Donnerstag, 20. April 2017

Letzter Rettungsanker Bahnhofsmission

Diakonie RWL: Ehrenamtliche leisten unverzichtbare sozialer Arbeit

Düsseldorf/Münster, 20. April. Die Bahnhofsmissionen entwickeln sich zunehmend zu Stationen einer "letzten Hoffnung" für Menschen, die durch alle sozialen Netze gefallen sind. Darauf macht das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe anlässlich des bundesweiten "Tages der Bahnhofsmission" am kommenden Samstag aufmerksam. "Vor Ort gibt es eine Vielzahl sozialer Hilfen, die aber eine zunehmende Zahl von Menschen offensichtlich nicht erreicht", sagt Christian Heine-Göttelmann, Vorstand der Diakonie RWL.

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Ehrenamt / Freiwilliges Engagement

"Vielerorts muss die soziale Arbeit besser vernetzt werden, damit sie auch bei Menschen ankommt, die unter mehrfachen Problemen wie Sucht, Schulden, Arbeits- und Wohnungslosigkeit leiden."

Im Gebiet des Sozialverbands zwischen Bielefeld und Saarbrücken sind 24 Bahnhofsmissionen mit rund 600 ehrenamtlichen Helfern aktiv. Bundesweit gibt es 103 Bahnhofsmissionen, in denen etwa 2.000 Ehrenamtliche arbeiten. Sie übernehmen laut Heine-Göttelmann zunehmend eine Lotsenfunktion durch das soziale Hilfesystem der Städte und leisten damit eine unverzichtbare soziale Arbeit. Neben wohnungslosen Menschen betreuen sie vor allem Flüchtlinge und Arbeitsmigranten aus Süd- und Osteuropa. Mittlerweile hat fast jeder vierte Gast der Bahnhofsmission einen Migrationshintergrund.

Hinzu kommt die Hilfe für Reisende. Auch hier sind die ehrenamtlichen Mitarbeitenden nach Beobachtung der zuständigen Diakonie RWL-Referentin für die Bahnhofsmission, Karen Sommer-Loeffen, immer stärker im Einsatz. "Die Deutsche Bahn fährt ihren Service stetig zurück. Statt Personal, das helfen kann, stehen im Bahnhof kompliziert zu bedienende Automaten."

Obwohl die Hilfe der Bahnhofsmission für Reisende und Menschen in Not wichtiger wird, erhält sie keine Fördermittel und ist überwiegend auf Spenden angewiesen. "Für die zunehmend komplexere und kompliziertere soziale Arbeit brauchen wir mehr professionelles Personal und mehr Schulungen für die ehrenamtlichen Mitarbeiter", sagt Karen Sommer-Loeffen. Beides sei allein mit Spendengeldern und Zuschüssen der Kirchen aber kaum zu schaffen. "Die chronische Unterfinanzierung der Bahnhofsmissionen wird ihrer Bedeutung als soziale Anlaufstelle und Reiseservice nicht gerecht", kritisiert Sommer-Loeffen.

Am "Tag der Bahnhofsmission" informieren die deutschlandweit 103 Einrichtungen über ihre Arbeit, hoffen auf Spenden und weitere ehrenamtliche Mitarbeiter. Den bundesweiten Aktionstag gibt es bereits seit acht Jahren. In diesem Jahr steht er unter dem Motto "Hoffnung geben, wo Menschen leben".

Ein ausführliches Interview zum "Tag der Bahnhofsmission" und den geplanten Aktionen gibt es hier: http://www.diakonie-rwl.de/themen/ehrenamt/tag-bahnhofsmission