." 

13,2 Millionen Euro aus dem RWL-Gebiet

Auf dem Gebiet der evangelischen Landeskirchen in Rheinland, Westfalen und Lippe gingen bei Brot für die Welt rund 13,2 Millionen Euro an Spenden und Kollekten ein. Das ist ein Rückgang um rund sieben Prozent gegenüber 2022, vor allem bedingt durch eine Großspende im Vorjahr. "Danke an alle, die Brot für die Welt mit ihrer Spende unterstützt haben. Diese Zeichen der Hoffnung brauchen wir heute mehr denn je", sagte Christian Heine-Göttelmann, Vorstand des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL). "Die Spenderinnen und Spender stehen fest an der Seite der Ärmsten."

In den Regionen im Diakonie RWL-Gebiet spendeten die Menschen unterschiedlich an das evangelische Hilfswerk: Auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland kamen 2023 Spenden in Höhe von 7,94 Millionen Euro zusammen. Im Bereich der Evangelischen Kirche von Westfalen spendeten Menschen insgesamt 4,95 Millionen Euro. 322.000 Euro Spenden können dem Gebiet der Lippischen Landeskirche zugeordnet werden.

Gesamt-Budget von 331,5 Millionen Euro

Brot für die Welt hat 2023 insgesamt 2.905 Projekte gefördert. Wie im Vorjahr war Afrika der regionale Schwerpunkt. Neben Spenden und Kollekten sind kirchliche und Bundesmittel die beiden weiteren finanziellen Säulen von Brot für die Welt. Insgesamt standen dem kirchlichen Werk im vergangenen Jahr 331,5 Millionen Euro für die Entwicklungsarbeit zur Verfügung (2022: 338 Millionen Euro). 91 Prozent gab Brot für die Welt für Hilfsprojekte aus. Für Werbe- und Verwaltungsaufgaben wurden neun Prozent eingesetzt. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen bewertet diesen Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben an den Gesamtausgaben als niedrig. Das ist die beste zu vergebende Kategorie. 

Text: Jana Hofmann mit Materialien von Brot für die Welt, Fotos: Brot für die Welt, Andreas Endermann/Diakonie RWL, Pixelio

Ihr/e Ansprechpartner/in
Pfarrer Ulrich T. Christenn
Zentrum Drittmittel und Fundraising
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Weltweit tätig
Brot für die Welt wurde 1959 gegründet. Das weltweit tätige Hilfswerk der evangelischen Landes- und Freikirchen und ihrer Diakonie fördert gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen Projekte zur Überwindung von Hunger, Armut und Ungerechtigkeit in fast 90 Ländern.