Freiwilligendienst in Nicaragua
Viel Armut, aber auch wunderschöne Landschaften: Vulkane in Nicaragua
Es wird das "Land der tausend Vulkane" genannt. Knapp sechs Millionen Menschen leben in Nicaragua, das von einer Kette aktiver Vulkane durchzogen ist, zwischen Pazifik und Atlantik liegt und eine große Regenwaldregion besitzt. Reich an wunderschöner Natur und Kultur, haben Kriege, Korruption und Erdbeben die Bevölkerung verarmen lassen. Nicaragua ist ein Land der Gegensätze und genau das reizt Julia Klause und Lea Köhler.
Die beiden 18- und 19-jährigen Frauen aus Bielefeld und Bochum gehören zu den Freiwilligen, die gerne für ein Jahr in dem lateinamerikanischen Staat arbeiten wollen und deshalb zur ersten Informationsveranstaltung der Diakonie RWL nach Münster kamen. "Wir möchten die Kultur in Nicaragua kennenlernen und etwas Gutes tun,“ betonten die Abiturientinnen. Jugendliche zwischen 18 und 28 Jahren können sich noch bis zum 19. Februar bewerben. Erste Fremdsprachenkenntnisse in Spanisch sollten vorhanden sein. Ein Bewerbungsbogen kann unter www.fsj-bfd.de heruntergeladen werden.
Hilfe für Kinder
"Die Armut in Nicaragua ist groß und Kindern fehlt es oft an pädagogischer Begleitung", erklärte Sebastian May, Referent bei den Freiwilligendiensten der Diakonie RWL. Gemeinsam mit Kollegin Nina Lübbermann informierte er über das Land Nicaragua, die Unterkunft in Gastfamilien und die Projekte, in denen die FSJler arbeiten werden. Die Partnerprojekte der Diakonie RWL unterstützen zum Beispiel junge Mütter. Auch gibt es Projekte für Kinder, Jugendliche und behinderte Menschen.
"Die Freiwilligen können sich hier mit ihren Fähigkeiten einbringen und pädagogische Kompetenzen im Team erwerben. Aber auch musikalisches und künstlerisches Engagement ist gefragt", ergänzte Nina Lübbermann. Es sei eine Möglichkeit, einen Beitrag für eine gerechtere Welt zu leisten und sich entwicklungspolitisch zu engagieren. Gleichzeitig lerne man etwas über eine völlig andere Kultur und tue etwas Gutes und Sinnvolles.
Warnung vor prall gefüllter Geldbörse
"Vor Ort leben die FSJler in Gastfamilien und werden begleitet von einer Psychologin in Nicaragua, die Deutsch spricht und selber schon ein FSJ in Deutschland gemacht hat", berichtete May. In Deutschland gibt es ein Vorbereitungs- und Nachbereitungsseminar. Die Jugendlichen hatten auf dem Informationstag insbesondere Fragen zu Kriminalität und Diebstahl oder wie man sich kleidet. "Diese Themen werden wir vor der Ausreise besprechen", so der Freiwilligenbetreuer, der selbst einige Jahre in Lateinamerika gelebt hat.
Dennoch gab May erste Tipps: "Man sollte in Nicaragua nicht mit einer prall gefüllten Geldbörse auf der Straße herumlaufen". Außerdem sei es sinnvoll, sich landestypisch zu kleiden. Und zwar nicht nur, weil man auf diese Weise nicht sofort als Fremder erkennbar sei. Helle Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen schütze auch vor einem lästigen, ständigen Begleiter in Nicaragua: den Mücken.
Kurzinterview mit zwei Bewerberinnen
Julia Klause
Warum möchtet Ihr ein Freiwilliges Soziales Jahr in Nicaragua machen?
Julia Klause: Ich möchte Spanisch auf Lehramt studieren und in Nicaragua ein Gefühl für die Sprache erwerben und die Kultur kennenlernen. Das Thema Schule interessiert mich besonders. Aber ich möchte auch etwas über Kinderarbeit in Nicaragua erfahren und mich für die Kinder engagieren.
Lea Köhler: Ich hoffe, neue Erfahrungen zu machen. In Nicaragua ist vermutlich vieles anders. Ich war bisher ja nur in Spanien und würde jetzt gerne die dortige Kultur kennenlernen und gerne anderen Menschen helfen. Ich hoffe, dass der Freiwilligendienst mir hilft, mich beruflich zu orientieren. Die Freiheit nach dem Abitur will ich nutzen, um spannende Erfahrungen zu machen. Später im Beruf ist man doch viel eingeschränkter.
Wie wird das FSJ Euch prägen oder verändern?
Julia Klause: Ich glaube, es wird mich extrem verändern. Das werden viele neue Erfahrungen sein, und ich hoffe, viele Freundschaften knüpfen zu können. Bisher weiß ich über Nicaragua nicht viel mehr als Meer und Karibik. Und über die Armut habe ich schon etwas erfahren. Ich hoffe, dass ich helfen kann und den Kindern etwas ermögliche, was sie so nicht kennen, zum Beispiel pädagogische Angebote. Aber ich möchte auch für mich selber etwas mitnehmen.
Lea Köhler
Lea Köhler: Vielleicht werde ich ein bisschen entspannter. Ich mache mir persönlich oft viel Druck. Ich hoffe, dass ich mich persönlich weiterentwickeln kann. Den Menschen in Nicaragua möchte ich gerne dabei helfen, aus dem Teufelskreis der Armut herauszukommen, indem ich sie dabei unterstütze, ihren Alltag gut zu bewältigen und ihnen einen Zugang zu Bildung ermögliche. Nach der Schule möchte ich einfach Neues erleben, bei dem man etwas machen kann und nicht nur zuhört und darüber Klausuren schreibt.
Wovor habt Ihr ein bisschen Angst?
Lea Köhler: Ich habe Angst, den Kontakt zu Freunden hier in Deutschland zu verlieren. Mir ist es sehr wichtig, die Freundschaften aufrecht zu erhalten. Vor Ort in Nicaragua bin ich froh, dass man eine Gastfamilie hat, die einem hilft. Man ist nicht alleine. Aber mir ist auch wichtig, selbstständiger zu werden.
Julia Klause: Ich habe Angst, dass ich da stehe und nichts verstehe. Aber man hat ja den Rückhalt der Gastfamilie und der Betreuer. Das macht mir Mut.
Das Gespräch führte Sabine Portmann.