Montag, 16. Oktober 2017

Wohnungslosigkeit in NRW stark gestiegen

Diakonie RWL fordert echten Neustart im sozialen Wohnungsbau

Düsseldorf/Münster, 16. Oktober. Durch die hohen Mietpreise in den Großstädten Nordrhein-Westfalens verlieren immer mehr Menschen ihre Wohnung. Darauf weist die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe aus Anlass des „Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut“ am morgigen Dienstag hin. „Wir sehen mit großer Sorge, dass die Zahl der Wohnungsnotfälle stark zugenommen hat“, erklärt Vorstand Christian Heine-Göttelmann. „Jahrelang konnte die diakonische Obdachlosen-, Sucht- und Straffälligenhilfe Betroffene in Wohnungen vermitteln. Das gelingt kaum noch.“ 

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Vor allem in den Großstädten konkurrieren Menschen mit besonderen sozialen Problemen mit Familien mit geringem Einkommen, Flüchtlingen, Studenten und Rentner um günstigen Wohnraum. In Düsseldorf hat sich innerhalb von zehn Jahren die Zahl der Wohnungslosen, die die Beratungsstellen der Diakonie aufsuchen, verdreifacht – auf über 2.500. In Dortmund stieg sie in den letzten fünf Jahren um knapp fünfzig Prozent auf 1.700. In Wuppertal ist die Zahl der ratsuchenden wohnungslosen Menschen im Verlauf nur eines Jahres um 40 Prozent gestiegen – auf über 1.600.

Gab es Ende der 1970er Jahre in NRW rund 1,6 Millionen Sozialwohnungen, so sind es heute nur noch knapp 500.000. Die 2016 begonnene Neuförderung gleicht kaum den Verlust an alten Sozialwohnungen aus, die aus der Mietbindung herausfallen. Das lässt Menschen mit besonderen Problemen kaum eine Chance auf dem Wohnungsmarkt. Die Straffälligenhilfe Düsseldorf etwa findet für Haftentlassene, die sie betreut, fast keine Wohnungen mehr. „Das Wohnungsamt hat nicht genügend günstige Appartements, und bei privaten Vermietern stehen Haftentlassene ganz unten auf der Liste“, berichtet Sozialarbeiterin Natascha Zippro. Christian Heine-Göttelmann appelliert daher an die Landesregierung:  „Wir brauchen dringend einen echten Neustart im Sozialen Wohnungsbau.“

Zumal es auch in ländlichen Gebieten zu wenig preiswerten Wohnraum gibt. So stellt die Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie Paderborn-Höxter fest, dass insbesondere Familien mit mehreren Kindern und Alleinerziehende monate- oder gar jahrelang nach passendem Wohnraum suchen müssen. „In den weit entfernten Dörfern gibt es zwar Leerstände. Aber dabei handelt es sich meist um zu große Drei-Generationen-Häuser“, sagt Beraterin Karin Gunia.

Laut einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung haben etwa 1,3 Millionen Haushalte in Deutschland nach Abzug der Bruttokaltmiete ein Resteinkommen, das unterhalb der Hartz IV-Regelsätze liegt. „Es kann nicht sein, dass in einem reichen und wirtschaftlich starken Land wie Deutschland immer mehr Menschen aufgrund hoher Mieten in Armut rutschen oder aus der Armut nicht herausfinden, weil sie keine günstige Wohnung bekommen“, betont Christian Heine-Göttelmann. „Die neue soziale Frage ist die Wohnungsfrage – und die muss die Politik endlich anpacken.“

Mehr zur Wohnungsnot in der Straffälligenhilfe finden Sie auf der Website der Diakonie RWL: www.diakonie-rwl.de/diakonie-gegen-armut-3