9. Februar 2021

Diakonische Flüchtlingsberatung

Für jedes Problem eine Lösung

Während die Corona-Pandemie viele Lebensbereiche entschleunigt, sind Geflüchtete weiterhin auf eine schnelle Beratung angewiesen. Fristen und Anträge können auch jetzt nicht liegenbeleiben. Amelie Ohren von der Diakonie Düsseldorf unterstützt die Menschen beim Beantragen von Geburtsurkunden, dem Ausfüllen der Dokumente für Einschulungen und gibt Tipps für die Wohnungssuche. Sie hilft mit Maske, Abstand und hinter einer Plexiglasscheibe. 

  • Amelie Ohren von der Diakonie Düsseldorf berät eine Frau unter freiem Himmel in einer städtischen Flüchtlingsunterkunft in Düsseldorf

Zwei Männer lehnen geduldig wartend an dem Treppengeländer vor der Tür mit der Aufschrift "Büro/ Verwaltung". Einer tippt auf seinem Handy, der andere hält einen Stapel Papiere in der Hand. Eine junge Frau schiebt ihr leise quengelndes Baby beruhigend im Kinderwagen vor einer roten Containerwand auf und ab. 

Hinter der Tür, durch eine Plexiglasscheibe von dem Raum für Besucherinnen und Besucher getrennt, bringen Amelie Ohren und ihre Kolleginnen und Kollegen von der Sozialberatung für Geflüchtete in den städtischen Unterkünften der Diakonie und von der Verwaltung der Unterkunft, die von der Stadt betrieben wird, sich gegenseitig auf den aktuellen Stand: Gibt es möglicherweise Konflikte zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern, die sich ein Zimmer teilen? Wurden die Reste der kindlichen Wasserschlacht in der Gemeinschaftsküche beseitigt? Haben sich die Ämter zu Einzelfallanfragen zurückgemeldet? "Wir arbeiten sehr gut und vertrauensvoll mit den Verwaltern zusammen", erzählt Amelie Ohren. "So können wir noch schneller auf Anfragen der Bewohnerinnen und Bewohner reagieren."

Rote Außenwand der städtischen Flüchtlingsunterkunft in Düsseldorf. Ein Fahrrad lehnt an der Wand.

Ein eigenes Zuhause zu finden ist für viele Geflüchtete schwierig: In der Beratungsstelle sucht ein Mann nach Unterstützung. Seine achtköpfige Familie braucht dringend eine Wohnung. 

Seit sechs Jahren auf Wohnungssuche

Die junge Frau ist als Erste dran. Weil die Treppe mit dem Kinderwagen schwer zu erklimmen und das Wetter gut ist, berät Amelie Ohren sie vor der Türe. Es geht um die Geburtsurkunde des Babys. Ohren sagt der jungen Frau zu, Kopien von ihren Papieren anzufertigen und diese erneut via E-Mail an das Standesamt zu schicken, damit die Urkunde hoffentlich endlich ausgestellt werden kann. "Eigentlich benötigt das Standesamt Originale, aber die werfen Sie ja nicht ohne Weiteres in den Briefkasten, und Termine werden zum Infektionsschutz aktuell kaum vergeben." 

Das nächste Gespräch findet hinter dem mit einer Plexiglasscheibe versehenen Schreibtisch im Büro statt. Ohren schiebt das Handdesinfektionsmittel zur Seite und schlägt ihr Notizbuch auf, um das Beratungsgespräch und die damit verbundenen Aufgaben zu dokumentieren. Seit sechs Jahren sei der Mann schon in Deutschland, finde in Düsseldorf aber trotz Wohnberechtigungsschein keine eigene Wohnung für seine achtköpfige Familie. "Mein ältester Sohn macht seine Hausaufgaben am Boden, während die Kleinen darüber rennen", erzählt er. Einen Anruf später verlässt der Familienvater das Büro mit einem gelben Klebezettel, auf dem ein Termin bei einer Kollegin der Wohnraumvermittlung der Diakonie notiert ist.

Amelie Ohren berät eine geflüchtete Frau hinter einer Plexiglasscheibe in einer Flüchtlingsunterkunft in Düsseldorf.

Sicher beraten: Amelie Ohren unterhält sich mit einer Frau hinter einer Plexiglasscheibe in einer Flüchtlingsunerkunft in Düsseldorf.

Beratungsgespräch auf Französisch

Der nächste Ratsuchende lebt erst seit kurzem in Düsseldorf und versteht noch kaum Deutsch. Deshalb ruft er bei einem Bekannten an, der bei aktivierter Lautsprecher-Funktion des Smartphones übersetzt. Eine gängige Notlösung, da Dolmetscherinnen und Dolmetscher für die Beratung nicht immer ad hoc zur Verfügung stehen. Der Mann hat einen Einschulungsantrag für seine Tochter dabei, in welchen Amelie Ohren rasch die Wunschschulen des Kindes einträgt und zum Kopierer zwei Zimmer weiter mitnimmt, vorbei an dem Wartebereich im Nachbarraum, aus dem Stimmengewirr dringt. 

Das nächste Gespräch führt Amelie Ohren auf Französisch – keine Seltenheit bei zwei Beratungstagen die Woche mit je durchschnittlich zehn bis 15 Einzelgesprächen und Klientinnen und Klienten aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern. Während das sechs Monate alte Baby der französischsprachigen Klientin unbeeindruckt mit seinen Füßen spielt und leise vor sich hin blubbert, kümmern sich die Erwachsenen um eine fehlende Meldebescheinigung. 

Vor der Tür warten bereits die nächsten Bewohnerinnen und Bewohner. Für jede gelöste Anfrage scheint irgendwo in der Unterkunft eine neue aufzutauchen. "Ich weiß morgens nie, was auf mich zukommt, aber genau das macht die Arbeit so spannend und für mich reizvoll", berichtet Amelie Ohren. "Und wir finden immer Wege, um zu helfen." Vorbei ist der Tag für sie nach den Sprechstunden noch lange nicht: Die Nachbereitung nimmt viel Zeit in Anspruch. Schließlich müssen die Vorgänge auch noch dokumentiert und nachverfolgt werden.

Text: Stefanie Eß/ Diakonie Düsseldorf, Fotos: David Ertl/ Diakonie Düsseldorf.

Der Artikel stammt aus dem Magazin Dialog No. 4 der Diakonie Düsseldorf.

Weitere Informationen

Unterstützung für
Geflüchtete in Düsseldorf 

In den über 20 städtischen Unterkünften in Düsseldorf leben derzeit rund 3.800 Geflüchtete. An acht Standorten sind Mitarbeitende der Diakonie tätig, um den Menschen zu helfen, ihre Angelegenheiten zu klären und in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Große Unterstützung gibt es auch in den Welcome Points der Diakonie von Ehrenamtlichen, die zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen helfen, Hausaufgabenhilfe anbieten oder Freizeitangebote organisieren.