Tag der Nachbarschaft
Kaffeetische auf dem Spielplatz
Dorffest
Nicht nur in der Kooperation mit nebenan.de war das Quartiersprojekt Düsseldorf Stadtmitte besonders schnell. Auch die Aktion zum Tag der Nachbarschaft ist eigentlich zu früh - und fand bereits am 22. Mai statt. Eine Gruppe meist älterer Nachbarn versammelte sich an einem bunten Kaffeetisch, der auf dem Spielplatz an der Stephanienstraße aufgebaut wurde. Wie haben Sie von der Aktion erfahren, frage ich? Die meisten Teilnehmenden nehmen schon länger an den verschiedenen Aktivitäten des Projekts teil. Von neuen Angeboten erfahren sie über Aushänge, Flyer - und über nebenan.de. Das Portal ist allen bekannt. Aktive Nutzer sind acht der zwölf, die ich frage.
Dagmar Padval
So wie Dagmar Padval (70). Sie hatte zuerst über einen Handzettel von dem Nachbarschaftsfest erfahren. Als sie dann noch bei nebenan.de auf Informationen der Initiative stieß, hat sie beschlossen, hinzugehen. Diesen Mechanismus bestätigen mehrere der versammelten Nachbarn. Wenn ihnen Hinweise auf Angebote mehrfach begegnen, steigt die Wahrscheinlichkeit, sich zu beteiligen.
Häufiges Ende von Nachbarschaftsfesten. Aber die Stühle müssen mit.
Oder Ulrich Bausch, 63, der an Aktivitäten des Projekts teilnimmt, um Menschen kennenzulernen. Er war vor zwei Jahren aus der Eifel nach Düsseldorf gezogen, weil er auf dem Land nicht alt werden wollte. Hier in Düsseldorf-Stadtmitte findet er jetzt das Dorf, das er in der Eifel nicht gefunden hat - mit sozialem Leben und vielen lokalen Aktivitäten. Einer der Hauptkanäle sind für ihn die Veranstaltungshinweise bei nebenan.de.
Der naheglegene Waschsalon bietet Zuflucht vor dem Platzregen: Quartiersentwicklerin Neele Behler.
Netzwerk mit Potential
Neele Behler, Quartiersentwicklerin im Projekt, bestätigt die Ergebnisse meiner kleinen Umfrage beim Nachbarschaftsfest. Nach ihrer Schätzung kommen etwa ein Drittel der Teilnehmenden bei Aktivitäten des Quartiersprojekts über die Veranstaltungshinweise, die sie bei nebenan.de einspeist. Sie schöpft dabei aus bereits fast zweijähriger Erfahrung in der Nutzung des Portals. Dabei profitierte sie von einer Ausnahmeregelung, die sie über eine persönliche Anfrage an Michael Vollmann erhielt, den Gründer des sozialen Netzwerks. Denn eigentlich durften bislang bei nebenan.de nur konkrete Personen mitmachen. Nach einer Verifizierung ihrer Identität erhalten sie Zugang zu den Nachrichten von Menschen aus ihrem Stadtteil - und nur aus ihrem Stadtteil. Mit diesem Rezept ist ein schnell wachsendes Nachbarschaftsnetzwerk mit 800.000 aktiven Nutzern entstanden, davon fast 250.000 in NRW. In Düsseldorf hat das Portal inzwischen 24.000 aktive Nutzerinnen und Nutzer - mehr als in Rheinland-Pfalz (17.000) und dem Saarland (4.500) zusammen.
Michael Vollmann ist Gründer von nebenan.de und Geschäftsführer der nebenan.de Stiftung. Vorher war er zehn Jahre bei Ashoka tätig, einer internationalen Organisation zur Förderung von Sozialunternehmen.
Gemeinsam fürs Quartier
Die Vision, mit dem Portal Quartiere zu beleben und Engagement vor Ort zu fördern, hatte aber bislang einen Schönheitsfehler. Initiativen und andere lokale Akteure blieben außen vor. Das wachsende Netzwerk wurde so in manchen Quartiersprojekten zunehmend als "Konkurrenz" empfunden. Das soll sich nun ändern.
Michael Vollmann fand die Idee, dass Projekte und gemeinnützige Einrichtungen in dem Portal mitmachen, von Anfang an interessant. "Darum hatte ich nach der persönlichen Anfrage von Neele Behler im September 2016 eine Ausnahme zugelassen". Doch dann dauerte es noch fast zwei Jahre, bis das Portal für Organisationen geöffnet wurde. Seit letztem Monat nun können sich deutschlandweit Einrichtungen registrieren, um Ehrenamtliche zu suchen, um für Angebote und Veranstaltungen zu werben oder um Fundraising für lokale Aktionen zu betreiben. Bei jeder Organisation, die sich beteiligen will, wird geprüft, ob sie dem Gemeinwohl verpflichtet ist und ob ein direkter Bezug zu einem Stadtteil besteht. Vor der Freischaltung nehmen Mitarbeitende von nebanan.de persönlich Kontakt auf.
Die nächsten Aktivitäten im Quartier sind schon in Planung.
Wegen des hohen Aufwandes wird das neue Angebot noch nicht aktiv beworben. "Wir müssen die Menge der eingehenden Anfragen bedienen können und wollen auch erste Erfahrungen auswerten", erklärt dazu Michael Vollmann. Für gemeinnützige Organisationen bleibe die Teilnahme auf jeden Fall kostenlos. Erst in einer späteren Phase sollen auch lokale Gewerbetreibende eingeschränkte Zugänge zum Portal erhalten - und dem Projekt erste Einnahmen bescheren.
Text und Fotos: Christian Carls
www.nebenan.de
www.tagdernachbarn.de
Diakonie-Portal zur Nachbarschaft
Quartiersprojekt Düsseldorf-Stadtmitte
Ehrenamt
Seit April können gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen sich bei organisation.nebenan.de registrieren und das Portal kostenlos nutzen. Das Netzwerk erreicht nach Angaben des Geschäftsführers Michael Vollmann in vielen städtischen Nachbarschaften bereits über 20% der Haushalte. Einrichtungen sollen sich zur Sicherstellung des lokalen Bezugs möglichst selbst registrieren, nicht über den Träger.
Die Diakonie Deutschland unterstützt das Netzwerk seit langem, kann aber als Verband mit überregionalen Bezügen nicht selbst teilnehmen.