18. September 2015

Weltkindertag

Flüchtlingskinder in Schulen besser betreuen

Aus Anlass des Weltkindertages am Sonntag macht die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe auf die schwierige Situation der Flüchtlingskinder in deutschen Schulen aufmerksam. Viele sind traumatisiert und brauchen neben Sprachförderung auch soziale und psychologische Unterstützung. Eine wichtige Rolle könnten dabei Schulsozialarbeiter spielen, die die Vernetzung zu Beratungsstellen vor Ort aufbauen. Doch noch gibt es viel zu wenig Sozialarbeiter an den Schulen.

Helga Siemens-Weibring

Helga Siemens-Weibring

„Es geht nicht allein darum, Flüchtlingskindern Sprache und Bildung zu vermitteln“, betont die Geschäftsbereichsleiterin für Familie, Bildung und Erziehung bei der Diakonie RWL, Helga Siemens-Weibring. „In den Schulen haben die Lehrer oft auch mit traumatisierten Kindern zu tun und stoßen dabei an ihre Grenzen.“ Dort, wo sich die Diakonie als Träger der Offenen Ganztagsgrundschulen oder in der Schulsozialarbeit engagiere, höre sie fast täglich von traumatisierten Flüchtlingskindern, die einkoten, völlig verschüchtert oder auffallend aggressiv seien und sich nur schwer von ihren Eltern lösen könnten. „Wir müssen die Familien stärken, damit die Kinder sich in Deutschland gesund entwickeln“, so Siemens-Weibring.

Mehr Lehrer alleine reichen nicht

Die Herausforderung der kommenden Jahre besteht laut Siemens-Weibring darin, eine gute Infrastruktur mit den Kitas, Schulen und Familienberatungsstellen aufzubauen. Allein in NRW rechnet die Landesregierung für 2015 mit rund 40.000 neuen Schülern aus Flüchtlingsfamilien. Dafür fehlten Räumlichkeiten, Schulmaterialien und vor allem Personal, beobachtet die Erziehungsexpertin. „Es ist erfreulich, dass die NRW-Landesregierung 3.600 neue Lehrerstellen plant“, sagt Siemens-Weibring. „Aber wir haben in NRW an den etwa 5.800 allgemeinbildenden Schulen nur rund 3.000 Schulsozialarbeiter, deren Stellen zudem befristet sind. Jetzt ist es an der Zeit, auch hier eine Personalaufstockung vorzunehmen.“

Damit ist laut Siemens-Weibring auch die gute Vernetzung der Schulen zu den Hilfsangeboten vor Ort gewährleistet, denn die Sozialarbeiter sind in der Regel dafür zuständig. Allerdings gibt es in den Familienberatungsstellen derzeit nur wenige Traumaexperten. „Wir müssen in den kommenden Jahren unbedingt viele therapeutische Fachkräfte auf diesem Gebiet schulen und Trauma-Ambulanzen einrichten“, fordert Siemens-Weibring. Auch Lehrer brauchen ihrer Ansicht nach ein breites Fortbildungsangebot für den Umgang mit traumatisierten Kindern und deren Eltern.

Im Bereich von Kirche und Diakonie in Rheinland, Westfalen und Lippe gibt es inzwischen viele Angebote und Projekte für Flüchtlingskinder und ihre Familien. Neben der psycho-sozialen Beratung für die Familien sowie Sprachkursen für die Eltern haben Schulen in Zusammenarbeit mit diakonischen und kirchlichen Trägern Projekte gestartet, die Flüchtlingskindern helfen sollen, Selbstbewusstsein und neues Vertrauen zu entwickeln, etwa in besonderen Tanzkursen.

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Helga Siemens-Weibring
Geschäftsfeld Sozialpolitik u. Quartiersarbeit
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