Montag, 8. Juni 2015

Prekäre Situation im Offenen Ganztag an NRW-Schulen – Diakonie RWL fordert mehr Geld für qualifiziertes Personal

Düsseldorf/Münster, 8. Juni. Angesichts der aktuellen Diskussion um den Ganztag an Schulen in NRW fordert die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe eine bessere finanzielle Ausstattung der Offenen Ganztagsgrundschulen (OGS). Seit Jahren seien die Bildungs- und Betreuungsangebote im Nachmittagsbereich deutlich unterfinanziert, kritisiert die Leiterin des Geschäftsbereichs Familie, Bildung und Erziehung, Helga Siemens-Weibring, im Vorfeld eines Treffens der rot-grünen Landesregierung mit rund 40 Bildungsexperten zum Thema OGS am Dienstag.

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Jugend und Schulen

Die für 2015 beschlossene Erhöhung der Landesförderung und Anhebung der Pauschalen von Land und Kommunen reichten bei weitem nicht aus, um fachlich qualifiziertes Personal zu finanzieren und langfristig zu halten, so Helga Siemens-Weibring. „Die Offenen Ganztagsgrundschulen haben einen klaren Bildungsauftrag, den sie mit dieser Finanzierung oft nicht erfüllen können.“ Diakonie und Evangelische Kirche sind Träger von 531 Offenen Ganztagsschulen in NRW.

Ob eine OGS, in der Schule und freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe miteinander kooperieren, gute Angebote wie eine Hausaufgabenbetreuung, Musik- und Sportförderung oder Trainings zu sozialer und kultureller Kompetenz machen kann, hängt entscheidend vom Engagement der Kommunen ab. „Da die Landesförderung nicht ausreicht, gibt es große regionale Unterschiede im Hinblick auf die finanzielle Ausstattung, Qualität des Personals, Räumlichkeiten sowie Förder- und Freizeitangeboten“, beobachtet Tim Rietzke, Referent für Jugendhilfe und Ganztagsschulen bei der Diakonie RWL.

Einige Städte und Kreise sind dem Bildungsexperten zufolge sehr engagiert, andere finanzierten mit Verweis auf ihre prekäre Haushaltslage nicht einmal eine halbe Erzieherinnenstelle und ein paar pädagogisch nicht einschlägig qualifizierte Honorarkräfte, die nachmittags Gruppen von bis zu 30 Grundschulkindern betreuten. „Individuelle Förderung mit Bildungs- und Freizeitangeboten ist mit diesem Personalschlüssel nicht zu leisten“, sagt Rietzke.

Die Diakonie RWL appelliert daher an die Landesregierung, endlich eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, in der Standards für das Personal und die Raumausstattung sowie Bildungs- und Freizeitangebote festgelegt werden. Die Zuschussfinanzierung des Landes muss deutlich höher ausfallen. „Hier sehen wir die Landesregierung in der Pflicht, da die OGS als Landesprogramm gestartet ist“, betont Siemens-Weibring.

Hintergrund:

Die Landesförderung für die OGS ist zum 1. Februar um 1,5 Prozent gestiegen und wird ab 1. August nochmals um 1,5 Prozent angehoben. Auch die Eigenanteile der Schulträger wurden ab Februar um 416 Euro und ab August auf 422 Euro pro Kind und Schuljahr erhöht. Zudem steigern Land und Kommunen ab 2016 ihre pauschalen Festbeträge um jährlich 1,5 Prozent. Insgesamt also fließen 6,6 Millionen Euro mehr in die Offenen Ganztagsgrundschulen als im Vorjahr. Nach Ansicht der Diakonie RWL reicht dies nicht aus. Für eine auskömmliche Finanzierung werden mindestens15 Prozent mehr Fördermittel des Landes benötigt. Allein um die jährlichen Tarifsteigerungen bei den Personalkosten auffangen zu können, müssten zudem die pauschalen Festbeträge um mindestens 3 Prozent pro Jahr erhöht werden.

Es gibt in Nordrhein-Westfalen knapp 3.000 Offene Ganztagsschulen. Etwa 90 Prozent aller Grundschulen und 70 Prozent aller Förderschulen sind mittlerweile Offene Ganztagsschulen. 18 Prozent von ihnen werden in Trägerschaft von Evangelischer Kirche und Diakonie verantwortet.

Die Erziehungsexperten der Diakonie RWL, Helga Siemens-Weibring und Tim Rietzke, stehen gerne für Interviews zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich für die Gesprächsvermittlung an Sabine Damaschke, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon 0211 6398-286, E-Mail s.damaschke@diakonie-rwl.de. Weitere Informationen zur OGS finden Sie auch auf unserer Homepage: www.diakonie-rwl.de.