Wer macht was bei RWL?
Wenn es darum geht, fairen Wohnraum zu schafften, sieht Heike Moerland auch Diakonie und Kirche in der Pflicht.
Heike Moerland kennt die rheinische und die hessen-nassauische Kirche. Für ihren "evangelischen Lebenslauf", wie sie selbst das nennt, war der stark politische Konfirmandenunterricht der entscheidende Ausgangspunkt. Soziale Fragen, aber auch schon Themen wie Asyl wurden hier diskutiert. Im Umfeld des Jugendpfarramts in Mainz engagierte sie sich als Jugendliche bei Kinderfreizeiten und Jugendgottesdiensten. "Noch heute", so bringt sie es auf den Punkt, "ist mir an Kirche das Soziale wichtig." Und die Gemeinschaft, fügt sie hinzu.
Nach dem Abitur verbrachte Heike Moerland ein Auslandsjahr in Spanien. Danach studierte sie Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule in Darmstadt. Die ökumenische Perspektive behielt sie lebensweltlich bei: Sie wohnte im Ökumenischen Studentenwohnheim der Evangelischen Studentengemeinde und engagierte sich im Stadtjugendpfarramt Frankfurt bei Jugendaustauschmaßnahmen.
Arbeitsrecht und Gleichstellung
Nach dem Abschluss als Sozialpädagogin – einschließlich Anerkennungsjahr – hätte sie in diesem Beruf arbeiten können. Aber sie fällte eine andere Entscheidung, suchte nach Vertiefung und Erweiterung. So begann sie ihr Jurastudium in Mainz, das sie später in Düsseldorf fortsetzte.
2005 kam Heike Moerland zum Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland, nachdem sie hier zuvor schon als Urlaubsvertretung beschäftigt war. Mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht arbeitete sie in einer Teilzeitstelle in der Rechtsabteilung. Später kümmerte sie sich parallel dazu freiberuflich im Auftrag der Evangelischen Landeskirche um Gleichstellungsrecht und entwickelte Fortbildungsmodule hierzu.
2015 wechselte sie ins Sozialrecht mit dem Schwerpunkt Recht der Altenpflege. Dort wäre sie auch gerne länger geblieben, aber es tat sich eine neue Möglichkeit auf. Zum 1. Dezember 2016 wurde Heike Moerland zur Leiterin des neuen Geschäftsfelds Berufliche und soziale Integration berufen.
Im Fokus: Existenzsicherung und Menschenwürde
Im Gespräch mit ihr kann man sich kaum vorstellen, dass Heike Moerland laut und vehement werden könnte. Aber bei dem, was ihr in der Sache wichtig ist, spricht sie klar und deutlich: "Armut und Ausgrenzung sind die zentralen Fragen für die Diakonie", betont sie. Zu ihrem Geschäftsfeld gehören die Handlungsfelder Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigungsförderung, Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung, Wohnungslosenhilfe und Straffälligenhilfe.
Das sind im wesentlichen Arbeitsbereiche, die nicht strukturell gefördert werden, die unterfinanziert sind, die immer wieder auf Projektförderung angewiesen sind. Hier geht es immer um Menschen in prekären Lebenssituationen. Ziel aller diakonischen Anstrengungen muss es sein, dass diese Menschen in Würde leben und teilhaben können an einer Gesellschaft, die nicht ausgrenzt, sondern integriert.
Interessiert an ausländischer Literatur und Kultur
Wenn man sich in Düsseldorf dem Haus der Diakonie in der Lenaustraße zufällig zeitgleich mit Heike Moerland nähert, kann man sehen, dass die Kollegin mit dem Rad zur Arbeit kommt. Sie trägt sogar Fahrradhelm. Heike Moerland ist mit einem Niederländer verheiratet. Ihr Hausname spricht sich also "Muhrland" aus. Am Ende des Gesprächs wage ich mit ihr eine Diskussion über niederländische Literatur der Gegenwart.
Der Unterschied: Sie liest im Original, ich brauche die Übersetzung. Heike Moerland kennt unser Nachbarland. Als junger Mensch war sie in Nicaragua und im südlichen Afrika. In ihre Arbeit an den harten, aber urdiakonischen Themen Armut und Ausgrenzung, Integration und Teilhabe bringt sie ihren evangelisch-ökumenischen Horizont, ihre sozialfachliche Kompetenz und ihre juristische Präzision ein.
Zum Geschäftsfeld Berufliche und soziale Integration gehören (Stand Februar 2017) außer der Leiterin Heike Moerland die Referent*innen Sabine Bruns, Ina Heythausen, Petra Köpping, Jan Orlt, Tobias Wagner sowie die Verwaltungsmitarbeiterinnen Renate Förster, Beate Johan und Angelika Schulz.
Text: Reinhard van Spankeren