Helmut-Simon-Preis
Im Festsaal der Staatskanzlei in Mainz hat Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, nun sechs herausragende Integrations- und Inklusionsprojekte in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Der in diesem Jahr mit insgesamt 12.000 Euro dotierte Helmut-Simon-Preis richtet sich an Personen, Initiativen und Institutionen in Rheinland-Pfalz, die sich ehrenamtlich und hauptamtlich für soziale Gerechtigkeit, Diversität, Inklusion und Integration, gegen Armut, Rassismus und Ausgrenzung einsetzen. Ein zentrales Thema ist dabei die Arbeit mit Menschen mit Fluchterfahrung. Auch zwei Sonderpreise wurden vergeben. Den ersten Preis mit insgesamt 4.000 Euro erhält die Ausbildungswerkstatt für benachteiligte Jugendliche des Vereins Berufliches und Soziales Lernen im Hunsrück e.V. (VBS).
Auf dem Pferderücken können die Kinder der Kindertagesstätte Nord in Ludwigshafen neue Erfahrungen sammeln und Ängste abbauen.
Aktiv gegen Diskriminierung
Der VBS bildet seit mehr als 30 Jahren benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene erfolgreich im Tischlerhandwerk aus. Bedarfsorientiert wird das Angebot beispielsweise auch durch ein Sprachförderangebot für Geflüchtete erweitert. Durch die bewusste Mischung der Gruppe mit Einheimischen und Geflüchteten, mit Menschen mit und ohne Behinderung wird Diskriminierung aktiv entgegengewirkt und werden Diversität und interkulturelle Verständigung gefördert. Niedrigschwellig soll so der Weg in ein selbstbestimmtes Leben geebnet werden.
Brücken bauen
Ministerpräsidentin und Schirmherrin Malu Dreyer würdigt die Ausgezeichneten: "Mit dem Helmut-Simon-Preis richten die drei diakonischen Werke in unserem Land die Scheinwerfer auf Menschen, die Brücken innerhalb der Gesellschaft bauen. Mit dem Preis werden diejenigen geehrt, die für soziale Gerechtigkeit und Diversität, für Integration und Inklusion einstehen. Ihr Engagement ist es, das unsere Gesellschaft offener und wärmer macht. Auf Ihrem unermüdlichen Einsatz baut eine gute Gesellschaft auf, in der alle dazugehören und teilhaben können. Dafür haben Sie die ganze Anerkennung und Wertschätzung meiner Landesregierung und von mir. Dass in unserer Gesellschaft jede und jeder die Chance hat, selbstbestimmt zu leben und unser Zusammenleben mitzugestalten, ist mir als Ministerpräsidentin sehr wichtig."
Ob in der Ausbildungswerkstatt, beim gemeinsamen Reiten oder Theater-Spielen, in der Unterstützung und Rechtsberatung von Geflüchteten oder im migrationspolitischen Engagement – bei den Ausgezeichneten, so Dreyer weiter, zählten der Mensch, die Begegnung und das Empowerment.
Trotz Alter und Demenz stellen die Tagesgäste im Martinsstift in Mainz ein Theaterprojekt auf die Beine, das Mut zum Älterwerden macht.
Besondere Projekte
Mit dem zweiten Preis (3.000 Euro) wird das Projekt "Theater Inklusiv" des Altenpflegeheims Martinsstift in Mainz (Mission Leben) ausgezeichnet. Ein besonderes Theaterprojekt für ältere und demente Menschen. Zwei dritte Preise (jeweils 1.500 Euro) gehen an die Kindertagesstätte Nord der Stadt Ludwigshafen für ihr Projekt "Neue Welten entdecken: Reiten für alle auf dem Reiterhof der Kinderhilfe e.V." und die Refugee Law Clinic Trier e.V., eine studentische Initiative, die Geflüchteten kostenlos Rechtsberatung anbietet.
