Offene Ganztagsschulen
Familienminister Joachim Stamp und Schulministerin Yvonne Gebauer (rechts) mit einer kleinen Auswahl an Postkarten und Unterschriftenlisten, die ihnen von Christian Heine-Göttelmann und Helga Siemens-Weibring überreicht wurden.
"Gute OGS darf keine Glückssache sein. Überall im Bundesland brauchen wir hochwertige pädagogische Angebote. Familie und Beruf müssen vereinbar sein. Hier kommt dem Offenen Ganztag eine Schlüsselrolle zu", erklärte Siemens-Weibring bei der Übergabe der Unterschriften im Düsseldorfer Landtag an NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer und NRW-Familienminister Joachim Stamp. Die sozialpolitische Beauftragte der Diakonie RWL ist Vorsitzende des Arbeitsausschusses Familie, Jugend und Frauen der Freien Wohlfahrtspflege NRW und hat die Aktion federführend begleitet.
Sie wurde nach den vergangenen Sommerferien bis Ende November durchgeführt, um weitere Verbesserungen für den Offenen Ganztag zu erreichen. Unter der Überschrift "Wir bleiben dran!" fordert die Kampagne ein "Rettungspaket" für das nachmittägliche Betreuungs- und Bildungsprogramm an Grundschulen. Mittels Online-Petition, Unterschriftenlisten und Postkarten beteiligten sich Eltern, Großeltern, Erzieherinnen und Lehrer an der Aktion. Die Träger aus den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege in NRW verantworten in über 2.000 Offenen Ganztagsschulen rund 80 Prozent aller Angebote im Offenen Ganztag (OGS) im Bundesland. Erreicht werden dadurch insgesamt rund 200.000 Schülerinnen und Schüler.
Christian Heine-Göttelmann und Helga Siemens-Weibring haben Wäschekörbe voller Listen und Postkarten in den Landtag geschleppt.
Dreiklang aus Bildung, Erziehung und Betreuung
"Zentral ist der Dreiklang aus Bildung, Erziehung und Betreuung", betonte Christian Heine-Göttelmann, Diakonie RWL-Vorstand und Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Er forderte eine gesetzliche Verankerung des Offenen Ganztags.
"Letztlich brauchen wir eine gesetzliche Grundlage für den Offenen Ganztag, damit nicht der Wohnort der Kinder über die pädagogische Qualität entscheidet." Für den Landeshaushalt 2019 sind bisher leichte Erhöhungen für den Ganztag angekündigt. Aus Sicht der Freien Wohlfahrtspflege und der Diakonie RWL reicht das allerdings bei weitem nicht. Pro Kind und Jahr würden 3.250 Euro gebraucht. Bislang steuere das Land circa 1.100 Euro pro Kind bei, die Kommunen würden mindestens einen Pflichtbeitrag von 460 Euro einbringen.
Nach der Überreichung der Unterschriften wurde noch über den Offenen Ganztag in NRW diskutiert.
Gelder des Landes reichen nicht
"Nun sind vonseiten des Landes Zusagen gemacht, pro Platz und Schuljahr etwa 170 Euro mehr zu geben", erklärte Heine-Göttelmann weiter. Dies sei ein gutes Zeichen, "aber nicht nachhaltig und nicht ausreichend". In der Arbeitsgemeinschaft haben sich 16 Spitzenverbände auf Landesebene - darunter Diakonie, Caritas, AWO und DRK - zusammengeschlossen.
Es hänge weiter von der Kassenlage und der Bereitschaft der einzelnen Kommunen ab, ob sie freiwillig mehr Geld für die Angebote der OGS geben, kritisierten die Verantwortlichen der Freien Wohlfahrtspflege. "Je ärmer die Kommune, desto höher die Elternbeiträge." So sei zumindest die Tendenz, die dazu beitrage, Lebensverhältnisse ungleicher zu machen. Zudem sei auch noch die Finanzierung der Plätze von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf von der einmaligen Erhöhung der Förderung ausgenommen.
Text: Sabine Damaschke (mit epd)/ Fotos: Hans-Jürgen Bauer
Auswahl von Zitaten aus der Online-Petition:
"Ich finde es unglaublich, dass eine gut aufgebaute OGS mit sehr engagierten Mitarbeitern wegen Personalmangels die Leistungen drastisch (!) kürzen muss. Unglückliche OGS-Mitarbeiter am Rande der Leistungsfähigkeit und enttäuschte Eltern. Aber vor allem: Es fehlt an den Basics der Betreuung! Das kann nicht sein!!!"
"Ich finde es sehr wichtig, dass die Kinder eine gute Betreuung, Erziehung und vor allem Förderung erhalten. Dazu sollten in offenen Ganztagsschulen mehr Fördergelder und finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Und "NEIN" so was sollte keine Glückssache sein!"
"Die Kinder sind unsere Zukunft. Sie sollten optimal betreut werden, das ist eine wichtige und nachhaltige Ausgabe. Wenn man will, dass die gut ausgebildeten Eltern arbeiten und so das Bruttosozialprodukt steigern, kann man sie doch dann wohl andersherum auch mal bei der Kinderbetreuung unterstützen. Sonst sehen sich die Eltern gezwungen, es selbst zu tun und das können wir uns bei dem Fachkräftemangel, ja wohl auch nicht mehr leisten!"
"Von einer guten Betreuung nach Unterrichtsende profitieren alle Beteiligten und damit auch die Gesellschaft. Berufstätigkeit der Eltern wird ermöglicht, das Sozialverhalten der Kinder gefördert und einiges mehr."
Pressemitteilung der Freien Wohlfahrtspflege NRW
Jugend und Schulen