Jugendmigrationsdienste bekommen mehr Geld
Bereits Anfang der 50er Jahre für junge DDR-Flüchtlinge unter dem Begriff „Jugendgemeinschaftswerk“ (JGW) entwickelt, beraten und betreuen Jugendmigrationsdienste heute neu zuwandernde junge Menschen zwischen 12 und 27 Jahren mit einem sicheren Aufenthaltstitel. Bundesweit gibt es rund 430 Standorte. Ausländerbehörden, Jobcenter, ausländische Communities und viele weitere Netzwerkpartner vermitteln an die Jugendmigrationsdienste. Vor allem aber ist es die Mund-zu-Mund-Propaganda der Ratsuchenden selbst, die Jugendliche zu den JMD führt. Allein an den 22 Standorten im Bereich der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe sind die Beratungszahlen von 2012 bis 2014 um 34 Prozent gestiegen.
Im Fokus: Deutschkurse vermitteln und Orientierung im neuen Land geben
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten und begleiten heute nicht nur deutlich mehr junge Menschen als noch vor einigen Jahren, sondern diese kommen in den JMD unseres Verbandsgebietes mittlerweile aus 115 unterschiedlichen Ländern“, erzählt Manfred Hoffmann, Referent für Migration und Integration der Diakonie RWL. „Diese Herkunftsvielfalt bedeutet, dass sie sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen.“ Dadurch sei die Beratung und Begleitung deutlich komplexer geworden, weil sie sehr differenzierte, individuell zugeschnittene Integrationsangebote erforderlich mache, betont Hoffmann. „Immer wichtiger geworden ist das Thema der Anerkennung ihrer Schul-, Ausbildungs- und Berufsabschlüsse.“
Zu besprechen gibt es also viel. Deutsch Lernen steht bei den meisten Jugendlichen oben auf der Themenliste. Grundsätzlich unterstützen die JMD die jungen Zuwanderer und geben Orientierung in allen Fragestellungen, die auftreten, wenn junge Menschen neu nach Deutschland eingewandert sind. Dazu gehört neben den Deutschintegrationskursen fast immer auch die „anwaltschaftliche“ Unterstützung gegenüber Behörden und Ämtern auch bezüglich etwaiger Sozialleistungen.
Kaum Mittel und Zeit für Gruppenangebote
Hinzu kommen laut Hoffmann eigentlich noch sozialpädagogische Gruppenangebote, die den Jugendlichen soziale, sprachliche oder kulturelle Kompetenz vermitteln sollen, sowie die Beratung von Eltern im Einzelfall. Doch das hätten viele Jugendmigrationsdienste in den vergangenen Jahren kaum noch leisten können. „Mit den neuen Fördergeldern ist dies aber wieder möglich“, so Hoffmann.
Bereits im vergangenen Jahr erhöhte der Bund die Mittel für 2015 um eine Million Euro auf 42,6 Millionen Euro. Im Rahmen eines Nachtragshaushalts wurden die Fördergelder jetzt um acht Millionen Euro aufgestockt. Hinzu kommen weitere vier Millionen für die direkte Förderung junger Migrantinnen und Migranten aus dem Garantiefonds Hochschulbereich, der ihnen über ein Stipendium ein Hochschulstudium ermöglichen soll.
Erfolgreiche Diakonie-Kampagne
„Am Ausbau der finanziellen Förderung hat die Diakonie RWL einen entscheidenden Anteil“, betont der Integrationsexperte. Im vergangenen Jahr initiierte der Sozialverband eine Kampagne zur Erhöhung des Haushaltstitels im JMD-Förderprogramm innerhalb von NRW, an der sich auch andere Verbände und später auch Diakonie-Landesverbände anderer Bundesländer wie etwa Bayern beteiligten. Anschließend erfolgten weitere Gespräche der Trägerverbände mit Abgeordneten auf Bundesebene.
„Unsere Argumente sind bei Parlamentariern und Fachpolitikern angekommen“, freut sich Hoffmann. Dass die Jugendmigrationsdienste jetzt stärker im Fokus der Politik stehen, zeigen auch die positiven Stellungnahmen einiger Bundespolitiker wie der Kasseler SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrike Gottschalck und des Staatssekretärs im Bundesfinanzministerium, Steffen Kampeter. Beide lobten die Förderung als „gut investiertes Geld zur Verbesserung von Integrationschancen junger Menschen mit Migrationshintergrund“.
Manfred Hoffmann