In diesem Jahr wurden auch zwei Sonderpreise (jeweils 1.000 Euro) an Initiativen verliehen, die für ihren ausdauernden und nachhaltigen Einsatz für gelingende Integration einer besonderen Würdigung verdienen. Der erste Sonderpreis geht an die Ökumenische Flüchtlingshilfe Ingelheim: Die christliche Organisation stellt seit mehr als 30 Jahren in Rheinhessen eigene Wohnungen für Geflüchtete zur Verfügung und begleitet sie, bis sich neue Perspektiven entwickeln. Ebenfalls mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wird der Initiativausschuss für Migrationspolitik in Rheinland-Pfalz. Seit 1988 setzt sich das landesweite Netzwerk der Migrationsarbeit für die Gleichberechtigung der in Rheinland-Pfalz lebenden Migrant*innen in gesellschaftlicher, kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ein.
Die Ökumenische Flüchtlingshife Ingelsheim vermittelt Geflüchteten einen eigenen Wohnraum, in dem sie zur Ruhe kommen können.
Unermüdlicher Einsatz
Pfarrer Albrecht Bähr von der Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz lobt das Engagement aller Ausgezeichneten und betont, wie wichtig deren Einsatz für den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft sei: "Als Diakonie stehen wir an der Seite der Menschen, die Unterstützung benötigen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Mit dem Helmut-Simon-Preis wollen wir die Menschen und ihr Engagement stärken, die den Nicht-Gehörten eine Stimme geben und Teilhabe ermöglichen. Durch ihren unermüdlichen Einsatz tragen sie zu einem gelingenden Leben bei und unterstützen Menschen unabhängig von Herkunft, Nationalität oder Religionszugehörigkeit. Mit großem Respekt und viel Sympathie danken wir den Menschen in Rheinland-Pfalz, die sich dafür einsetzen, dass Menschen einen festen Platz in unserer Gesellschaft finden."
Mit ihrem Engagement zeigten die Preisträger*innen, dass das Zusammenleben in unserer Gesellschaft bereichert werde, wenn alle in ihr ihren Platz fänden. Bähr weiter: "Für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft brauchen wir Menschen wie Sie."
Die Beraterinnen der Refugee Law Clinic Trier helfen bei asyl- und ausländerrechtlichen Fragen und unterstützen Geflüchtete bei administrativen Herausforderungen.
Hinschauen und Handeln
Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, hebt den nachhaltigen und pragmatischen Einsatz der Ausgezeichneten hervor: "Wir zeichnen heute Projekte aus, die geprägt sind von Nächstenliebe, sozialem und auch politischem Engagement. Sie schauen hin, wo Unterstützung benötigt wird, wo es nicht rund läuft, wo Menschen auf der Strecke bleiben, wo demokratische Rechte ausgehebelt werden. Hinschauen und Handeln ist Ihre Devise. Und das macht Mut. Ob haupt- oder ehrenamtlich, Ihr Engagement ist geprägt von Achtung und Respekt und der Überzeugung, dass jeder Mensch gleich viel wert ist. Sie stärken die Schwachen und eröffnen neue Perspektiven. Unbürokratisch und direkt helfen Sie in Notlagen oder auch langfristig und lebensbegleitend."
Die Arbeit mache deutlich, dass die Würde des Einzelnen nicht diskutierbar sei. "Sie muss geachtet und geschützt werden", so Wüst. "In unterschiedlichster Weise stärken Sie mit Ihrem Einsatz ein Leben in Vielfalt und unsere Demokratie. Ihnen gehört unsere Anerkennung."
Text: Diakonie Hessen; Fotos: Ann-Christin Bölter, Tobias Boos, Mission Leben, Diakonie in Rheinland-Pfalz/Ben Pakalski, KTS Nord, RLC Trier e.V., VBS
Soziale Hilfen
Das ist der Helmut-Simon-Preis
Der Preis wurde erstmals im Juni 2005 auf Initiative von Pfarrer Dr. Wolfgang Gern, damals Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau, als Auszeichnung der drei Diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz für die besten Projekte der Wohnungslosenhilfe ausgelobt und im Dezember 2006 verliehen. Wenig später konnte der ehemalige Bundesverfassungsrichter Helmut Simon als Namensgeber gewonnen werden.
Der Preis wird seitdem alle zwei Jahre für innovatives ehrenamtliches und professionelles Handeln von Personen, Initiativen oder Institutionen, die sich für die Überwindung von Armut und sozialer Ausgrenzung einsetzen, verliehen.
Träger des Preises sind die Diakonie Hessen, das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche der Pfalz sowie das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe.