9. Juni 2016

Erklärung der Diakonischen Werke

Kommunen stark machen für Zuwanderung

Kommunen und Städte haben bei der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen viel geleistet. Doch noch fehlen ausreichende Rahmenbedingungen für eine gute und schnelle Integration der zugewanderten Menschen. In einer gemeinsamen Erklärung fordern die Regionalen und Kreiskirchlichen Werke jetzt ein kommunales Integrationskonzept – und machen konkrete Vorschläge, wie es aussehen sollte.

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Christian Heine-Göttelmann

"Nach über einem Jahr im ständigen Krisenmodus brauchen wir in den Kommunen dringend eine mittelfristige strategische Planung für die Integration der Flüchtlinge", betont der Vorstand der Diakonie RWL, Christian Heine-Göttelmann. Vielerorts fehle noch eine sinnvolle Vernetzung der Projekte und Unterstützungsangebote für Geflüchtete. In ihrer Erklärung fordern die Diakonischen Werke die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung auf, ein Integrationskonzept für den örtlichen Sozialraum vorzulegen, das Alt- und Neubürger miteinschließt. Dabei bieten sie ihre Mitwirkung als erfahrene Partner in der Sozialarbeit an.

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Stephan Kiepe-Fahrenholz (Foto: Diakonisches Werk Duisburg)

Flüchtlingshilfe in Regeldienste integrieren

Die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Integration der Flüchtlinge lasse sich durchaus in bestehende Programme einbinden, etwa in Eingliederungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für den Arbeitsmarkt, heißt es in der Stellungnahme. Dafür aber müssten diese akzentuiert und finanziell besser ausgestattet werden. "Unser Ziel sollte es sein, die Unterstützung für zugewanderte Menschen in die Regeldienste zu überführen", sagt der Vorstand des Diakonischen Werkes Duisburg, Stephan Kiepe-Fahrenholz, Sprecher für die Diakonischen Werke im Rheinland.

Die intensive Flüchtlingsbetreuung, die oft spontan in den Städten entstanden sei, dürfte sich keinesfalls verselbstständigen und neben all den sozialen Hilfen für Kinder und Jugendliche, Arbeits- und Wohnungslose oder Menschen mit Behinderung als eine Art "Sonderangebot" bestehen bleiben.

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Christa Stüve (Foto: Diakonisches Werk im Kreis Recklinghausen)

Für bessere Infrastruktur in Städten sorgen

Um des sozialen Friedens willen sei es von entscheidender Bedeutung, Personengruppen nicht gegeneinander auszuspielen, betonen die Diakonischen Werke in ihrer Erklärung. "Es darf nicht dazu kommen, dass wir aufgrund des hohen Bedarfs an Wohnraum für Flüchtlinge keine günstigen Wohnungen mehr für andere Bedürftige wie Langzeitarbeitslose oder Obdachlose haben", betont Christa Stüve von der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen, die für die Diakonischen Werke in Westfalen spricht. "Es gibt nun mehr Menschen, denen wir helfen müssen und das darf nicht aus dem Blick geraten."

In einem sozialen Gemeinwesen müssten alle Bürger zu ihrem Recht kommen, ergänzt Kiepe-Fahrenholz. "Das bedeutet aber auch, dass die Infrastruktur in den Städten so ausgebaut wird, dass sie für jeden Bürger lebenswert ist." Seit Jahren nehme die Lebensqualität in vielen überschuldeten Städten ab. Bibliotheken, Schwimmbäder und Spielplätze seien reduziert und der öffentliche Nahverkehr nicht mehr ausgebaut worden.

Wandbild des Café Welcome für junge Flüchtlinge in Aachen

Starkes Netzwerk der Diakonie nutzen

Politiker sollten ihren Worten von der "inklusiven" Gesellschaft, in der alle dazu gehören und gleiche Chancen haben, auch Taten folgen lassen, mahnt der Vorstand des Diakonischen Werkes Duisburg. "Dazu müssen Politik und Verwaltung wieder die Sozialräume in den Blick nehmen und besser ausstatten."

Die Vorstände der Diakonischen Werke verweisen auf die große Zahl an haupt-, aber auch ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die sich bei Kirche und Diakonie für die Gestaltung eines lebenswerten Sozialraumes einsetzen. "Die Kommunen haben in den kommenden Jahren große soziale Herausforderungen zu bewältigen. Wir können sie dabei mit unserem starken Netzwerk unterstützen", erklärt Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann.

Der Diakonie RWL sind insgesamt 76 regionale und kreiskirchliche Werke zugeordnet, 35 im Rheinland und 21 in Westfalen und Lippe. Sie repräsentiert 4.900 evangelische Sozialeinrichtungen, in denen 330.000 Mitarbeitende hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig sind.