Welthospiztag
"Vor dem Tod muss man keine Angst haben." Stolz berichten die Viertklässler ihren Eltern, was sie an fünf Vormittagen erlebt und erfahren haben. Sie singen, packen "Themen-Koffer" aus, zeigen gemalte Bilder und Plakate. Auf Letztere sind Ängste und Sorgen notiert, aber auch Wünsche und schöne Erlebnisse. Zum Schluss führen die Kinder einen "Entlastungstanz" vor: erst mit einem imaginären Sack auf den Schultern, später vom Gepäck befreit und fröhlich.
"Wir möchten den Kindern ein Rüstzeug an die Hand geben für schwere Zeiten und Abschiede", erläutert Susanne Bordewick vom Diakonie-Verband Brackwede das Ziel der Projektwoche. Als hauptberufliche Koordinatorin der "Hospizarbeit im Bielefelder Süden" steuert sie die Arbeit der Ehrenamtlichen. Mitarbeitende aus der eigenen Hospizarbeit wirken ebenso mit wie Teilnehmende vom Hospiz e.V. Bethel und der Hospizarbeit im Evangelischen Johanneswerk.
Stolz zeigen (v. l.) Paula Bella Block, Marlena Lange, Tyler Liam Farrar und Clara Ruwisch die Bilder, die während der Projektwoche entstanden sind.
Wie ist das mit dem Tod?
Behutsam haben sich die Teilnehmer*innen an die schwierigeren Themen herangetastet. Sie sprachen über die Vergänglichkeit in der Natur, und am zweiten Tag besuchte eine Ärztin die Klasse. Sachlich beantwortete sie Fragen zu Krankheit und Leid. Tag drei handelte von "Tod und Sterben". Immer wieder ging es in der Projektwoche auch darum, Fragen zum Leben und zum Jenseits zu beantworten. Aus christlicher Sicht, aber auch aus der Perspektive anderer Religionen. "Die Kinder sind wissbegierig und gehen ohne Vorurteile an heikle Themen heran", freute sich eine der Ehrenamtlichen.
Die Themen Sterben und Tod werden meist präventiv behandelt, so Susanne Bordewick. Doch es gibt Ausnahmen: "Falls Kinder sich nicht gut fühlen – zum Beispiel weil sie schon Trauererfahrungen gemacht haben –, können sie jederzeit unter vier Augen mit uns sprechen. Die Kinder haben das Recht, traurig zu sein und Gefühle zu zeigen. Und es hilft, darüber zu reden."
Im Einsatz in der Schule (v. l.): Nina Ross, Hans-Günter Hollmann, Roswitha Schwarz, Mechthild Fasse, Stefan Thorn, die hauptamtliche Koordinatorin Susanne Bordewick (DiakonieVerband Brackwede), Anne-Kathrin Schmidt und Maria Füchtenschnieder.
Tabuisierte Themen
Für das Projekt "Hospiz macht Schule" wurden alle Ehrenamtlichen speziell ausgebildet. Voraussetzung ist, dass sie vorab einen Kurs zur ehrenamtlichen Sterbebegleitung absolviert haben. Hinzu kommt eine Fortbildung zum Thema "Hospiz macht Schule" beziehungsweise zum Umgang mit Sterben und Tod bei Kindern. "Unsere Mitarbeitenden stellen sich gesellschaftlich tabuisierten Themen", erklärt Benjamin Varnholt, Geschäftsbereichsleitung Beratung beim DiakonieVerband Brackwede. "Da Menschen in unserer Gesellschaft aus der Perspektive von Kindern oft im Verborgenen sterben, haben die Kinder kaum Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit Tod und Trauer. 'Hospiz macht Schule' ist ein wichtiges Angebot und eine große Chance, ihnen eine begleitete Annäherung zu ermöglichen."
Auch weiterführende Schulen können teilnehmen
"Hospiz macht Schule" wird bundesweit angeboten und über die Bundes-Hospiz-Akademie durchgeführt. Das Projekt trägt sich hauptsächlich durch Spenden. Eigentlich ist die Projektwoche für dritte und vierte Grundschulklassen konzipiert, aber es gibt auch Projekttage für weiterführende Schulen und Berufsschulen. "Schulen oder Klassen können sich unkompliziert bei uns anmelden, telefonisch oder per E-Mail", erklärt Susanne Bordewick von der "Hospizarbeit im Bielefelder Süden". Letztere ist christlich geprägt, begleitet aber Menschen unabhängig von religiöser Einstellung und Nationalität.
Text: DiakonieVerband Brackwede, Fotos: DiakonieVerband Brackwede und Shutterstock
Diakonie RWL-Artikel: "Sterben in Würde"
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Jugend und Schulen
Das Spendenkonto für "Hospiz macht Schule":
DiakonieVerband Brackwede
BIC: SPBIDE3BXXX
IBAN: DE88480501610050035666
Stichwort: "Spende Hospizarbeit"