Freitag, 11. November 2016

Junge Geflüchtete brauchen bestmögliche Betreuung

Diakonie RWL warnt vor Verschlechterung der Standards für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe warnt nachdrücklich davor, die guten Hilfestandards in der Jugendhilfe abzusenken. Damit reagiert die Diakonie auf eine politische Initiative aus Bayern. Aus Bayern werden "Standards und Kosten" für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe zur Diskussion gestellt. Außerdem fordern die Politiker aus dem Freistaat, dass nur noch Minderjährige die Leistungen der Jugendhilfe erhalten sollen. Die Diakonie befürchtet: Wenn sich diese Ideen durchsetzen, würden ausgerechnet die Hilfen für die Kinder und jungen Menschen ausgehebelt, die besonders auf Hilfe angewiesen sind.

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"Die Auswirkungen für die Betroffenen wären fatal", erklärt Diakonievorstand Christian Heine-Göttelmann. "Wir sehen den Kostendruck in den Kommunen. Aber die minderjährigen Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind, dürfen nicht primär als Kostenfaktor angesehen werden. Sie haben Schlimmes erlebt. Sie brauchen Schutz und Hilfe, gute Betreuung, Lern- und Arbeitsmöglichkeiten. Integration ist nicht zum Billigtarif zu haben." Der Theologische Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe macht deutlich: "Diese jungen Menschen haben einen hohen Hilfebedarf. Aber wer heute gute Hilfen erhält, steht morgen auf eigenen Füßen und kommt übermorgen klar in Beruf und Familie. So gelingt Integration."

Auch Helga Siemens-Weibring, bei der Diakonie RWL Beauftragte für Sozialpolitik, kritisiert die drohende Standardabsenkung in zentralen Hilfefeldern der Jugendhilfe. Die Familienexpertin stellt klar: "Der gute Personalschlüssel für Kinder und Jugendliche, die in einem Heim untergebracht sind, hat Gründe. Die moderne Heimerziehung kommt aus einer Skandalgeschichte. Die heutigen stationären Erziehungshilfen arbeiten bedarfsgerecht. Die Kinder und Jugendlichen haben einen gesetzlichen Anspruch auf angemessene, wirksame Hilfen." Siemens-Weibring kann sich nicht vorstellen, die Altersgrenze für junge Menschen in der Jugendhilfe auf 18 Jahre herabzusetzen. "Auch wer nach dem Gesetz volljährig ist und zum Beispiel einen Führerschein machen darf, braucht oft noch intensive Begleitung. Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit kommen nicht automatisch mit dem Tag der Volljährigkeit. Es geht in der Jugendhilfe immer um vielfältig belastete und beeinträchtigte junge Menschen mit hohem Hilfebedarf."

Im gesamten Verbandsgebiet der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe bieten 140 Einrichtungen der Kinder-und Jugendhilfe knapp 10.000 Plätze in Wohngruppen der stationären Erziehungshilfe an. Etwa 2.000 Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind dazugekommen.

Hintergründe zum Thema finden Sie in einem Interview mit Tim Rietzke, Leiter des Geschäftsfelds Hilfen für junge Menschen bei der Diakonie RWL:
http://www.diakonie-rwl.de/themen/hilfen-zur-erziehung/jugendhilfe   

Unsere Experten stehen gerne für Interviews zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich für die Gesprächsvermittlung an Reinhard van Spankeren, Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon 0170 4514835, E-Mail r.vanspankeren@diakonie-rwl.de.