8. Juni 2015

OGS brauchen bessere Ausstattung

"Bildungsauftrag ernst nehmen"

Ein "Haus des Lebens und Lernens" möchte die NRW-Landesregierung aus den Schulen machen. Bis zum Jahr 2020 soll es daher ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen geben. Die Nachfrage an Plätzen in den Offenen Ganztagsgrundschulen (OGS) ist groß, aber die Qualität lässt  zu wünschen übrig. Derzeit finden Expertengespräche mit der Landesregierung statt. Die Diakonie RWL fordert eine bessere Finanzierung.

OGS im Miniformat - Ein Mädchen hat ihre "Traum-OGS" gebastelt.

Morgens Unterricht, nachmittags Hausaufgabenbetreuung, individuelle Sprach-, Lese- oder Rechenförderung und Freizeitangebote wie Schwimmen, Schach oder Musikunterricht – in der Offenen Ganztagsgrundschule soll Bildung, Erziehung und Betreuung verknüpft werden. Davon sollten insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund und aus sozial benachteiligten Familien profitieren, die zuhause wenig Förderung erhalten. Von Anfang an beteiligte sich die Diakonie mit ihren Fachleuten aus der Kinder- und Jugendhilfe an der Organisation und Gestaltung der außerunterrichtlichen Angebote. Von den insgesamt rund 3.000 Offenen Ganztagsgrundschulen befinden sich 531 in Trägerschaft von Diakonie und Evangelischer Kirche.

Neue Fördermittel reichen nicht aus

"Die Verknüpfung von Schule, Sozial- und Freizeitpädagogik halten wir im Rahmen der angestrebten Bildungs- und Chancengleichheit für ein gutes Konzept", sagt Tim Rietzke, Referent für Jugendhilfe und Ganztagsschulen bei der Diakonie RWL. "Doch in der Praxis lässt es sich schlechter umsetzen als geplant, weil die finanzielle Ausstattung nicht auskömmlich ist." Auch die für 2015 beschlossene Erhöhung der Landesförderung um drei Prozent und die jährliche Anhebung der Pauschalen von Land und Kommunen ab 2016 um 1,5 Prozent reichen nach Ansicht der Bildungsexperten der Diakonie RWL bei weitem nicht aus, um fachlich qualifiziertes Personal zu finanzieren und langfristig zu halten.

Klarer Bildungsauftrag

Für eine auskömmliche Finanzierung werden laut Rietzke mindestens 15 Prozent mehr Fördermittel des Landes benötigt. Allein um die jährlichen Tarifsteigerungen bei den Personalkosten auffangen zu können, müssten zudem die pauschalen Festbeträge um mindestens 3 Prozent pro Jahr erhöht werden.

"Die Offenen Ganztagsgrundschulen haben einen klaren Bildungsauftrag, den sie mit der derzeitigen Finanzierung oft nicht erfüllen können", kritisiert die Leiterin des Geschäftsbereichs Familie, Bildung und Erziehung, Helga Siemens-Weibring. Denn ob sie eine qualitativ hochwertige Hausaufgabenbetreuung, Musik- und Sportförderung oder Trainings zu sozialer und kultureller Kompetenz anbieten können, hängt entscheidend vom Engagement der Kommunen ab. Als Schulträger beteiligen sie sich mit einem Eigenanteil von rund 30 Prozent an der Finanzierung der OGS.

Mehr Geld und einheitliche Standards

Einige Städte und Kreise seien sehr engagiert, andere finanzierten mit Verweis auf ihre prekäre Haushaltslage nicht einmal eine halbe Erzieherinnenstelle und ein paar pädagogisch nicht einschlägig qualifizierte Honorarkräfte, die nachmittags Gruppen von bis zu 30 Grundschulkindern betreuten, beobachtet Rietzke. „Individuelle Förderung mit Bildungs- und Freizeitangeboten ist mit diesem Personalschlüssel nicht zu leisten.“

Die Diakonie RWL appelliert daher an die Landesregierung, endlich eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, in der Standards für das Personal und die Raumausstattung sowie Bildungs- und Freizeitangebote festgelegt werden. Die Zuschussfinanzierung des Landes muss deutlich höher ausfallen. "Hier sehen wir die Landesregierung in der Pflicht, da die OGS als Landesprogramm gestartet ist", betont Siemens-Weibring.

Text: Sabine Damaschke

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