50 Jahre Stiftung Wohlfahrtspflege
Es ist keine Midlife-Crisis, wenn die Stiftung Wohlfahrtspflege sich zu ihrem 50-jährigen Bestehen neu aufstellt. Im Gegenteil, nach fünf Jahrzehnten wird die bewährte Partnerschaft mit den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege in NRW nun unter neuem Namen weitergeführt. Unter dem Titel "Sozialstiftung NRW" werden auch zukünftig Projekte gefördert, um Wege für ein selbstbestimmtes Leben zu eröffnen und das Leben von bedürftigen Menschen ein Stückchen besser zu machen.
Diakonie RWL-Vorständin Kirsten Schwenke ist stellvertretendes Mitglied im Stiftungsrat und gratuliert zum Jubiläum: "Die Stiftung Wohlfahrtspflege war und ist für uns eine verlässliche Partnerin. Viele innovative Projekte und auch größere sozialpolitische Veränderungen konnten wir mit dem Geld der Stiftung in NRW voranbringen. Ich erinnere nur an die Auflösung von Anstaltsgeländen und dem Ausbau von dezentralen, kleineren Wohneinheiten für Menschen mit Behinderung. Oder das Programm 'Pflege inklusiv' und die Quartiersförderung."
Würdigt den kooperativen Ansatz der Sozialstiftung NRW: Diakonie RWL-Vorständin Kirsten Schwenke.
Mehr als eine Milliarde Euro für Projekte
Seit ihrem Bestehen hat die Stiftung rund 7.500 Projekte mit mehr als einer Milliarde Euro gefördert. Viele dieser Förderungen hat das Zentrum Drittmittel und Fundraising der Diakonie RWL begleitet und Mitgliedseinrichtungen bei der Antragsstellung unterstützt. "Das Besondere bei der Sozialstiftung NRW ist ihr kooperativer Ansatz", erläutert Kirsten Schwenke. "So konnten wir als Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege gemeinsam mit der Stiftung, dem Sozialministerium und dem Stiftungsrat neue Förderprogramme entwickeln und umsetzen." Als Landesverband sei die Diakonie RWL manchmal Korrektiv, wenn die Bürokratie oder politische Wünsche zu groß würden.
Aus Anlass des Jubiläums hat die Stiftung neue Förderprogramme und Konkretisierungen der bisherigen Förderung beschlossen. Das betrifft etwa:
- Wir sind stark! Projekte für und mit Kindern und Jugendlichen,
- die Wohnraumförderung von Menschen mit Behinderung,
- assistive Technik beim Wohnen für Menschen mit Behinderung,
- digitale Teilhabe,
- Housing First-Initiativen,
- Wohnkonzepte, die auf die gegenseitige Unterstützung von jungen und alten Menschen sowie Menschen mit und ohne Beeinträchtigung setzen,
- Klimaschutzmaßnahmen in Wohneinrichtungen der Eingliederungshilfe (in Ergänzung zur BAFA-Förderung).
Im Jubiläumsjahr neu ausgelobt wird zusätzlich ein Architektur-Wettbewerb für zukunftsträchtige Sozial-Bauten. Dieser ist speziell für Träger interessant, die ein Grundstück und eine Vision für eine neue Einrichtung haben, denen aber bisher noch die architektonische Umsetzung und das nötige Geld fehlen. Weitere Informationen und Hinweise zur Antragsstellung bei der Stiftung Wohlfahrtspflege – Sozialstiftung NRW auf den Seiten vom Zentrum Drittmittel und Fundraising.
Text: Ulrich T. Christenn, Fotos: Diakonie RWL/Andreas Endermann und Shutterstock
Spenden und Fundraising
Das ist die Sozialstiftung NRW:
Im Jahr 1974 beschloss der NRW-Landtag ein Spielbankengesetz. Glücksspiel sollte kontrolliert erlaubt werden. Die Frage stand im Raum, was mit den Erlösen geschehen solle. NRW ist das einzige Bundesland, das dafür eine Stiftung mit einem sozialen Zweck gegründet hat. Das geschah vor genau 50 Jahren, am 19. März 1974. Teile der Gewinne, die sogenannten Spielbankabgaben, gehen seitdem an die Stiftung, seit etwa 30 Jahren sind dies 25,6 Millionen Euro jedes Jahr.
Im Stiftungsrat sitzen fünf Landtagsabgeordnete, die aus verschiedenen Fraktionen im Parlament gewählt werden; zwei Vertreter*innen der Freien Wohlfahrtspflege und zwei Vertreter*innen aus dem Sozialministerium sowie eine Person aus dem Finanzministerium.
Gefördert werden drei Arten von Anträgen: Erstens Bauprojekte mit Schwerpunkten im Bereich Wohnen für Menschen mit Behinderung und bei Quartiers¬projekten. Zweitens Modellprojekte, bei denen die Wohlfahrtsverbände in der sozialen Arbeit soziale Innovationen entwickeln und erproben können. Drittens Anschubfinanzierungen, damit Wohlfahrtsverbände soziale Innovationen in der Fläche umsetzen können.