Sonntag, 18. September 2016

Flüchtlingskinder in Schulen besser betreuen

Diakonie RWL fordert Ausbau der Schulsozialarbeit

Düsseldorf/Münster, 18. September. Aus Anlass des Weltkindertages am Sonntag fordert die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, die Situation der Flüchtlingskinder in deutschen Schulen stärker in den Blick zu nehmen. „Es geht nicht allein darum, ihnen Sprache und Bildung zu vermitteln. Viele Kinder sind traumatisiert und brauchen daher auch soziale und psychologische Unterstützung“, sagt die Geschäftsbereichsleiterin für Familie, Bildung und Erziehung bei der Diakonie RWL, Helga Siemens-Weibring. Es reiche nicht, mehr Lehrerstellen einzurichten, wie es etwa die NRW-Landesregierung angekündigt habe. „Wir brauchen dringend mehr Schulsozialarbeiter und eine gute Vernetzung zu psycho-sozialen Beratungsstellen, die den traumatisierten Kindern und ihren Familien helfen können.“

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In den Schulen fühlen sich laut Siemens-Weibring viele Lehrer überfordert und allein gelassen mit der Integration der Flüchtlingskinder. Dort, wo sich die Diakonie als Träger der Offenen Ganztagsgrundschulen oder in der Schulsozialarbeit engagiere, höre sie fast täglich von traumatisierten Flüchtlingskindern, die einkoten, völlig verschüchtert oder auffallend aggressiv seien und sich nur schwer von ihren Eltern lösen könnten. „Wir müssen die Familien stärken, damit die Kinder sich in Deutschland gesund entwickeln“, so Siemens-Weibring.

Die Herausforderung der kommenden Jahre bestehe darin, eine gute Infrastruktur mit den Kitas, Schulen und Familienberatungsstellen aufzubauen. Allein in NRW rechnet die Landesregierung für 2015 mit rund 40.000 neuen Schülern aus Flüchtlingsfamilien. Dafür fehlten Räumlichkeiten, Schulmaterialien und vor allem Personal, beobachtet die Erziehungsexpertin. „Es ist erfreulich, dass die NRW-Landesregierung 3.600 neue Lehrerstellen plant“, sagt Siemens-Weibring. „Aber wir haben in NRW an den etwa 5.800 allgemeinbildenden Schulen nur rund 3.000 Schulsozialarbeiter, deren Stellen zudem befristet sind. Jetzt ist es an der Zeit, auch hier eine Personalaufstockung vorzunehmen.“ Damit sei auch die gute Vernetzung der Schulen zu den Hilfsangeboten vor Ort gewährleistet, denn die Sozialarbeiter seien in der Regel dafür zuständig.

Hintergrund:

In NRW sind Diakonie und Kirche Träger von rund 600 Ganztagsgrundschulen sowie 1.500 Kitas. Dort unterstützen sie die Flüchtlingskinder und ihre Familien. Sie bieten psycho-soziale Beratung für die Familien sowie Sprachkurse für die Eltern an und haben vielerorts besondere Projekte gestartet, die Flüchtlingskindern helfen sollen, Selbstbewusstsein und neues Vertrauen zu entwickeln. Auf unserer Homepage finden Sie z. B. eine Reportage über ein Tanzprojekt aus Mülheim an der Ruhr.