Ehrenamt in der Diakonie
Dass Helfen glücklich macht, steht außer Frage. Zahlreiche Studien werden von Zeitungen und Magazinen dazu herangezogen. Wir wissen das, zumal wir seit Menschengedenken in Gemeinschaften leben und von Kindesbeinen an mit unserem Schulkumpel nicht nur Butterbrot und Stickeraufkleber geteilt haben, sondern wie selbstverständlich beobachten, wiederholen, lernen und womöglich Neues daraus machen. Und andersherum. Das prägt uns nicht nur, sondern wir haben dabei auch noch Spaß und finden darüber womöglich sogar neue Freunde. Allerdings ist das Helfen alles andere als einfach, so scheint es. In der vielbesagten komplexer und schneller werdenden Welt, sollen die Menschen immer weniger Zeit haben. Zeit, die einem selbst fehlt sowie für andere. Umso interessanter ist, wie man sich dennoch engagiert. Und wie man andere dafür begeistern kann.
Ehrenamtliche helfen am Flughafen, in der JVA oder im Repair-Café
In unserer Sommerreihe „Ehrenamt“ zeigen wir neun Porträts von Jüngeren und Älteren, die sich für Flüchtlingskinder, Ältere, Menschen mit Behinderung oder ratsuchende Menschen engagieren. In Porträts zeigen wir exemplarisch, was die 200.000 Ehrenamtlichen der Diakonie RWL leisten. Wer selbst schon mal darüber nachgedacht hat, sich freiwillig zu engagieren, aber nicht so recht weißt, wo er das machen könnte und wie, der findet möglicherweise in den neun Porträts Rat, die hier kurz resümiert werden. Weiter unten gibt es praktische Tipps, wo man Stellen findet und welche Fragen man sich vor einem freiwilligen Engagement stellen kann.
- Die 26-jährige Kölnerin Joelle Hoffmann engagiert sich freiwillig bei der Diakonie Michaelshoven. Sie verbringt einfach Zeit mit Margret Stark, die in einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung lebt. Aus dem Ehrenamt heraus hat sich sogar eine Freundschaft entwickelt.
- Die Flughafen-Seelsorger Ingrid und Ulrich Reckert sind ehrenamtlich am Flughafen Düsseldorf tätig. Sie helfen allen, die Panik vor dem Fliegen haben oder einfach ein Gespräch suchen. „Seelsorge heißt, sich Zeit nehmen und zuhören“, betont Ingrid Reckert von der Flughafenseelsorge Düsseldorf Airport. „Danach sieht die Welt oft schon anders aus.“ In der Hektik des Airports ist sie, zusammen mit ihrem Mann, ein wohltuender Ruhepunkt.
- Tahssen Elias spielt mit geflüchteten Kindern. Der Krankenpfleger in Ausbildung betreut zweimal in der Woche die „Starken Kids“ in der Flüchtlingsunterkunft in Düsseldorf-Lohausen. Er hat von Kindern gelernt, was Frieden bedeutet.
- Barbara Hükelheim kommt seit 22 Jahren einmal in der Woche für drei Stunden in die JVA Wuppertal-Vohwinkel, um mit einer Gruppe von zehn bis 12 Männern Zeit zu verbringen. Sie hat für eine schönere Gestaltung des kargen Aufenthaltsraumes gekämpft. Für eine Welt, in der die Gefangenen „wie in einer intakten Familie 'einfach sein können' mit all ihren Unzulänglichkeiten.“
- So lange wie möglich mobil und unabhängig bleiben – das wollen viele Senioren. Hans-Ulrich Sander hat eine Menge Tipps, wie das möglich ist. Seit zwei Jahren berät er bei der Diakonie im Kirchenkreis Lennep ehrenamtlich zum Thema „Mobilität im Alter".
- Yasemin, der „Kinder-Magnet“, tanzt einmal die Woche mit den Kindern vom Kinderhaus der Diakonie Saar. Weil es ihr Spaß macht und den Kleinen auch. Die 15-jährige ist mit fünf Jahren schon selbst zu der Freizeitbetreuung gegangen. Mittlerweile ist sie ehrenamtliche Tanztrainerin.
- Als Justizvollzugsbeamtin war Martina Raschke "die mit dem Schlüssel". Das Geräusch des lauten Ab- und Aufschließens von Stahltüren bestimmte ihren Alltag. Heute klingt ihr Leben anders. In ihrem Ehrenamt bringt Martina Raschke leise, wohltuende Töne zu alten Menschen ins Pflegeheim. Mit ihren Klangmassagen gibt sie nicht nur den Bewohnern, sondern auch sich selbst ein Stück Lebensfreude zurück.
