Tag der Wohnungslosen 2024
Ehrgeiziges und gutes Ziel: Die Bundesregierung will bis 2030 Wohnungslosigkeit überwinden. Bundesweit sind laut Hochrechnungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) rund 600.000 Menschen wohnungslos, jede fünfte Person davon ist minderjährig. Wie das Ende der Wohnungslosigkeit erreicht werden soll, erklärt die Bundesregierung in ihrem in diesem Jahr veröffentlichten Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit, der sich klar zu dem bekennt, was in vielen Bereichen der Wohnungsnotfallhilfe schon lange gelebte und wertgeschätzte Praxis ist: Viele verschiedene Akteur*innen und Ressorts müssen die vielschichten Aspekte der Wohnungsnotfälle in einer gemeinsamen Strategie bearbeiten.
Menschen in Wohnungsnotfällen sehen sich multiplen Problemlagen gegenüber, die zumeist nicht nur einen Bereich des Lebens betreffen – umso naheliegender ist es, dass nicht nur ein Ressort die komplexe Problemlage bearbeiten kann. So waren an der Erstellung des Aktionsplans auch Vertreter*innen von Land und Bund beteiligt und die der kommunalen Spitzenverbände, der Freien Wohlfahrt, der Wohnungswirtschaft und des deutschen Mieterbundes.
Mit vielen dieser Netzwerke ist auch die Diakonie RWL direkt verbunden, um dem gemeinsamen Ziel von Vermeidung und Überwindung von Wohnungslosigkeit näher zu kommen. Vier Punkte zum Thema Netzwerken und Wohnungslosigkeit:
Gemeinsam sind wir stark
"Das Thema Wohnen lässt sich nur mit vereinten Kräften bewegen", sagt Diakonie RWL-Vorständin Kirsten Schwenke. Das gilt für den zunehmend unter Druck stehenden Wohnungsmarkt insgesamt, aber speziell für das Wohnen, das Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten betrifft.
"Menschen, die sich in besonders belastenden Lebensverhältnissen befinden, haben einen erschwerten oder oft gar keinen Zugang zum Wohnungsmarkt", erläutert Schwenke. Sie seien besonders gefährdet, wohnungslos zu werden. "Wir brauchen eine gemeinsame Strategie und Vernetzung von Bund, Ländern, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden und weiteren Akteur*innen, um das Menschenrecht auf Wohnen zu gewährleisten."
Kirsten Schwenke: "Es ist unerlässlich, dass die Akteur*innen der Wohnungsnotfallhilfe gemeinsam für die Interessen und Bedürfnisse ihrer Klientinnen und Klienten eintreten. Gemeinsam sind wir stark!"
"Das Thema Wohnen lässt sich nur mit vereinten Kräften bewegen", sagt Diakonie RWL-Vorständin Kirsten Schwenke.
Engagiert gegen Wohnungslosigkeit
Das diesjährige Motto des Tags der Wohnungslosen "Gemeinsam mehr erreichen!" der BAG W greift den Netzwerkgedanken explizit auf. In der BAG W treffen sich sowohl die sozialen Einrichtungen als auch Vertreter*innen der fachlichen und politischen Institutionen, die in der Wohnungslosenhilfe aktiv sind. Neben der fachlichen Weiterentwicklung der Hilfen wird sich hier politisch positioniert.
"Eine unserer der gemeinsamen Kernforderungen lautet: Wohnraum schaffen!", so Kirsten Schwenke. "In Deutschland fehlt es zunehmend an günstigem Wohnraum. Der soziale Wohnungsbau muss aufgestockt werden, damit sich die Lage für Wohnungslose verbessert und das Menschenrecht auf Wohnen verwirklicht werden kann."
Koordinierte Politik für bezahlbares Wohnen
Nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in den Ländern ist eine koordinierte Politik für bezahlbares Wohnen notwendig. In Nordrhein-Westfalen ist das Bündnis "Wir wollen wohnen!" aktiv. Diesem gehören Verbände der Freien Wohlfahrtspflege, der Deutsche Mieterbund NRW, der DGB und weitere Organisationen an. Das Bündnis fordert von der Landesregierung beispielsweise eine wirksame Mietpreisbremse, um zu verhindern, dass die Mieten bei Neuvermietungen so stark steigen, dass Menschen mit wenig Geld keine Chance mehr haben, eine Wohnung zu finden.
Kirsten Schwenke: "Wir erfahren, dass dieses Bündnis in NRW als starke Stimme beim Thema Wohnen wahrgenommen wird. Und das ist auch richtig, denn in diesem Bündnis blicken wir aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Situation von Mieter*innen, von Menschen in Wohnungsnot und auf die Wohnungspolitik des Landes. Gemeinsam entwickeln wir gute Lösungsvorschläge!"
Das Ziel aller gemeinsamen Anstrengungen ist, dass alle Menschen ein würdiges und finanzierbares Zuhause finden.
Austausch und Innovation
Der evangelische Fachverband Wohnungslosenhilfe der Diakonie RWL bietet regelmäßig Konferenzen an, bei denen sich die evangelischen Fachleute über aktuelle Themen und Herausforderungen austauschen und weiterbilden. Auch können Erfahrungen geteilt und gemeinsame Strategien entwickelt werden. Der Fachverband unterstützt dabei, die Bedürfnisse wohnungsloser Menschen gegenüber den kommunalen Entscheidungsträger*innen verständlich und deutlich zu machen. Auch werden innovative Ansätze und gute Praxisbeispiele vorgestellt – wie zum Beispiel die sogenannten "Kümmererprojekte". In diesen Projekten arbeiten Immobilienfachkräfte und Sozialarbeiter*innen zusammen, um Wohnungen für ihre Klient*innen zu finden oder zu erhalten.
Diakonie RWL-Vorständin Schwenke: "Der Austausch und die Zusammenarbeit auf allen Ebenen sind der Schlüssel, um langfristig die Situation für Menschen in Wohnungsnot zu verbessern. Nur durch gemeinsame Bemühungen können wir das Ziel erreichen, dass alle Menschen ein würdiges und finanzierbares Zuhause finden."
Text: Heike Moerland und Katrin Müller, Fotos. Andreas Endermann/Diakonie RWL, Shutterstock