Theologisches Forum
Eberhard Hauschildt, Barbara Montag, Christian Gretlein und Christian Heine-Göttelmann (v.l.)
Viele Vorstände diakonischer Werke und Einrichtungen haben einen prall gefüllten Terminkalender voller Besprechungen und Konferenzen. Wie war die Reaktion, als die Diakonie RWL zum ersten Theologischen Forum eingeladen hat?
Die Terminkalender sind zwar voll, aber von den rund 30 Vorstands- und Geschäftsführungstheologinnen und -theologen im Verbandsgebiet der Diakonie RWL sind immerhin 25 nach Wuppertal zu unserem ersten Forum gekommen. Es war ihnen wichtig, einen Raum zum intensiven Austausch mit anderen theologischen Führungskräften der Diakonie zu haben, denn in ihrem Alltag kommt genau das viel zu kurz. Sie sind meist Einzelkämpfer auf ihrem Posten, an die ein hoher ethischer, aber auch unternehmerischer Anspruch gestellt wird.
Das Thema des ersten Forums lautete „Von der Verkündigung zur Kommunikation des Evangeliums – ein für die Diakonie grundlegender Paradigmenwechsel?!“ Das klingt tatsächlich sehr theologisch. Was verbirgt sich dahinter?
Das Theologische Forum, das wir nun einmal im Jahr anbieten wollen, soll nicht nur dem Austausch untereinander dienen, sondern auch Impulse aus der Wissenschaft aufgreifen. Insofern laden wir dazu renommierte Theologieprofessoren ein. Den Auftakt machten Professor Dr. Eberhard Hauschildt von der Universität Bonn und Professor Dr. Christian Grethlein von der Universität Münster. Mit ihnen haben wir darüber diskutiert, was es heißt, als Theologinnen und Theologen Kirche an einem nicht-kirchlichen Ort zu präsentieren und insofern von der Verkündigung, wie sie ja normalerweise in Gottesdiensten geschieht, zu einer Kommunikation des Evangeliums zu kommen. Wir haben das anhand des Wirkens Jesu debattiert, der oft sehr anschaulich in Form von Gleichnissen gepredigt, aber auch mit den Menschen gegessen und gefeiert und sie körperlich, seelisch und spirituell geheilt hat.
Angeregte Diskussion der Diakonievorstände in Wuppertal
Was bedeutet das denn konkret für einen Theologischen Vorstand heute?
Auch die Theologinnen und Theologen, die an der Spitze eines diakonischen Unternehmens stehen, empfinden sich als nah dran an den Menschen, für die ihr Werk oder ihre Einrichtung eintritt. Das „helfende Handeln“ steht für sie als konkreter Ausdruck des Evangeliums im Mittelpunkt. Sie haben auch die Aufgabe, dieses Handeln theologisch zu begründen. Nehmen wir das Beispiel der Abtreibung. Anders als die katholische Kirche lehnen evangelische Kirche und Diakonie Abtreibungen nicht grundsätzlich ab. Der Schutz des ungeborenen Lebens ist zwar auch für sie biblisch geboten, aber im Sinne einer ethischen Sensibilität halten wir im evangelischen Kontext die Ambivalenzen aus, d.h. wir begleiten die Betroffenen ergebnisoffen auf ihrem schwierigen Weg.
Die theologischen Vorstände sind auch Manager großer diakonischer Unternehmen und damit Chefs von oft mehreren tausend Mitarbeitern. Sie müssen viel mit Führungskräften aus Wirtschaft und Politik verhandeln. Wie treten sie dort auf?
Alle verstehen sich nach wie vor als Theologinnen und Theologen und treten auch so gegenüber den Entscheidern in Wirtschaft und Politik auf. Das hat natürlich zur Folge, dass sie sich häufig ethisch erklären müssen und besonders befragt und hinterfragt werden. Das ist natürlich nicht einfach, aber Diakonie ist nun mal Lebensäußerung von Kirche und sollte das auch öffentlich vertreten. Darin waren sich alle Vorstände bei unserem ersten Forum einig. Und sie haben darin übereingestimmt, dass wir diesen Austausch mit wissenschaftlichen Impulsen unbedingt fortsetzen sollen.
Informationen
Weitere Informationen und Materialien gibt es bei Barbara Montag,
Telefon: 0211 6398-268
E-Mail: b.montag@diakonie-rwl.de