11. Juni 2024

Ehrenamt

Lotsen im Digital-Dschungel

Smartphone, Tablet und Internet - alte Menschen finden sich in der digitalen Welt oft nicht gut zurecht. Die Diakonie Düsseldorf bildet deshalb Pat*innen aus, die ihr Wissen ehrenamtlich an Senior*innen weitergeben. Davon profitieren beide Seiten.

  • Eine Seniorin hält ein Mobiltelefon in den Händen.
  • Ein Senior hält ein Smartphone in der Hand.

"Ich habe lange nach einem passenden Ehrenamt gesucht - und es schließlich bei der Diakonie Düsseldorf gefunden", sagt Eric Strübing. Er ist 40 Jahre alt und arbeitet hauptberuflich als Rechtsbetreuer. Trotz dieser zeitintensiven Tätigkeit sei das Ehrenamt für ihn längst nicht mehr aus seinem Alltag wegzudenken.

Im Projekt "Nachbarschaft stiften" der evangelischen Oster-Kirchengemeinde in Grafenberg setzt er sich als Medienlotse für die Stärkung von digitalen Kompetenzen älterer Mitbürger*innen ein. Ziel ist es, ältere Menschen wieder mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sei der Austausch im digitalen Raum gewachsen - und damit auch der Bedarf an Digitalpat*innen.

Individuelle Unterstützung

Und was macht so ein Digitalpate?  "Zuerst versuche ich immer zu vermitteln, dass die Leute nichts kaputt machen können. Oft erlebe ich sogar, dass sie neu geschenkte Geräte gar nicht erst auspacken." Eric Strübing besucht die Menschen meist Zuhause und hilft ihnen dort weiter. Möchte jemand jedoch lieber an einem neutralen Ort beraten werden, stellt die Gemeinde Räume zur Verfügung. "Wir sind da ganz flexibel", so Strübing. "Insgesamt möchten wir eine individuelle Unterstützung anbieten. Deswegen fragen wir im persönlichen Gespräch genau nach, um die Bedürfnisse einkreisen zu können."

Häufig gehe es nur um Änderungen in den Systemeinstellungen, zum Beispiel wie eine größere Schriftart angezeigt werden kann. Aber auch das Üben von Touch-Gesten oder die Erläuterung von Apps sind oft Thema. Strübing muss lächeln, wenn er erzählt, wie er einmal mit einer älteren Dame zusammensaß und diese dann erschrocken feststellte: "Huch, ich habe ja Fotos auf dem Handy", als die beiden die SMS der Enkeltochter entdeckten.

Eine Seniorin spielt auf ihrem Tablet ein Kartenspiel.

Häufig haben alte Menschen Angst, dass sie ihre mobilen Geräte kaputtmachen könnten und benutzen sie deshalb gar nicht erst.

Entschleunigung dank Ehrenamt

Um die alten Menschen optimal begleiten zu können und mögliche Berührungsängste im Umgang mit ihnen abzubauen, werden künftige Pat*innen in drei Sitzungen geschult und auf ihr Ehrenamt vorbereitet. Mitbringen sollten sie lediglich ein wenig Geduld und Fingerspitzengefühl auf der zwischenmenschlichen Ebene. Inzwischen gibt es vier weitere Digitalpat*innen. Aber es könnten noch mehr sein, so Strübing. Denn es gebe genügend Ältere, die nur auf eine zugewandte Unterstützung warteten. "Das technische Know-How dafür haben inzwischen viele. Besonders junge Menschen, die ja oft sogar 'digital natives' sind, also Digital-Muttersprachler." Zeitlich sei die ehrenamtliche Tätigkeit als Medienlotse recht einfach in den Alltag zu integrieren, da die Termine immer individuell abgesprochen würden.

Eric Strübing brennt für das Projekt, denn er selbst nimmt aus den Begegnungen mit den alten Menschen stets etwas mit: "Eine gewisse Langsamkeit, allerdings auf die gute Art und Weise." Diese Entschleunigung und ein Entkommen aus dem üblichen Alltagsstress, verdanke er seinem Ehrenamt.  

Text: Zoe Stellbring für Diakonie Düsseldorf, Fotos: Pixabay

Ihr/e Ansprechpartner/in
Verena Bretz
Stabsstelle Politik und Kommunikation