Diakonie Stiftung Salem
Das neue Frauenhaus in Minden soll ein sicherer Ort für Frauen und ihre Kinder sein, die in ihren Partnerschaften oder ihrem sozialen Umfeld physische, sexualisierte oder psychische Gewalt erfahren haben. Sie finden hier vorübergehend Unterkunft und Unterstützung – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, kulturellen Herkunft oder Konfession. Das Haus ist barrierefrei, daher also auch für Frauen mit Beeinträchtigungen geeignet. Das Schutzzentrum bietet Platz für bis zu zehn Frauen und weitere zehn Plätze für ihre Kinder.
Aus der Isolation ausbrechen
Offene Türen im Frauenschutzzentrum: Die Einrichtung arbeitet mit einem offenen Konzept.
Das Frauenschutzzentrum arbeitet nach einem offenen Konzept, daher hält die Diakonie Stiftung Salem den Standort im Mindener Stadtteil Königstor auch nicht geheim. Im Gegenteil: Gerade durch die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit sowie die Einbindung in das Quartier und die Nachbarschaft sollen soziale Kontrolle und Sicherheit gewährleistet werden. "Der Schutz von Frauen vor Gewalt ist eine gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe. Daher soll diese Arbeit auch vor Ort sichtbar werden", sagt Pfarrer Thomas Lunkenheimer, theologischer Vorstand der Diakonie Stiftung Salem. Das offene Konzept ermögliche es den Frauen, nach Absprache Verwandte und Vertraute einzuladen. Dies gebe vor allem den oft stark belasteten Kindern ein Stück Normalität. Auch Treffen mit Vertrauten im öffentlichen Raum sollen möglich sein.
"Viele Frauen haben aufgrund ihrer Gewalterfahrungen lange in Isolation gelebt. Für sie ist es entscheidend, aus dieser Isolation ausbrechen zu können. Das bedeutet, nicht weiterhin im Verborgenen leben zu müssen", erklärt Ricarda Möller, Leiterin des Geschäftsbereichs. Dennoch verfüge das Frauenschutzzentrum selbstverständlich über moderne Sicherheitstechnik zur Zugangskontrolle. Auch die enge Zusammenarbeit mit der Polizei ist der Diakonie Stiftung Salem wichtig.
Hilfe auch für Kinder
Neben möblierten Zimmern mit eigenen Bädern stehen den Frauen eine große Gemeinschaftsküche, Ess- und Wohnbereiche sowie ein geschützter Garten- und Spielplatzbereich zur Verfügung. Die Finanzierung erfolgte durch Landesförderung sowie kommunale Mittel des Kreises Minden-Lübbecke.
Im Frauenschutzzentrum erhalten die Betroffenen nicht nur eine sichere Unterkunft, sondern auch Beratung und Unterstützung in emotionalen, praktischen, rechtlichen und psychosozialen Bereichen. Ein interprofessionelles Team bestehend aus Sozialarbeiterinnen und Erzieherinnen begleitet sie dabei. Insbesondere Kinder können ihre zum Teil traumatischen Erlebnisse strukturiert und professionell aufarbeiten. "Wir betrachten das Frauenschutzzentrum auch als Kinderschutzhaus", sagt Ricarda Möller.
Schneller Übergang
Angebote für Kinder gehören für Diakonie RWL-Expertin Ulrike Martin in jedem Frauenhaus unbedingt dazu.
Ulrike Martin, Referentin für den Arbeitsbereich Gewaltschutz für Frauen und deren Kinder bei der Diakonie RWL, begrüßt das. "Wir wissen heute, dass Kinder grundsätzlich von häuslicher Gewalt mitbetroffen sind und deshalb gezielte Angebote benötigen, um mit dem Erlebten umgehen zu können. So werden sie später nicht selbst zu Betroffenen oder Täter*innen." Angebote für Kinder und zur Prävention gehörten deshalb in jedem Frauenhaus unbedingt dazu.
Die Entscheidung für das neue Frauenschutzzentrum war Ende 2022 überraschend gekommen: Der bisherige Träger verkündete, dass er den Betrieb einstellen muss. "Als Diakonie Stiftung Salem halten wir die Arbeit eines Frauenhauses in Minden aber für unbedingt notwendig. Wir haben gegenüber der Politik signalisiert, dass wir in der Lage sind, kurzfristig in dieses Arbeitsfeld einzusteigen", erklärt Christian Schultz, kaufmännischer Vorstand der Diakonie Stiftung Salem. Innerhalb kurzer Zeit hatte die Diakonie Minden ein Konzept entwickelt. Und mit einem speziell dafür errichteten Gebäude stand eine geeignete Immobilie bereit, um die Arbeit im Bereich des Frauenschutzes schnell aufzunehmen.
Text und Fotos: Diakonie Stiftung Salem/Diakonie RWL