9. Juli 2015

Sommergespräch mit Susanne Ernst

Urlaub ohne Koffer

Sommerzeit ist Reisezeit. In der Diakonie RWL gibt es viele Einrichtungen und Angebote, die für Erholung, Spaß und Gemeinschaft in der Ferienzeit sorgen. Jede Woche stellen wir nun im Gespräch ein gutes Beispiel diakonischer Hilfen vor. Unter dem Motto "Urlaub ohne Koffer" organisiert "Freizeitleiterin" Susanne Ernst von der Diakonie Ruhr-Hellweg die Stadtranderholung in Hamm für Kinder von sechs bis zwölf Jahren. Nach den Ferien sollen sie in der Schule von schönen Ferienerlebnissen berichten können.

Seit Anfang der 70er Jahre organisieren Sie Freizeiten für Kinder in Hamm vor Ort. Worüber freuen sich die Kinder besonders?

Ich glaube, das Schönste ist es, mit den anderen Kindern Spaß zu haben. Mit den Freunden gemeinsam Zeit zu verbringen oder neue Freundschaften zu schließen. Wir haben hier auf dem Caldenhof in Hamm eine große Wiese, einen Spielplatz, ein Beachvolleyballfeld, ein Klettergerüst und ein Hüttendorf. Wenn das Wetter gut ist – und da haben wir ja jetzt Glück – sind wir draußen. Dieses Jahr finden alle Angebote unter dem Motto „Zeitreise“ statt. Wir erleben die Zeit der Wikinger, Ritter, Hippies oder Indianer und basteln und spielen zu diesen Themen. Das reicht von Federschmuck für Indianer bis hin zur „Wikingerwasserschlacht“. Die kam sehr gut an, denn die Kinder durften die Betreuer mit Wasser bewerfen.

Was hat sich in den letzten Jahren verändert?

Früher wurde unser Angebot nur von Kindern aus Familien mit wenig Geld angenommen. Das verändert sich. Mittlerweile kommen viele Kinder mit berufstätigen Eltern und Kinder von Alleinerziehenden. Die Teilnehmergebühr ist gestaffelt je nach Einkommen der Eltern. Die, die nicht viel haben, müssen auch nichts bezahlen. Zum Teil werden die Kosten komplett vom JobCenter übernommen – das sind zum Beispiel Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz.

Vor Ort gibt es viele Ferienbetreuungen für Kinder. Was machen Sie anders?

Durch die Angebote der Offenen Ganztagsschule gibt es natürlich mehr Konkurrenz. Hier muss man die Zeit aber nicht im Schulgebäude oder auf dem Schulhof verbringen. Bei uns gibt es viel Bewegung an der frischen Luft auf einer großen Wiese. Die Kinder verbringen die Zeit mal ohne Technik. Das ist dann einfach mal was anderes. Wir versuchen die Tage so zu gestalten, dass jeder Tag ein Höhepunkt ist.

Wie bereiten Sie die Ferienbetreuung vor, damit die Kinder auch in Hamm einen schönen Urlaub verbringen?

Die Freizeiten werden begleitet von zwei pädagogischen Fachkräften der Diakonie Ruhr-Hellweg. Die suchen dann schon relativ frühzeitig Ehrenamtliche, die Lust haben mitzumachen. Das sind viele Jugendliche, die eine Erzieherausbildung machen. Sie nutzen die Zeit mit den Kindern, um Erfahrungen auch mit älteren Kindern zu sammeln, da sie ja meistens ein Praktikum im Kindergarten machen. In Vorbereitungstreffen planen wir die Freizeitangebote und man lernt sich kennen. Mittlerweile gibt es auch eine Facebook-Gruppe des Vorbereitungsteams, in der sich ausgetauscht wird. In diesem Jahr sind es neben den Pädagogen 17 Ehrenamtliche, die 108 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren an zehn Tagen betreuen.

Gruppe der Sommerfreizeit. Im Hintergrund sieht man das Diakonielogo auf einer Flagge.

Gruppe der Sommerfreizeit

Welche Situationen sind für Sie als Organisatoren eine besondere Herausforderung?

Zu uns kommen seit vielen Jahren auch Kinder, die in pädagogischen Wohngruppen oder im Frauenhaus untergebracht sind. Die Tagesgruppen der Diakonie aus Ahlen und Hamm sind in diesem Jahr erstmals geschlossen dabei -  alle Kinder und Mitarbeitenden. Manche Kinder haben schon Gewalt erlebt. Da müssen wir erst mal wieder Vertrauen aufbauen.

Für uns als Betreuer ist aber auch das Abschlussfest eine besondere Herausforderung und ein Höhepunkt. Alle Kinder üben in der Freizeit etwas für das Abschlussfest ein, zu dem dann auch die Eltern kommen. Es ist dann immer schön zu sehen, wie die Kinder sich entwickelt haben, für uns und auch für die Eltern.

Und schmeckt den Kindern das Essen?

Wir haben einen kindgerechten Caterer, der alles möglich macht von Rohkost über Nachtisch bis zu lactosefreier Kost. Der kommt sehr gut an, auch bei den muslimischen und afrikanischen Kindern. Die können alles mitessen, da ohne Schweinefleisch gekocht wird.

Haben Sie noch einen Wunsch für die Zukunft? 

Wir hoffen, dass wir die Räumlichkeiten des Caldenhofes in den nächsten Jahren modernisieren können. Das Gelände ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen und wir möchten gerne noch viele schöne Freizeiten hier mit den Kindern verbringen.

Das Gespräch führte Sabine Portmann.

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