Internationaler Tag der Familie
Die Beschränkungen in der Corona-Pandemie erleben viele Menschen als große Belastung. Was macht die Ausnahmesituation mit Familien?
Das ist ganz unterschiedlich. Manche Familien haben die Möglichkeiten sich gut zu organisieren, sich in der Betreuung abzuwechseln oder die Kinder einfach mal in den eigenen Garten zum Spielen zu schicken. Andere Familien haben da viel weniger Spielraum. Meine Nachbarin ist beispielsweise alleinerziehend und betreut jetzt ohne jede Hilfe ihre zwei- und vierjährigen Töchter. Viel Platz hat die Familie in der Wohnung nicht, und der Vorgarten ist gerade mal zehn Quadratmeter groß. Das verlangt einiges ab von ihr. Wie ihr ergeht es vielen Familien: Die Corona-Pandemie kann uns an unsere Grenzen bringen.
Pastor Thomas Grebe arbeitet mobil von zuhause aus. Selfies und Telefonkonferenzen sind für ihn mittlerweile zum Alltag geworden. (Foto: Privat)
Und für die Kinder ist die Situation manchmal schwer zu verstehen. Wie erklärt man ihnen, was das Corona-Virus ist und warum es unser Leben so plötzlich auf den Kopf stellt, ohne die Kinder zu verängstigen?
Aktuelle Studien legen nahe, dass das Virus für Kinder weniger gefährlich ist als für Erwachsene. Ich finde, dass das ein guter Ansatz ist, um die Kinder erst einmal zu beruhigen: Das Corona-Virus ist für Kinder meist nicht gefährlich. Sie bekommen Halsschmerzen und Fieber. Das geht nach einigen Tagen dann wieder weg. Aber für andere Menschen, die schon älter sind, wie etwa die Großeltern, kann das Virus bedrohlich sein. Deshalb halten wir als Familie Abstand zu denjenigen, die älter sind oder andere Krankheiten haben. Ich finde es wichtig, die Ängste der Kinder ernst zu nehmen, gut zuzuhören und dann einfühlsam zu erklären, ohne Panik zu verbreiten.
Auf YouTube gibt es auch tolle Videos, in denen die Pandemie auf eine kindgerechte Art und Weise aufbereitet wird. In einem Video der Stadt Wien erklärt ein Junge Kindern mithilfe von Comicfiguren, was wir bereits wissen und was noch erforscht wird. Das finde ich super.
Sie haben eine umfangreiche Liste mit frei zugänglichen Spielen, Geschichten und Hörbüchern zusammengestellt. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Viele der rund 65 Fachberatungen für die Kitas aus den Kirchenkreisen der rheinischen und westfälischen Kirche haben uns regelmäßig tolle Tipps geschickt. Ich habe das gesammelt und aufbereitet, damit die knapp 120.000 Kinder in unseren rund 1.800 Kindertageseinrichtungen über ihre Erzieherinnen und Erzieher erreicht werden.
Kinder und Eltern können den "Fühl-Parcours" gemeinsam in der Wohnung aufbauen. Dazu braucht es nur einige interessante Materialien wie diese kleinen Kieselsteinchen. (Foto: Pixabay)
Wochenlang zuhause bleiben – das kann schnell langweilig werden. Was sind Ihre persönlichen Lieblingstipps in der Sammlung?
Eins meiner Highlights ist ganz klar Albas tägliche Sportstunde. Die hat mittlerweile schon einen gewissen Kultstatus erreicht. In YouTube Videos präsentiert das Berliner Basketball-Team eine halbstündige Sportstunde zum Mitmachen. Das macht Spaß und hält fit.
Aus dem Kirchenkreis Gladbeck – Bottrop – Dorsten kommt auch eine schöne Idee: ein Fühl-Parcours in der eigenen Wohnung. Dazu kann die Familie einfach ungewöhnliche Gegenstände oder Materialien sammeln, wie Knöpfe, Seidentücher oder Korken. Die werden dann auf dem Fußboden ausgelegt und die Kinder können mit bloßen Füßen und verbundenen Augen die unterschiedlichen Materialien "erspüren".
Oder die Familien entwickeln ein eigenes "Puste-Tischfußball-Spiel": Einfach Wattebäuschen zu kleinen Kugeln formen und aus einem Karton ein "Spielfeld" schneiden und es grün anmalen. Dann fehlen noch zwei Tore, das können zum Beispiel halbe Pappbecher sein, die an die kurzen Seiten des rechteckig ausgeschnittenen Feldes geklebt werden. Mit Strohhalmen geht es dann darum, den eigenen Wattebausch ins gegnerische Tor zu pusten.
Draußen die Natur erkunden: Mit der kleinen Waldfibel wird der Spaziergang zur Entdeckungstour. (Foto: Pixabay)
Haben Sie auch Tipps für Spiele draußen?
Besonders gut gefallen hat mir die kleine Waldfibel vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Da werden in ganz einfacher Sprache Tiere und Pflanzen im Wald erklärt. Die Fibel lädt einfach dazu ein, sich auf Entdeckungstour in den Wald zu begeben.
Und wenn die Familie dann abends müde nach Hause kommt, empfehle ich das Bilderbuch "Aufregung im Wunderwald" von Björn Enno Hermans und Annette Walter, das sich derzeit jeder kostenlos herunterladen kann. Das Buch geht kindgerecht auf die Corona-Pandemie ein und ist liebevoll illustriert.
Das Gespräch führte Ann-Kristin Herbst.
Ehrenamt in der Corona-Pandemie
Nachbarschaftshilfen in der Corona-Krise
Kinder und Kitas
Internationaler Tag der Familie
Seit 27 Jahren wird jährlich am 15. Mai der Internationale Tag der Familie als Gedenktag der Vereinten Nationen begangen, die damit die Bedeutung der Familie als wichtigste Grundlage jeder Gesellschaft verdeutlichen wollen. In Nordrhein-Westfalen leben rund 1,8 Millionen Familien. (Quelle: Bundestag und Land NRW).