Grenzenlose Freundschaft

Maha Ibrahim lernt im "Welcome Point" der Diakonie Düsseldorf Deutsch. (Foto: Gerald Biebersdorf)
Gute Freundinnen
Maha freut sich sichtlich über diesen Vergleich. "Ich verstehe zwar nicht immer jedes Wort, das sie sagt. Aber ich verstehe, was sie meint", beschreibt sie die Verbindung zu ihrer Freundin und das gegenseitige Verständnis. "Doris ist ein Vorbild für mich. Sie bestärkt mich immer, sagt: Du schaffst das! Das ist für mich sehr wichtig. Aber sie ist auch immer kritisch und ehrlich. Gute Freundinnen sind so." In Syrien habe sie nicht erreicht, was sie eigentlich wollte, erklärt Maha weiter. "Ich wollte weiter lernen, weiter zur Schule gehen. Aber ich musste früh heiraten, wurde schwanger und kümmerte mich dann nur noch um den Haushalt. So war die Gesellschaft, mich hat keiner gefragt, was ich wollte."Die Chance auf Selbstbestimmung
Für viele Frauen, die nach Deutschland kommen, ergeben sich aufgrund der individuellen Freiheiten neue Chancen auf ein selbstbestimmteres Leben. Da steht das Deutschlernen oft ganz weit vorne auf der Wunschliste. "Die Frauen wittern hier ihre Chance", sagt Doris und merkt an, dass einige Männer sich sehr anstrengen müssen, um mit dem Tempo ihrer Frauen Schritt zu halten.
Bevor sie nach Deutschland kam, hörte Maha viel über die Menschen und die Gesellschaft in Deutschland. Zum einen, dass Frauen hier frei seien. Aber auch – und das machte der jungen Mutter tatsächlich große Sorgen–, dass sich aufgrund der vielen Freiheiten ihre Kinder von ihr und der Familie abwenden würden. Auch jetzt, längst in Deutschland lebend, kennt sie Frauen und Männer, die Vorurteile pflegen.
Für sie liegt der Schlüssel zum Verstehen in der gemeinsamen Sprache. "Ich merke jetzt, dass Menschen sich verstehen können, egal woher sie kommen. Dabei ist die Sprache wichtig. Wenn ich sie nicht könnte, wie sollte ich mich dann mit Doris unterhalten? Die Sprache ist wie ein Boden. Ohne Boden kann man nicht weiterbauen."

Doris Massong ist Sprachlernpatin bei der Diakonie Düsseldorf. (Foto: Gerald Biebersdorf)


