Dienstag, 27. Oktober 2020

Broschüre Jugendhilfe

Das Gesprächsmodell "Gerechte Gemeinschaften"

Ob es um Hausaufgaben, Medienkonsum oder Ruhezeiten geht – In vielen Wohngruppen der Jugendhilfe dürfen die Kinder und Jugendlichen mitbestimmen. Doch eine von allen akzeptierte Einigung zu erzielen, ist oft schwierig. Das Modell der "Gerechten Gemeinschaften" zeigt Wege auf, wie Gruppengespräche gelingen und Partizipation fördern können.

Kontrovers diskutiert, demokratisch geeinigt - Jugendliche legen ihre Hände aufeinander (Foto: Shutterstock)

Häufig stehen Gruppengespräche in Wohngruppen bei jungen Menschen und Fachkräften nicht besonders "hoch im Kurs" und erfahren wenig Ansehen und Bedeutung.

Selbst wenn diese Gespräche gut vorbereitet werden, auf die Atmosphäre Wert gelegt wird und eine dialogische Gesprächsführung gelingt, bleiben strukturelle Probleme, die nicht ohne weiteres behebbar sind.

Mit dem Modell der "Gerechten Gemeinschaften" können Gruppengespräche bei allen Beteiligten mehr Ansehen und Bedeutung erfahren. Vor sechs Jahren hat die Diakonie RWL das Modell gemeinsam mit dem Evangelischen Kinderheim Recklinghausen entwickelt. Mittlerweile arbeiten zehn Träger der Jugendhilfe danach.

Ideengeber: Lawrence Kohlberg

Die "Gerechten Gemeinschaften" basieren auf den Ideen und Erfahrungen des Entwicklungspsychologen Lawrence Kohlberg. In der Praxis finden sie meist zusätzlich zu den "normalen" Gruppengesprächen statt. Je nach Bedarf oder in einem bestimmten Turnus werden also ausgewählte Themen, die das Zusammenleben betreffen, in einem bestimmten Rahmen miteinander nach demokratischen Prinzipien bearbeitet. Am Ende müssen "faire Vereinbarungen" stehen, auf die sich alle – von den Fachkräften über die Jugendlichen bis hin zur Hauswirtschafterin – einigen. Und zwar nicht per Abstimmung, sondern nach dem Konsensprinzip.

In dieser Arbeitshilfe wird das Konzept der Gerechten Gemeinschaften erläutert. Einrichtungen, Träger und Teams, die mit dem Modell der Gerechten Gemeinschaften arbeiten wollen, finden eine Erklärung der Grundlagen, zahlreiche Beispiele und Gestaltungsvorschläge. Die Arbeitshilfe wird ergänzt durch einen Erklärfilm, ein eigenständiges Kapitel für Jugendliche und einen Flyer als Materialien für die Anwendung in der pädagogischen Praxis.