- Jeder Deutsche wirft pro Jahr durchschnittlich 22,8 Kilogramm Haushaltsgeräte, Handys oder Kabel in den Müll. Für Roland Schneider wird all dies zu schnell verschrottet. Deshalb engagiert sich der gelernte Elektromechaniker ehrenamtlich im Repair-Café der Diakonie in Siegburg.
- Sara Urselmans und Steffi Forster sind zwei junge Heilerzieherinnen, die ehrenamtlich im Betreuungsverein der Diakonie im Kirchenkreis Kleve arbeiten. Sie helfen Menschen, indem sie Anträge ausfüllen, Behördengänge erledigen, mit Banken telefonieren. Rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland brauchen eine rechtliche Betreuung. In den meisten Fällen kümmern sich Familienangehörige oder eben professionelle Betreuer darum.
Wie kann ich helfen?
Indem man weiß, was man gerne macht und sich ein paar Fragen vorher stellt. Jeder Mensch kann etwas Gutes tun: Menschen mit Behinderung können auch Freiwillige werden.
1. Möchte ich überhaupt gern anderen helfen?
2. Was mache ich gern? Was passt zu mir?
3. Was mache ich nicht gern?
4. Wie viel Zeit habe ich und wann?
5. Wie engagieren sich andere? Hier kann man zum Beispiel im Freundeskreis nachfragen.
Wie finde ich ein freiwilliges Engagement?
1. Deutschland hat eigene Agenturen für das Ehrenamt. Sie heißen Freiwilligen-Agenturen, die in einem Atlas zusammengefasst sind. Sie sind die beste Wahl, um sich schnell eine Übersicht über die Organisationen und Einrichtungen in seiner Nähe zu verschaffen. Hier beispielsweise für Essen.
2. Die zweitbeste Anlaufstelle ist die Stadt, in der man wohnt. Viele Städte helfen einem dabei, die passende Stelle zu finden, um sich freiwillig zu engagieren. Hier zwei Beispiele: Köln und Düsseldorf.
3. Man kann sich auch in seiner direkten Nähe umschauen. Sei es bei der Kirchengemeinde oder der Stadt-Gemeinde, wo Pfarrer*innen und Ehrenamtskoordinatoren*innen einem helfen können, ein freiwilliges Engagement zu finden.
4. Beim Land NRW gibt zahlreiche Informationen über das Ehrenamt: Beispielsweise über die „Ehrenamtskarte“, die man mit einem freiwilligen Engagement erhält. Sie ermöglicht Vergünstigungen in vielen öffentlichen und privaten Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken, Theater, Schwimmbäder, Kinos oder Apotheken.
5. Rheinland-Pfalz zeigt mit der Website „Wir tun was“ allerlei Wege auf, wie und wo man sich in dem Land ehrenamtlich engagieren kann.
6. Auf der Ehrenamtsseite vom Saarland wird man vom Ministerpräsidenten Tobias Hans zum Ehrenamt begrüßt. In dem kleinen Land gibt es 400.000 ehrenamtlich Tätige und soll damit einen Spitzenplatz bundesweit einnehmen. Auch hier gibt es eine Ehrenamtskarte mit Vorzügen.
7. Hessen bespricht aktuell, wie man mit digitalen Mitteln neue Freiwillige gewinnt – mit Themen wie Online-Fundraising und virtuellen Begegnungsräumen.
8. Oder man fragt direkt bei einer Organisation oder Einrichtung nach.
9. Wenn man jung ist oder bald in Rente geht und sich längerfristig engagieren möchte, könnte ein FSJ oder BFD passend sein. 2.000 Freiwillige engagieren sich so in der Diakonie RWL. Sie ist damit der zweitgrößte evangelische Träger von Freiwilligendiensten in Deutschland.
Text, Video und Foto: Christoph Bürgener
Ehrenamt / Freiwilliges Engagement
200.000 Ehrenamtliche engagieren sich bei der Diakonie RWL. Zum Beispiel in den 21 Bahnhofsmission, in der evangelischen Krankenhaushilfe bei den „Grünen Damen“. Die Diakonie RWL bildet Freiwillige fort und koordiniert deren Einsatz. Dabei spielen die 41 Freiwilligenzentralen von Diakonie und Caritas eine Schlüsselrolle. Sie vermitteln und beraten Engagierte und hilfesuchende Organisationen.