11. März 2021

Impfungen im Ehrenamt

Die helfenden Hände der Impfpaten

Impfen, was das Zeug hält – mit dieser Parole wirbt die NRW-Landesregierung für ein schnelles Impfen in den 53 Zentren des Landes. Doch für ältere Bürger ist es gar nicht so einfach, zum Impfzentrum zu kommen. Hier helfen Ehrenamtliche. Auf die eigene Impfung müssen viele aber noch warten, berichtet Diakonie RWL-Referentin Karen Sommer-Loeffen in unserer Reihe #Ärmelhoch.

  • Diakonie RWLReferentin Karen Sommer-Loeffen mit Impfstatement (Foto: Diakonie RWL)
  • Impfpatin Erika Pleitgen mit einem Impfstatement (Foto: Diakonie Michaelshoven)
  • Impfhelferin Alexandra Theisen vom Fahrdienst des Kirchenkreises Essen mit einem Impfstatement (Foto: Michael Druen/Kirchenkreis Essen)
  • Annette Bogler, Landesbeauftragte der Grünen Damen und Herren in Westfalen, mit einem Impfstatement (Foto: privat)
  • Egbert Giesen, ehrenamtlicher Hospizhelfer beim Hospizdienst Pusteblume der Diakonie Wuppertal, mit einem Impfstatement (Foto: Achim Konrad)

Seit einem Monat sind die Impfzentren in NRW geöffnet und wöchentlich werden laut NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann rund 100.000 Bürger über 80 Jahre geimpft. Ohne Ehrenamtliche würde das nicht funktionieren. Wie engagieren sie sich?

Neben all denjenigen, die sich in den Impfzentren selbst als freiwillige Helfer einbringen, gibt es viele Ehrenamtliche, die derzeit für den Transport der Bürgerinnen und Bürger sorgen. Nicht alle Kommunen verteilen großzügig Taxigutscheine. In Essen hat der evangelische Kirchenkreis daher einen ehrenamtlichen Fahrdienst mit Privatautos und Bussen eingerichtet, an dem sich rund 30 Ehrenamtliche beteiligen. Sie holen die Seniorinnen und Senioren zuhause ab und bringen sie bis zum Parkplatz des Impfzentrums. Da der Fußweg von dort für viele ältere Menschen beschwerlich ist, bietet die diakonische Beschäftigungsgesellschaft NEUE ARBEIT Essen kostenlose Rikscha-Fahrten an. 

Klingt sehr originell, aber auch nach viel organisatorischem Aufwand. Funktioniert das reibungslos?

Hinter einem solchen Projekt steckt tatsächlich eine Menge Arbeit. Es muss ein Pool von Ehrenamtlichen aufgebaut werden, der auch spontan einsetzbar ist, wenn Termine sich verschieben. Versicherungsfragen müssen geklärt und ein Verhaltenskodex für die Fahrten erstellt werden. So dürfen die Fahrerinnen und Fahrer in Essen nur eine Person mitnehmen und müssen ihr Auto nach jeder Fahrt desinfizieren. Auch in anderen Kommunen wie in Plettenberg oder Hagen bieten die Freiwilligenzentralen der Diakonie oder Kirchengemeinden solche Fahrdienste an. Die "zentren plus" der Diakonie Düsseldorf und die "Helfenden Hände" der Diakonie Michaelshoven in Köln unterstützen ältere Menschen übrigens auch dabei, einen Impftermin zu bekommen.

Vier Ehrenamtliche stehen vor dem Fahrzeug des Kirchenkreises Essen, mit dem ältere Bürger zum Impfzentrum gefahren werden. (Foto: Michael Druen/Kirchenkreises Essen)

Wolfgang Harms, Armin Hashemian, Peter Stauder, Friedhelm Habelitz (v.l.) fahren ältere Bürger zum Impfzentrum. (Foto: Michael Druen/Kirchenkreises Essen)

Was motiviert Ehrenamtliche, sich als Impfpaten zu engagieren?

Wir beobachten generell eine große Bereitschaft, sich in der Pandemie für ältere, kranke und hilfsbedürftige Menschen einzusetzen. Einerseits sind es erfahrene Ehrenamtliche, die bisher in Kliniken oder Altenheimen unterwegs waren und das aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht mehr tun können. Andererseits sind viele neue, jüngere Menschen dazu gekommen, die mehr Zeit haben, weil sie sich im Homeoffice oder in Kurzarbeit befinden. Viele wollen aktiv dazu beitragen, dass diese Krise schneller überwunden wird, und das geht nur mit gut organisierten Begleitungen zu den Impfterminen und einem Blick für die Nöte der Menschen.

Wie wichtig ist es Ehrenamtlichen in der Diakonie, sich selbst impfen zu lassen?

Viele würden gerne schnell an die Reihe kommen, aber da ist noch Geduld gefragt. Von unseren Grünen Damen und Herren, die sich in Kliniken und Altenheimen engagieren, ist ein Teil bereits geimpft oder hat zumindest einen Termin in Aussicht. Sie können dort mitgeimpft werden. Doch wenn der Impfstoff knapp ist, schaut man genauer hin, wie intensiv die ehrenamtliche Begleitung alter und kranker Menschen ist. Bei den Grünen Damen und Herren hat die Pandemie übrigens dazu geführt, dass sie nun neue Engagementfelder entwickeln wollen. So gibt es in einigen Altenhilfeeinrichtungen einen "grünen Telefondienst" für ältere, einsame Seniorinnen und Senioren.

Laut der neuen Impfverordnung für Nordrhein-Westfalen können jetzt auch Ehrenamtliche, die sich in Hospizdiensten engagieren, geimpft werden. Ein längst überfälliger Schritt?

Das kann man so sagen. Die Sterbebegleitung konnte bislang nur unter größten Vorsichtsmaßnahmen stattfinden. Dabei brauchen gerade die schwer erkrankten Menschen jede Hilfe und jeden menschlichen Kontakt. Dort, wo eine enge Zusammenarbeit von Hospizdiensten und Altenheimen besteht, wie etwa bei der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal, sind Haupt- und Ehrenamtliche bereits in den Heimen mitgeimpft worden. Sie haben sich da übrigens auch aktiv als "Impfpaten" bei der Organisation der Impftermine eingebracht, wie mir die Leiterin des ambulanten Hospizdienstes "Pusteblume", Katharina Ruth, erzählt hat. Jetzt können sich die Ehrenamtlichen zum Glück auch in den Impfzentren anmelden. Dieses Angebot wird von vielen genutzt.

Das Gespräch führte Sabine Damaschke.