Kitas im Hochwassergebiet
Die Kita Volberg wurde während der Urlaubsschließung stark vom Hochwasser beschädigt. Wie groß ist der angerichtete Schaden?
Unsere Kita stand fast vollständig unter Wasser. Es ist beinahe alles zerstört, der Sachschaden beläuft sich auf circa 150.000 Euro. Damit wir die Aufräumarbeiten in der Kita Volberg finanzieren können, haben wir einen Antrag auf finanzielle Hilfe bei der Diakonie RWL gestellt. Wir wollen natürlich so schnell es geht wieder in die neu errichtete Kita zurück. Aber das wird noch dauern.
Sabrina Wagner ist froh, dass für die 65 Kita-Kinder und ihre Erzieherinnen eine Übergangslösung gefunden wurde.
Wie waren die Reaktionen der Eltern und Erziehungsberechtigten?
Erstmal waren alle geschockt, denn die Bilder der Zerstörung waren schlimm. Gleichzeitig gab es natürlich auch die Sorge um den Betreuungsplatz, denn die Überschwemmungen erfolgten knapp zwei Wochen vor dem Beginn des neuen Kita-Jahres am 1. August. Ihre Kinderkrankentage hatten die meisten Eltern schon während des Lockdowns genutzt. Und nachdem nun drei Wochen Sommerschließzeit mit Urlaub und Betreuung überbrückt waren, kam die Ungewissheit, ab wann wieder eine Betreuung für das eigene Kind gewährleistet ist.
Welche Übergangslösung haben Sie gefunden?
Wir haben die ganze Woche damit verbracht, Alternativräume zu finden und uns dann entschieden, eine Gruppe in der Kita Villa Hügel, einer weiteren Kindertagesstätte der Diakonie Michaelshoven in Rösrath, zu betreuen. Dafür haben wir den Mehrzweckraum und den Personalraum umgestaltet. Die zwei weiteren Gruppen ziehen in bereits vorhandene Container der Stadt Rösrath. Das sind moderne und sehr gut ausgestattete Container, mit denen wir uns in dieser Situation glücklich schätzen können.
Angrenzend befindet sich eine städtische Kita, die uns die Mitnutzung des Außengeländes ermöglicht und in der unsere Hauswirtschaftskraft die Küche mitnutzen kann, damit sie dort das Essen der Kinder vorbereiten kann. Wir haben auf Hochtouren gearbeitet, damit wir diese Alternativlösung zum Start des neuen Kitajahres anbieten können. Es waren also nur zwei Tage, an denen die Eltern eine Ersatzbetreuung finden mussten und die Eingewöhnung der neuen Kinder verschob sich um eine Woche. Es hätte niemand gedacht, dass wir das schaffen. Aber wir haben so viel Unterstützung erhalten, und nur so gelang es uns, das Unmögliche möglich zu machen.
Kita-Leitung Sandra Faust beim Entrümpeln der Kita Volberg.
Welche Hilfen haben Sie erhalten?
Nach dem ersten Schock kam eine Welle der Hilfsbereitschaft. Wir haben sehr viele Sachspenden erhalten, sodass die Ausstattung mit Spiel- und Bastelmaterial sowie Büchern für die Übergangs-Räumlichkeiten beinahe vollständig gesichert ist. Der Spendenaufruf wurde von einer Mutter initiiert. Parallel ist die Facebookgruppe "Rösrath hilft" entstanden und es kamen unzählige Spenden.
Zudem wurden Spendenaktionen ins Leben gerufen, die uns zutiefst berührt haben. So hat die evangelische Kita Wächtersbach mit den Kindern Kekse gebacken und diese gegen Spenden abgegeben, die uns zugutekommen. Eine Steuerberaterkanzlei hat sich dieser Aktion angeschlossen und einen hohen Geldbetrag gespendet. Eine Kita aus Hessen organisierte einen Charity-Lauf für unsere Kita. Und dann gab es viele weitere Menschen, die uns auf den unterschiedlichsten Wegen unterstützt oder etwas gespendet haben, seien es Firmen oder auch Privatpersonen.
Für die Kinder wird es eine Umstellung sein, nicht mehr in ihre gewohnte Kita zu gehen. Wie werden sie damit umgehen?
Wir werden mit den Kindern offen darüber sprechen, was passiert ist und ihnen erklären, dass es sich hierbei um eine Übergangslösung handelt. Wir werden die Situation in unseren Morgenkreisen in Erzählungen einbauen und verarbeiten. Dabei geht es uns auch darum, den Kindern beizubringen, dass es solche Krisen gibt und wir sie gemeinsam bewältigen können.
Das letzte Jahr mit Beginn der Corona-Pandemie hat bewiesen, dass die Kinder mit Umstellungen sehr gut zurechtkommen, wenn man sie kindgerecht an der Thematik teilhaben lässt. Als wir ihnen beispielsweise sagten, dass wir nicht mehr gemeinsam singen können, kam der Vorschlag von den Kindern, dass wir dann doch gemeinsam summen könnten.
Das Gespräch führte Melani Köroglu/Diakonie Michaelshoven. Fotos: Diakonie Michaelshoven
Kinder und Kitas
Sabrina Wagner ist Pädagogische Bereichsleitung der Diakonie Michaelshoven Kindertagesstätten. Spenden für die "Kita Volberg" sind online möglich.
In vielen diakonischen und kirchlichen Einrichtungen wurden Mauern weggespült, Mobiliar zerstört und Räume unbewohnbar. Für sie gibt es bei der Diakonie RWL die Möglichkeit einer ersten Soforthilfe. Bis zu 10.000 Euro stehen dafür zur Verfügung.
Kitas, die inklusiv arbeiten, können sich mit der Bitte um Soforthilfe auch an die "Aktion Mensch" wenden. Dort erhalten sie bis zu 20.000 Euro für die Renovierung und Sanierung ihrer Gebäude. Die Förderung der Schadensbeseitigung kann sich auf die gesamte Einrichtung und nicht nur auf den Anteil der Kinder mit Behinderung erstrecken. Die Laufzeit beträgt bis zu einem Jahr. Die Beantragung ist bis Ende 2021 möglich.