Patientenfürsprechende
Im Krankenhaus kann man sich manchmal verloren fühlen: Undurchsichtig ist das Dickicht von durchhastenden Pflegekräften, nicht immer verständlichem ärztlichen Personal und Abläufen, auf die Patient*innen keinen Einfluss haben. Wenn dann noch Probleme die Gesundung erschweren, wächst das Gefühl der Hilflosigkeit. In solchen Situationen kommen Patientenfürsprecher*innen ins Spiel, die ehrenamtlich und unabhängig vom Krankenhaus arbeiten. Sie setzen sich für Patientenbelange ein, nehmen Beschwerden entgegen, hören zu, helfen, nehmen sich Zeit.
Dieses Ehrenamt in den Mittelpunkt zu stellen und die Vernetzung unter den Patientenfürsprechenden zu fördern, war Intention einer ökumenischen Tagung mit rund 40 Teilnehmenden. Das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL) und die Caritas in NRW luden ein zum Netzwerktreffen ins Evangelische Krankenhaus Mülheim an der Ruhr.
Engagierte Diskussionsbeiträge aus den Reihen der Patientenfürsprechenden während der Tagung.
Ein Gewinn für Krankenhäuser
Nicht nur die Patient*innen profitieren von der Arbeit der Patientenfürsprecher*innen – auch die Krankenhäuser sehen darin einen großen Mehrwert. Nils B. Krog, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Mülheim/Ruhr und Vorsitzender des Verbandes Evangelischer Krankenhäuser Rheinland/Westfalen/Lippe e.V. (VEK-RWL), betonte: "Jede Beschwerde ist für uns eine kostenlose Beratung." Er machte deutlich, dass das Feedback der Patient*innen den Krankenhäusern hilft, ihre Arbeit zu verbessern und nicht zuletzt auch bei den bevorstehenden Krankenhausreformen auf Landes- und Bundesebene eine patientenorientierte Umsetzung zu gewährleisten.
Die Bedeutung von Patient*innenrechten und ihrer Durchsetzung ist auch auf politischer Ebene ein zentrales Thema. Stefan Schwartze, Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Herford und Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patient*innen, berichtete über anstehende Verbesserungen im Patientenrechtegesetz. Diese sollen durch einen neuen Referentenentwurf gestärkt werden, etwa durch eine umfassendere Einsichtnahme in die Gesundheitsakte der Patient*innen. Darüber hinaus sollen die Patient*innen besser über sogenannte IGeL-Leistungen (individuelle Gesundheitsleistungen, die nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden) informiert werden. Diese politischen Entwicklungen zielen darauf ab, die Rechte der Patient*innen weiter zu stärken und ihnen mehr Kontrolle über ihre Gesundheitsversorgung zu geben.
Von Zimmer zu Zimmer
Viele Patientenfürsprecher*innen sind regelmäßig vor Ort im Krankenhaus unterwegs. Sie besuchen Patient*innen auf den Stationen, um Probleme aktiv anzusprechen, bevor diese sich verschärfen. Wie das funktioniert, schilderte das Team von "Von Zimmer zu Zimmer", ein an das Qualitätsmanagement des Hauses angebundenes Projekt am Klinikum Leverkusen. Ehrenamtliche Fürsprecher*innen fragen direkt auf den Stationen nach der Zufriedenheit der Patient*innen. Solche Projekte sind essenziell, um die Patientenorientierung zu fördern und eine Brücke zwischen Patient*innen und Krankenhauspersonal zu bauen.
Klaudia Schmalenbach, Patientenfürsprecherin am Ev. Krankenhaus Mülheim/Ruhr, berichtete von ihren Begegnungen mit Patient*innen. Als Krankenhausseelsorgerin im Ruhestand ist sie erfahren darin, einen vertrauensvollen Zugang zu den Patient*innen zu finden und sich ihrer Probleme anzunehmen. Beschwerden nimmt sie entgegen und setzt sich ohne Umwege für deren Klärung ein.
Mehr Anerkennung und Sichtbarkeit
"Die Berufung von Patientenfürsprecher*innen ist ein wichtiger Schritt, aber ebenso bedeutend ist es, dieses Angebot im Krankenhaus auch sichtbar zu machen", fasst Axel Bremecke, Referent im Geschäftsfeld Krankenhaus und Gesundheit der Diakonie RWL, die zentrale Erkenntnis der Tagung zusammen. Anerkennung und Wertschätzung drücken sich in einer guten Arbeitsumgebung aus und durch Sichtbarkeit: Es sei wichtig, deutlich auf die Patientenfürsprecher*innen hinzuweisen – sowohl vor Ort im Krankenhaus als auch auf der Website.
"Patientenfürsprecher*innen leisten einen unverzichtbaren Beitrag, um den Krankenhausalltag menschlicher und verständlicher zu gestalten", so Bremecke. "Sie sind eine wichtige Anlaufstelle für Patient*innen, die Unterstützung suchen und sicherstellen wollen, dass ihre Belange ernst genommen werden. Ihr ehrenamtliches Engagement stärkt die Rechte der Patient*innen und trägt zu einer patientenorientierten Gesundheitsversorgung bei. Das muss auch Anspruch gerade der christlichen Krankenhäuser sein." Neue Ideen, wie das gelingen kann, vermittelte das Netzwerktreffen. Weitere Treffen dieser Art sollen folgen.
Text: Axel Bremecke, Fotos: Markus Lahrmann
Krankenhaus und Gesundheit
Patientenfürsprecher*innen sind unabhängige, meist ehrenamtlich tätige Ansprechpartner*innen für Patient*innen während eines Krankenhausaufenthaltes. Das heißt, sie sind weisungsunabhängig und keine Angestellten des Krankenhauses. Sie vertreten die Interessen der Patient*innen, nehmen Lob, Kritik und Wünsche entgegen und vermitteln bei Problemen zwischen den einzelnen Akteur*innen. Die Patientenfürsprechenden unterliegen der Schweigepflicht und dürfen vertrauliche Informationen nur mit Einverständnis der Patient*innen weitergeben. In Nordrhein-Westfalen verpflichtet Paragraf 5 des Krankenhausgestaltungsgesetzes (KHGG NRW) alle Krankenhäuser des Landes, solche unabhängigen Beschwerdestellen für Patient*innen einzurichten.