Freiwilligendienst statt Pflichtdienst
Freiwilligendienste
Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst
Die Studie der Hertie-Stiftung zum Gesellschaftsdienst kritisiert die aktuellen Kürzungen bei den Freiwilligendiensten scharf und hebt hervor, dass dies die wirtschaftliche Unsicherheit der Träger weiter verstärkt. "Unser Lösungsvorschlag, dass alle Menschen, egal welchen Alters, das Recht auf einen bezahlten Freiwilligendienst haben sollten, wird ausdrücklich gewürdigt", freut sich Schmitten.
Öffnung für alle
Die Studie bestätigt die Forderung der Diakonie RWL, dass Freiwilligendienste für alle zugänglich sein müssen – unabhängig von Bildungshintergrund, sozialer Herkunft oder Lebensalter. Besonders relevant ist der Hinweis, dass junge Menschen aus armen Familien und mit niedrigerem Bildungsabschluss oft schlechteren Zugang zu Freiwilligendiensten haben. Diese Hürden müssen dringend abgebaut werden.
Mehr Anreize und Anerkennung
"Wir begrüßen die Empfehlung der Studie, die Anerkennung von Freiwilligendiensten als Teil der schulischen Bildung sowie der persönlichen und beruflichen Fortbildung zu stärken", so Schmitten. Freiwilligendienste fördern die non-formale Bildung, die laut OECD 60 bis 70 Prozent der individuellen Entwicklung ausmacht.
Information und Beratungsangebote für alle
Die Studie unterstreicht die Bedeutung regelmäßiger Informationen über Freiwilligendienste und bestätigt die Forderung der Diakonie RWL nach besserer Information und Beratung. "Ein einmaliges Angebot am Ende der Schulzeit wäre ein wichtiger erster Schritt", sagt Mathias Schmitten. Regelmäßige Informations- und Beratungsangebote könnten darüber hinaus Menschen in jedem Lebensalter über die Möglichkeiten und Vorteile eines Freiwilligendienstes informieren.
Fazit: Freiwilligendienste stärken ist besser als ein Pflichtdienst
Mathias Schmitten geht davon aus, dass sich bei besserer finanzieller Ausstattung die Zahl der Freiwilligen verdoppeln könnte – von derzeit 100.000 auf 200.000 Menschen pro Jahr. Der Hertie-Studie zufolge wären für einen Pflichtdienst allerdings rund 700.000 Plätze pro Jahr nötig. "Wenn die Politik diese Idee ernsthaft in Betracht zieht, müssen zuerst die bereits bestehenden Strukturen gestärkt statt geschwächt werden." Genau das passiere aber bei den Haushaltsplanungen im Bund derzeit.
Die Hertie-Studie wirft zudem eine entscheidende Frage auf: Wie sollen diejenigen bestraft werden, die sich einer Dienstpflicht entziehen? Eine Kriminalisierung oder Verfolgung ist kaum vorstellbar – die Studie selbst nennt keine praktikablen Sanktionsmodelle. "Ein solches Zwangssystem passt nicht in eine demokratische Gesellschaft, und genau hier liegt der Vorteil der Freiwilligkeit", betont Mathias Schmitten. Statt auf Zwang zu setzen, sollten die bestehenden Freiwilligendienste durch gezielte Verbesserungen gestärkt werden.
Diakonie RWL in vier Sätzen: Das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. – Diakonie RWL ist der größte diakonische Landesverband und einer der größten Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Es erstreckt sich über Nordrhein-Westfalen, das Saarland sowie Teile von Rheinland-Pfalz und Hessen. Die Diakonie RWL repräsentiert rund 5.000 evangelische Sozialeinrichtungen, in denen 390.000 Mitarbeitende hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig sind. Jedes Jahr machen rund 2.000 meist junge Menschen ihren Freiwilligendienst bei Trägereinrichtungen der Diakonie RWL.