7. November 2022

Schwangerenberatung

Von Aufklärung bis vertrauliche Geburt

Wie heißen die weiblichen Geschlechtsorgane? Wer hilft bei Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt und Baby? Wo kann ich abtreiben? Antworten auf diese Fragen suchen viele Frauen vermehrt in den sozialen Netzwerken, beobachten die diakonischen Schwangerenberatungsstellen. Eine Themenreihe auf dem Instagram-Kanal der Diakonie RWL stellt deshalb ihre Arbeit vor.

  • Startpost der Themenreihe Schwangerenberatung auf Instagram.
  • Wichtig in der Sexualpädagogik: Die Plüschorgane, die Vanessa Guhr mitnimmt in die Schulklassen.
  • Werdende Eltern umarmen den Babybauch.

Ein Plüschuterus, Binden, Kondome, eine leere Pillen-Packung, eine Menstruationstasse und bunte Flyer über Sex: Wenn Vanessa Guhr in die Schulen rund um Bad Kreuznach fährt, ist ihre Tasche gut gefüllt. "Ich nehme die Schülerinnen und Schüler mit auf eine spannende Reise zu den Themen Pubertät, Körper, Liebe, erste Menstruation und erster Samenerguss", erzählt die Erziehungswissenschaftlerin. "Körper- und Sexualaufklärung muss nicht langweilig und todernst sein, im Gegenteil! In den Klassen wird miteinander gemalt, gespielt und gelacht."

Die Sexualpädagogik an Schulen gehört zu Vanessa Guhrs Job in der Beratungsstelle für Schwangerschaft, Sexualität und Familienplanung im Diakonischen Werk der Ev. Kirchenkreise Trier, Simmern-Trarbach und An Nahe und Glan. Sie berät außerdem rund um Schwangerschaft und Geburt, begleitet Frauen bei Entscheidungen wie Abbruch oder vertrauliche Geburt und kümmert sich um den eigenen Instagram-Kanal der Beratungsstelle: Unter @baby_und_tipps informieren die Beraterinnen über ihre Arbeit.

Plüschorgane, Binden, Tampons und mehr: Materialien für die Sexualpädagogik.

Vanessa Guhr widmet sich in ihrem Beitrag im Rahmen der Themenreihe dem Thema Sexualpädagogik an Schulen. 

Themenreihe soll Aufmerksamkeit schaffen

"Das ist genau richtig", lobt Heike Buschmann, Diakonie RWL-Referentin für Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung. "Es ist wichtig, dass die Beratungsstellen auch in den sozialen Netzwerken aktiv sind. Dort können sie viele Menschen erreichen, die ihre Angebote dringend benötigen." Sie startete deshalb eine Austauschrunde zu Social Media: Beraterinnen, die mehr über Social Media lernen wollten, konnten sich vernetzen, Themen und Ideen sammeln und sich über Tipps und Tricks zu Instagram informieren. Das Ergebnis: Neun Beiträge zu den diversen Themen der Schwangerenberatung, die als Themenreihe vom 7. bis 17. November auf dem Instagram-Kanal der Diakonie RWL erscheinen.

Auch die Mitarbeiterinnen der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen haben sich an der Themenreihe beteiligt: In ihrem Beitrag erläutern sie, wie eine Beratung über einen Schwangerschaftsabbruch abläuft und welche Möglichkeiten den Frauen offenstehen. "Mit Blick auf die jüngere Generation an Frauen, die einen starken Bezug zu Social Media haben, ist die Themenreihe zur Schwangerschaftsberatung eine ganz tolle Sache", sagt Janet Orlando, Mitarbeiterin der Hilfen für Frauen. "Im Umgang mit Instagram und auch dem Grafikdesign-Programm Canva bin ich deutlich sicherer geworden. Und ich habe einige Ideen, wie ich Beiträge für die Öffentlichkeitsarbeit in unserem Projekt und auch allgemein in den Hilfen für Frauen damit bearbeiten kann."

Erfahrung aus der Pandemie-Zeit

Elke Hörmann und ihre Kolleginnen von der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung der Diakonie An Sieg und Rhein sind seit der Corona-Pandemie auf Instagram aktiv. Unter @wearewith__you informieren sie über ihre Angebote. "In der Zeit haben wir eine digitale Bildungsreihe für Schwangere und werdende Eltern initiiert", erklärt Elke Hörmann. "Es gab keine Präsenz-Veranstaltungen, und sie waren auch zu riskant für Schwangere." Doch wie sollten sie dafür Werbung machen? "Unsere Zielgruppe liest keine Zeitung mehr", gibt die Sozialpädagogin und Familientherapeutin zu bedenken. "Für uns war schnell klar, dass wir auf Instagram aktiv sein müssen – und zwar nicht nur für die Bildungsreihe, sondern dauerhaft."

Viele Ratsuchende kommen über persönliche Empfehlungen in die Beratungsstelle, berichtet Elke Hörmann. "Eine breitere Masse an Frauen können wir über die sozialen Medien erreichen. Wir haben tolle Hilfsangebote, und das zeigen wir auch auf Instagram." In ihrem Beitrag im Rahmen der Themenwoche geht es um die vertrauliche Geburt. Elke Hörmann schildert, wie sie Frauen bei ihrer Entscheidung begleitet.

Diakonie RWL-Referentin Heike Buschmann

Die Beratungsstellen benötigen personelle Ressourcen für Beratung und Information in den sozialen Medien, betont Diakonie RWL-Referentin Heike Buschmann.

Stellen benötigen Geld für Beratung auf Social Media

"Bislang haben nur wenige Beratungsstellen eigene Social-Media-Accounts", sagt Heike Buschmann. Der Kanal von Vanessa Guhr aus Bad Kreuznach zum Beispiel läuft demnächst aus. Die Diakonie RWL-Expertin verweist auf die Finanzierung: "Öffentlichkeitsarbeit kommt immer on top, und im Alltagsgeschäft der Beratungen bleibt dafür oft keine Zeit." Dafür hat sie Verständnis: "In diesem Jahr merken wir eine starke Nachfrage nach den Sozialberatungen. Die Energiekosten explodieren, weshalb immer mehr Menschen in die Beratungsstellen kommen." Sie benötigen Unterstützung bei Fragen rund um finanzielle Hilfen. "Selbstverständlich kümmern sich die Beraterinnen erst um Ratsuchende in akuter Not, und Social Media steht hintenan", so die Diakonie RWL-Expertin. "In der Finanzierung sollte die Öffentlichkeitsarbeit mitbedacht werden. Wir benötigen personelle Ressourcen für Beratung und Information in den sozialen Medien." 

Zudem müssen sich die Beraterinnen erst in das Thema einarbeiten: "Zu Beginn müssen die Beratungsstellen viel Zeit investieren, um auf Social Media zu starten: Wie funktioniert Instagram? Wie kann ich Grafiken erstellen? Welche Themen eignen sich?", erklärt Heike Buschmann. "Doch das lohnt sich: Ratsuchende erhalten wichtige Hinweise und wissen, dass sie bei uns Hilfe finden."

Text: Jana Hofmann, Fotos: Shutterstock, Vanessa Guhr, Canva, Diakonie RWL