Andrea Nahles trifft Freiwillige
Andrea Nahles (links) im Gespräch mit Sylvia Rommel, Lukas Nübling vom Kulturbüro Rheinland-Pfalz, Jil Ley und Alina Wahlscheid
Was erleben junge Menschen in einem Freiwilligendienst und was bringt er ihnen? Zwei Fragen, auf die die SPD-Chefin Andrea Nahles persönliche Antworten haben wollte. In einer Förderschule im rheinland-pfälzischen Sinzig gaben ihr am vergangenen Freitag Alina Wahlscheid, Lars Horak und Jil Ley bereitwillig Auskunft. "In der ersten Woche hier dachte ich nur, dass ich sicher keine Kinder bekomme", erzählte Alina Wahlscheid. Doch das änderte sich im Laufe ihres Freiwilligen Sozialen Jahres. Die Arbeit machte ihr so viel Freude, dass sie inzwischen auf Lehramt studiert. "Heute weiß ich, dass ich etwas bewegen kann", betonte sie.
Auch Lars Horak hat sich dazu entschlossen, Lehrer zu werden – und zwar an einer Grundschule. "Das ist gut so, denn an allen Grundschulen fehlen ganz dringend männliche Pädagogen", beglückwünschte Andrea Nahles ihn zu diesem Entschluss. Jil Ley dagegen hat ihr FSJ gerade erst an der Janusz-Korczak-Schule in Sinzig begonnen und ist gespannt, was dort auf sie zukommt. Die Förderschule hat 15 Lehrer, die 105 Schüler unterrichten und dabei regelmäßig von Freiwilligen der Diakonie RWL unterstützt werden.
Diakonie RWL-Referentin Sylvia Rommel (rechts) moderierte das Gespräch mit SPD-Chefin Andrea Nahles.
Neue Perspektiven fürs Leben
Bildungsreferentin Sylvia Rommel von den Freiwilligendiensten begleitet die jungen Leute während ihrer Zeit an der Förderschule und ist Ansprechpartnerin in allen Fragen rund um die Freiwilligendienste. In Seminaren haben die Freiwilligen die Gelegenheit, andere Teilnehmer kennenzulernen und sich auszutauschen und mehr über das Berufsfeld soziale Arbeit zu erfahren. "Die jungen Menschen machen wertvolle, persönliche Erfahrungen und gewinnen neue Perspektiven für ihr Leben und ihre berufliche Perspektive", betonte Lukas Nübling vom rheinland-pfälzischen Kulturbüro, der Sprecher der Freiwilligendienste in Rheinland-Pfalz ist.
Das Land fördert seit 11 Jahren alle Ganztagsschulen in Rheinland-Pfalz durch die Finanzierung von mittlerweile fast 1.500 FSJ-Stellen. Die FSJler unterstützen die Lehrer, sind mit der Förderung von Schüler und Schülerinnen einzeln oder in Kleingruppen betraut, helfen bei der Hausaufgabenbetreuung, führen Arbeitsgemeinschaften durch und vieles mehr. Diese Arbeit, so betonten Alina Wahlscheid und Lars Horak, hätten sie als bereichernd und spannend erlebt.
Engagierte Diskussion mit den drei Freiwilligen Jil Ley, Alina Waldscheid und Lars Horak
Wunsch nach mehr Taschengeld
Doch Andrea Nahles war nicht nur gekommen, um ausschließlich gute Nachrichten zu hören. "Ich möchte wissen, was besser sein könnte", sagte sie. Alina Wahlscheid brachte daher ihren Wunsch nach mehr Taschengeld zum Ausdruck. "Für die Aufgabenstellung und Verantwortung ist das zu wenig", kritisierte sie. Im Durchschnitt erhalten die Freiwilligen 380 Euro bei einer Vollzeitbeschäftigung. Die Landesarbeitsgemeinschaft Freiwilligendienste Rheinland-Pfalz setzt sich bereits dafür ein, die höhere Sonderförderung aus einem Flüchtlingsprogramm in den Freiwilligendiensten in die Regelförderung aufzunehmen.
"Ich guck mir das mal an mit der Bezahlung", versprach auch die ehemalige Bundesarbeitsministerin. Nach 45 Minuten Gespräch zog sie eine positive Bilanz der Freiwilligendienste an der Förderschule in Sinzig. "Ich nehme einen sehr guten Eindruck mit", betonte sie.
Text: Silvia Rommel/Sabine Damaschke Fotos: Kulturbüro Rheinland-Pfalz